Der Börker Mundart-Papst
Zum 40. Mal veranstaltet Hans Spennes morgen einen Mundart-Stammtisch auf „Börker“Platt. Angefangen hat alles im kleinen Kreis. Heute kommen bis zu 100 Gäste zu den Treffen, um Geschichten aus dem Büdericher Ortsteil zu hören.
Zum 40. Mal veranstaltet Hans Spennes morgen einen Mundart-Stammtisch auf „Börker“Platt. Angefangen hat alles im kleinen Kreis.
„Börk, d‘r Rhing on sons noch jet“, dieseWorte umschreiben, was Hans Spennes morgen um 19 Uhr bereits zum 40. Mal in der„Krone“zum Besten geben wird. Nach rund zehn Jahren zelebriert der gebürtige Büdericher sein Jubiläum auf „Börker“Platt und gibt Geschichtchen und Geschehnisse aus dem größten Büdericher Stadtteil zum Besten, als dieser noch erheblich kleiner und beschaulicher war.
Angefangen hat alles an einem Rosenmontag, als Ria van Vreden und drei jecke Freundinnen den heute 77-Jährigen baten, doch einmal einen Mundartabend im kleinen Kreis zu veranstalten. Daraus wurde schnell Tradition und der kleine Kreis rasch größer. Heute füllt Hans Spennes viermal im Jahr den großen Saal in der Krone. „Rekord sind 104 Gäste“, freut sich der frühere technische Direktor einer Druckerei.
Im Schnitt kommen 60 junggebliebene und manchmal auch wirklich junge Leute, um den heimischen Zungenschlag zu hören. Sprechen können ihn immer weniger. Auch„Stargäste“begleiten Hans Spennes bei seinem Hobby, das er recht humorvoll ausübt. So kam es jahrelang zu Gipfeltreffen der beiden Meerbuscher Mundartpäpste Spennes und Johannes Toups. Auch die bereits verstorbene Regine Leygraph war am Anfang mit dabei, seit vier Jahren steuert auch Gastronomie-Urgestein Willi Burchartz immer ein paar „Verzellches“bei. Manchmal kommt sogar Sohn Ralf Spennes aus Aachen mit Saxophon oder Gitarre vorbei und dann werden selbst Welthits von den Beatles, Bee Gees oder Simon and Garfunkel mit Börker Texten vertont.
Überhaupt hat Spennes die Sprache der einfachen Büdericher bereits mit bekannten Vorlagen gekreuzt. So hat er schon vor vielen Jahren Max und Moritz – die heißen hier natürlich Tünn und Drickes – übersetzt und gedruckt. 300 Exemplare wurden damals gefertigt und unters Volk gebracht. Einen ganzen Posten haben die Büdericher Heinzelmännchen aufgekauft und machen diese seltenen Exemplare mit „Prunkeinband“nun jedem Büdericher Schützenkönig zu einem sehr exklusiven Geschenk. Zum 40. Mundartabend stellt Spennes übrigens seine zweite Broschüre vor, in der etliche Texte aus den vergangenen zehn Jahren verewigt sind. Alle sind liebevoll von Hand gebunden.
Spennes selbst ist für Alt-Büdericher Verhältnisse übrigens ein ech- tes Sprachtalent. Zuhause wurde natürlich Börker Platt gesprochen, berichtet der dreifache Großvater, der heute noch vorzugsweise mit dem Rad unterwegs ist. In der Schule hatte er dann im Gegensatz zu vielen anderen aber keine Probleme mit dem Hochdeutschen. Das führt er auf die Kinderlandverschickung zurück. Im Krieg war der Dreijährige mit Bruder und Mutter im Sudetenland einquartiert – da sprach man halt Hochdeutsch, was sich wohl irgendwie eingeprägt hatte. Und in der Volksschule gehörte Spennes zu den ersten, die Englisch hatten. Vom Englischlehrer wurde der vorwitzige Junge allerdings auch einmal quer durchs Klassenzimmer geprügelt, weil er einer Mitschülerin völlig korrekt – aber leider am Beispiel zweier Lehrpersonen – erklärt hatte, was„to love“im Gegensatz zu„to like“bedeutet.