Kontroverse um Sport-Plakat
Ein Werbeplakat für eine Sportveranstaltung erregt derzeit die Gemüter. Ist es sexistisch oder zu anstößig? Die Verantwortlichen wollen jetzt reagieren – und das Motiv entfernen.
Manchmal kommen die Dinge schneller ins Rollen als gedacht. Am Sonntagabend fotografierte CDU-Ratsherr Stefan Wiedon die Werbung für das Leichtathletik-Meeting, das im Februar in Düsseldorf stattfindet, und schickte das Foto an ausgewählte Freunde und Bekannte. „Ich wollte wissen, ob ich spinne.“Die Rückmeldungen seien recht einhellig gewesen, sagt er. „Sie gingen von ‚nicht gelungen’ bis ‚sexistisch’.“
Den Anstoß erregt eine Abbildung der amerikanischen Sportlerin Sandi Morris kurz vor dem Anlauf im Stadion. Sie trägt die übliche Kleidung der Stabhochspringerinnen: ein kurzes Höschen und ein bauchfreies Sport-Top. Das in Kombination mit dem Werbespruch „Finale Oho!“ist Stefan Wiedon nach eigener Aussage zu anzüglich. „Das Plakat steht so, dass nur Autofahrer es wahrnehmen.Was einem imVorbeifahren ins Auge fällt, ist der Hintern der Frau und das Wort ‚oho’“, sagt er. Sexistisch finde er es aber nicht unbedingt. Es gehe ihm nicht darum, Vorkämpfer der Emanzipation zu werden.
Weil Wiedon auch einige Medienvertreter informierte, wird das Plakatmotiv mit Sandi Morris nicht mehr lange in Düsseldorf zu sehen sein. Die 16 Plakate, die aktuell im Stadtgebiet hängen, sollen jetzt mit anderen Motiven überklebt werden. Das sagte Martin Ammermann, Prokurist der städtischen Veran- staltungstochter D.Live und dort zuständig für den Bereich Sport. D. Live ist zwar nicht Veranstalter des Leichtathletik-Meetings, aber für die Werbung verantwortlich. „Wir wollen Werbung für das Meeting machen, nicht Irritationen auslösen“, sagte Ammermann auf Anfrage unserer Redaktion. „Uns liegt nichts daran, mit unseren Plakaten eine Grundsatzdebatte auszulösen.“Man nehme die Kritik ernst.
Der Spruch „Finale oho!“erklärt sich aus der Tatsache, dass im Rahmen des Leichtathletik-Meeting am 20. Februar 2019 erstmals das Finale der Hallenwettbewerbe des Dachverbands aller nationalen Leichtathletikverbände (International Association of Athletics Federations, IAAF) in Düsseldorf ausgetragen wird.
Das Plakat ist Teil einer Kampagne, die in verschiedenen Medien für den Abschluss der IAAF World Indoor Tour wirbt. Aktuell hängen zwei Motive an den Düsseldorfer Straßen, beide mit dem Spruch „Finale Oho!“Eines zeigt die Stabhochspringerin Morris, das andere den tschechischen Kugelstoßer Tomáš Stan k. Ein weiteres soll die Kugelstoßerin Christina Schwanitz aus Sachsen zeigen.
Sandi Morris selbst sieht kein Problem an den Plakaten. Gegenüber der „Neuen Rhein Zeitung“sagte die amtierende Hallenweltmeisterin, das Plakat zeige eine ganz normale Situation. Zwar sei ihre Hinterseite zu sehen – Sexismus könne sie aber nicht erkennen.