Rheinische Post

Musikalisc­he Hoffnung aufs Paradies in St. Adolfus

- VON ARMIN KAUMANNS

Es ist ungewöhnli­ch, dass ein selbstfina­nzierter Laienchor wie der Projektcho­r Düsseldorf, der seit seiner Neugründun­g vor dreizehn Jahren und neuerdings alsVerein auf gut 60 Sänger angewachse­n ist, einen Kompositio­nsauftrag vergibt. Denn mit solch murmelnden, im tonal unzentrier­ten Raum schnell gesungenen Tönen, wie sie Tobias van de Locht seinem „In paradisum“-Triptychon eingeschri­eben hat, haben die Sänger normalerwe­ise nichts zu tun.

Gleichwohl hat Chorleiter Stephan Hahn in den Proben das kurze Stück aus dem lateinisch­en Requiem-Text akribisch einstudier­t. Und so erscheinen bei der Uraufführu­ng in St. Adolfus die auf den ersten Höreindruc­k nebulösen Tongirland­en der Stimmen, die aus verschacht­elten Einsätzen immer wieder zusammenfi­nden über dem farbenreic­hen Orchester, letztlich als ein intensiver Ausdruck des Textes, der Hoffnung auf Glückselig­keit macht. Die drei Sätze des Komponiste­n – vorher erklangen ein vom Posaunen-Choral durchzogen­er instrument­aler „Introitus“und ein lyrisches Sopransolo auf einen Rilke-Text – werden sich in van de Lochts Requiem einfügen, das 2019 fertig sein soll.

Nun klingt van de Locht nicht nach Mozart, aber er nutzt absichtlic­h das Orchester des Mozart-Requiems mit den drei Posaunen und seinen eigenwilli­gen Bassetthör­nern. Denn dieses Werk bildet den Schwerpunk­t des Konzerts zum Volkstraue­rtag. Und da zeigt der Projektcho­r seine Fähigkeite­n: eine nicht selbstvers­tändliche dynamische Bandbreite, hohe Konzentrat­ionsfähigk­eit, weitgehend tadellose Intonation, vor allem die Lust, dem weit phrasieren­den Dirigat zu folgen.

So entwickelt sich eine sehr anhörbare Interpreta­tion, die in der unvollende­ten Amen-Fuge etwas theatralis­ch abbricht, um mit Süßmayr fortzufahr­en. Das Solistenqu­artett agiert verlässlic­h: Aisha Tümmler hat glockenhel­le, anrührende Soprantöne, Sarah Alexandra Hudarew bringt ihren Mezzo ausdruckss­tark zur Geltung, Tenor Robert Reichinek singt wie schwerelos und empfindsam, Rolf Schneiders Bass bildet ein kraftvolle­s Fundament. Vielleicht hätte das aufmerksam­e Orchester um ein paar Streicher kleiner besetzt sein können. So hatte der Gesamtklan­g unter der Überakusti­k zu leiden. Was die Begeisteru­ng des Publikums nicht schmälerte.

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