Axel Milberg gibt grantelnden Haydn
(gho) Anmutig, mit einem kleinen Schuss Wehmut und einer kräftigen Portion Virtuosität leiteten Haydns Aria undVariationen Es-Dur den „Zweiklang“im Robert-Schumann-Saal ein.
Angekündigt war eine Hommage an Haydn und Mozart. Nun, Mozarts Musik war auch dabei, gelegentlich wurde er auch erwähnt. Aber die Textbeiträge bezogen sich nur auf Joseph Haydn. Mehr wäre vielleicht auch zu viel auf einmal gewesen.
Axel Milberg, erfolgreicher Theaterschauspieler und Fernsehzuschauern nicht nur als Kieler Kommissar Borowski („Tatort) ein Begriff, skizzierte Haydns Leben und Schaffen, seinen Werdegang und seinen Charakter anhand zeitgenössischer Zeugnisse. Das machte er sehr gut. Berichteten die Texte von Giuseppe Carpani (1751-1825) und Georg August Griesinger (1769– 1845) über Haydn (1732–1809) in der dritten Person, referierte Milberg sachlich, keineswegs aber trocken. Kam wörtliche Rede ins Spiel, dann wurde der Schauspieler aktiv. Da wurden die handelnden Personen lebendig. Den österreichischen Dialekt kann er, Verwunderung, Ärger und Erheiterung darstellen ebenfalls. So zeichnete er flüssig und temperamentvoll Haydn als eine gleichermaßen schlichte wie geniale, liebenswürdige und doch mitunter auch sture und grantelnde Persönlichkeit.
Haydn war das zweite von zwölf Kindern eines Stellmachers und einer Köchin. Eine systematische musikalische Förderung durchs Elternhaus wie bei Mozart stand bei ihm nicht zur Debatte. Aber Haydn litt nicht unter seiner einfachen Herkunft, im Gegenteil. Er hielt sich etwas darauf zugute, selbst etwas aus sich gemacht zu haben. Immerhin setzte sich der Vater energisch dage- gen ein, dass der Sohn wegen seiner schönen Knabenstimme zum Kastraten gemacht werden sollte. Auch wenn später Haydns Ehe nicht glücklich wurde: was für ein Glück, dass es nicht zu diesem Eingriff kam.
Für Haydns – und auch Mozarts – Musik stellte sich mit Caspar Frantz ein kompetenter Pianist vor. Schlackenlos in den schnellen, ausdrucksvoll in den langsamen Partien spielte er von Haydn zwei Sonaten (in Es- und D-Dur) und von Mozart unter anderem die Es-Dur-Sonate KV 626.
Info Wegen einer schweren Erkrankung von Schauspieler Bruno Ganz ist der nächste „Zweiklang“-Termin im Robert-Schumann-Saal verschoben werden: vom 9. Dezember auf den 5. April 2019. Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit, können aber auch zurückgegeben werden, wie der Veranstalter mitteilt.