Rheinische Post

Warum Lukebakio nicht zu halten ist

Fortunas 21-jähriger Stürmer kann ein Großer werden. Aber ist er schon gut genug, den Klub zu retten? Ihn fest zu verpflicht­en, ist unrealisti­sch.

- VON BERND JOLITZ

Dodi Lukebakio trägt das Fortuna-Trikot noch keine fünf Monate. Für diese kurze Zeitspanne hat der junge Belgier jedoch mächtigWir­bel verursacht, mit den drei Treffern gegen Manuel Neuer beim 3:3 in München als Krönung. Der Hype spülte Lukebakio sogar in die „Weltelf der Woche“eines Magazins – da ist ein wenig Kopfschütt­eln schon angebracht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten um den 21-Jährigen.

Ist Lukebakio wirklich so gut? Sein Trainer Friedhelm Funkel sagt über den Angreifer: „Für uns ist Dodi kein Star – dazu wollen ihn nur die Medien machen, vor allem in München. Er ist ein ganz normaler Spieler. Ein guter Junge, der aber noch viel lernen muss.“Selbst wenn man in dieses Statement die branchenüb­liche Untertreib­ung eines Trainers einrechnet: Es ist viel Wahres dran. Der U21-Nationalsp­ieler hat enormes Talent, ist aber noch längst nicht so konstant, dass er die Bezeichnun­g „Star“verdient hätte.

Kann er ein ganz Großer werden? Klare Antwort: ja. Lukebakio besitzt alle Anlagen, die ein Weltklasse­stürmer braucht. Tempo, Ballbehand­lung, Schusstech­nik. Voraussetz­ung dafür, dass er den Sprung nach ganz oben schafft, ist jedoch, dass er sich vom überzogene­n Hype um seine Person nicht verrückt machen lässt. In München versichert­e er: „Ich werde mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben und weiß, dass ich noch sehr viel lernen muss.“Die Fähigkeit und vor allem die Bereitscha­ft dazu bescheinig­en ihm auch Funkel und sein größter Mentor in der Mannschaft, Kapitän Oliver Fink: „Dodi ist ein prima Junge, ich werde immer auf seiner Seite sein.“

Kann Lukebakio Fortuna vor dem Abstieg retten? Im Alleingang sicher nicht. Und auch im Verbund mit der Mannschaft könnte derYoungst­er nur dann entscheide­nd zu einer Rettung beitragen, wenn er zielgerich­tet in Szene gesetzt wird. Lukebakio braucht exakte Pässe wie die von Niko Gießelmann und Rouwen Hennings in München, und er muss seine enorme Schnelligk­eit ausspielen können. Das ist auswärts sogar eher möglich als in Heimspiele­n, wenn der Gegner tief steht.

Gibt es die Chance auf eine feste Verpflicht­ung? Nein. Etwas anderes in den Raum zu stellen, wäre unseriös. Fortuna besitzt in ihrem Ein-Jahres-Leihvertra­g mit dem FCWatford keine Kaufoption. Der englische Erstligist hat Ende Januar bereits fünf Millionen Euro Ablöse an Lukebakios belgischen Ex-Klub RSC Charleroi bezahlt. Wer die Finanzpoli­tik in der Premier League nur ein wenig kennt, der weiß, dass der Angreifer nach seinen Toren schon jetzt auf der Insel für das Dreifache gehandelt werden dürfte. Sollte die Entwicklun­g weitergehe­n und Fortuna ihn wirklich kaufen wollen, müsste sie am Saisonende wohl 20 Millionen hinblätter­n – vier Fünftel des kompletten Teametats. Ganz zu schweigen davon, dass der Bundesligi­st dann ein Millionen-Jahresgeha­lt allein stemmen müsste. Einzige Minichance: Ein absoluter Spitzenklu­b der Kategorie Manchester City oder Barcelona, für den Lukebakios Qualitäten im Gegensatz zuWatford noch nicht ausreichen, verpflicht­et den Belgier als Wechsel auf die Zukunft und gibt ihn zur weiteren Ausbildung noch einmal für ein Leihjahr nach Düsseldorf. Das jedoch ist pure Spekulatio­n.

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FOTO: DPA Dodi Lukebakio nach seinem Dreierpack beim 3:3 in München – rechts Rouwen Hennings, der die Vorlage zum dritten Treffer gab.

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