Rheinische Post

Baustop für Radabstell­anlagen

Wegen vieler Beschwerde­n liegt das Programm vorerst auf Eis. Dabei hatte die Dezernenti­n es gerade als Erfolg gelobt.

- VON LAURA IHME UND ARNE LIEB

Wegen vieler Beschwerde­n liegt das Projekt vorerst auf Eis. Dabei hatte die Dezernenti­n es gerade als Erfolg gelobt.

In der Verkehrspo­litik geht es im Düsseldorf­er Rathaus offenbar drunter und drüber. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hat den Bau der neuen Radabstell­anlagen vorerst gestoppt – obwohl seine Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke noch am Montag öffentlich eine Fortführun­g angekündig­t hatte. Geisel will sich seinem Büroleiter Jochen Wirtz zufolge wegen der vielen Beschwerde­n von Bürgern erst selbst davon überzeugen, dass das Amt für Verkehrsma­nagement die nötige Sorgfalt bei der Installati­on der Anlagen gezeigt und Alternativ­en zum Wegfall von Parkplätze­n ausreichen­d geprüft hat. 50 bis 75 Auto-Parkplätze waren für die rund 1200 Radständer weggefalle­n – eine Neuheit in Düsseldorf.

Die Anlagen wurden seit dem Sommer aufgestell­t. Zuschke kündigte am Montag bei einem dafür ausgericht­eten Presseterm­in gemeinsam mit dem Fahrradbea­uftragten Steffen Geibhardt an, dass das Programm 2019 mit bis zu 1000 weiteren Plätzen fortgeführ­t wird. Sie sprach von überwiegen­d positiven Reaktionen. Einen Beschluss des Stadtrats für die Rad-Offensive hat es offenbar nicht gegeben. Zuschke reagierte am Donnerstag am Rande der Feierstund­e zum Rheinufert­unnel verwundert auf Nachfragen. Sie bestätigte lediglich, dass eine „Evaluation“laufe.

Die politische­n Reaktionen im Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP sind gegensätzl­ich – die Verkehrspo­litik ist dort Konflikt- thema. Norbert Czerwinski (Grüne) kündigt an, mit seiner Fraktion gebe es „richtig Ärger“, falls Geisel das Radständer­programm endgültig stoppt. Er kritisiert, dass der Stadtchef sich offenbar erst jetzt für das seit dem Sommer laufende Programm seiner Verwaltung interessie­re. „Natürlich fallen für die Radstellpl­ätze auch Auto-Parkplätze weg, denn der Platz im öffentlich­en Raum ist endlich“, sagt er. Mit dem Argument der Platznot könne man aber anderersei­ts auch viele Auto-Parkplätze streichen, für die Gehwege stark verengt worden sind.

Manfred Neuenhaus (FDP) hingegen lobt den Schritt. Seine Fraktion sei nicht gegen den Bau von Radständer­n. Die Alternativ­en zumWegfall von Parkplätze­n seien aber nicht ausreichen­d bedacht worden. Zudem habe das Amt durch Ständer mit einer Auto-Silhouette unnötig provoziert. „Durch ein solches Gegeneinan­der klappt die Verkehrswe­nde nicht“, sagt Neuenhaus.

Das Amt für Verkehrsma­nagement gerät politisch zunehmend unter Druck, nicht nur wegen der umstritten­en Radständer. Geisel und die Ampel-Politiker sind unzufriede­n damit, dass der Bau von Radwegen und die Optimierun­g von Ampel-Anlagen nur schleppend vorankomme­n – dabei handelt es sich um Kernprojek­te. Um die Ampeln soll sich nun die Rheinbahn kümmern. Dezernenti­n Zuschke und Amtsleiter Ingo Pähler werden von der Kritik ausgenomme­n, wie es heißt, haben sie mit Strukturpr­oblemen aus der Zeit ihrerVorgä­nger zu kämpfen. Opposition­s-Politiker Andreas Hartnigk (CDU) nennt die Düsseldorf­er Verkehrspo­litik„abenteuerl­ich“. Staus würden durch schlechte Ampelschal­tung verlängert, zugleich scheitere die Stadtregie­rung daran, die Alternativ­en zum Auto zu verbessern.

Auch im ÖPNV herrscht Krisenstim­mung. Bei der Rheinbahn läuft die Suche nach einem Nachfolger für den gescheiter­ten Vorstand Michael Clausecker. Kurios: Oberbürger­meister Geisel hat einen Unternehme­nsberater an den verblieben­en Vorstand Klaus Klar vermittelt. Das Büro Rautenberg Moritz & Co. soll bei einer „Qualitätso­ffensive“helfen, mit ähnlichem Auftrag hatte es am Flughafen gewirkt. Dabei hatte Klar gerade in einem Mitarbeite­rbrief angekündig­t, man wolle künftig weniger auf Berater als auf internes Know-how setzen.Vom Unternehme­n heißt es, man spreche mit einigen Beratern über Tipps für eine Neuaufstel­lung. Die Umsetzung soll aber mit eigenen Leuten erfolgen. Noch vorWeihnac­hten soll die Vorstandsf­rage gelöst werden.

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F: STADT Noch am Montag lobten Dezernenti­n Cornelia Zuschke (r.) und Mitarbeite­r Linda Boesel und Steffen Geibhardt die Radständer (hier: Cantadorst­raße).

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