Essen in der Nähe der Borussia-Profis
Das Palace St. George und das Mönchengladbacher Stadion sind direkte Nachbarn. Die Küche ist eher österreichisch geprägt, denn der Chef ist Tiroler.
Gut gelegen? Die Frage ist ja immer weit gefasst. Und obwohl das Palace St. George nicht gerade in reizvoller Umgebung liegt, beantworten wir sie dennoch mit ja. Denn das Restaurant und seine Umgebung sind ein gutes Beispiel dafür, wie eine Stadt ihre Probleme mit Strukturwandel und Arbeitsplatzverlusten in den Griff kriegt und in kleinen Schritten Neues aufbaut.
Das Palace ist zwar kein Palast, sondern ein rund 100 Jahre altes Gebäude – Teil eines Ensembles aus schönen Häusern der damaligen Ära Rheinprovinz, in denen zuletzt Angehörige der britischen Rheinarmee arbeiteten oder wohnten, bevor sie abgezogen wurden. Heute könnte man sie und die Nachbarschaft als Gewerbepark bezeichnen. Viele kleine Firmen haben sich angesiedelt, moderne Gebäude entstanden in der Nähe. Der Sportpark mit dem noch sehr jungen Stadion der Borussia ist nur wenige hundert Meter entfernt.
Im Palace selbst war einst die Kirche der Briten. Wo damals – im 1. Stock – gebetet, getauft und geheiratet wurde, bietet man heute einen schönen großen Raum für Gesellschaften. Aber gekocht wird im Erdgeschoss. Und das nicht nur bodenständig. Wir waren mittags im Bistro-Restaurant zu Gast, es gibt auch noch ein Gourmet-Restaurant.
Gut geschmeckt? Weil Koch Beschir Nacer ursprünglich aus Tirol kommt und vor Jahren der Liebe wegen an die Niers zog, wollten wir Spezialitäten seiner Heimat nicht widerstehen und bestelltenWiener Schnitzel (das Original mit Kalbfleisch, also nicht „Schnitzel nach Wiener Art“!). Da weiß jeder, was ihn erwartet.
Anders beim „Almschafl“. Weil sich darunter keiner was vorstellen kann, wird es auf der Karte per Fußnote übersetzt: Es ist ein Lammkarree, dazu werden Kartoffelteigtaschen (Kartoffelgröschtl) und glasierte Karotten gereicht. Als Vorspeise entschieden wir uns für gegrillte Artischocken mit Entenschin- ken. Schinken von der Ente? Nun ja – in Wahrheit war es wohl Entenbrust, lauwarm aufgeschnitten, aber perfekt gegart. Die gegrillten Artischocken waren in dieser Variante neu für uns, werden aber künftig gewiss auf dem heimischen Küchenplan stehen.
Das Wiener Schnitzel war, dem Anspruch des Kochs entsprechend, so wie es sein soll mit großartigen Bratkartoffeln. Natürlich nichts für den kleinen Hunger. Beim Lammkarree gab es ebenfalls nicht zu bemängeln – gut gegart, zartes Fleisch, prima abgestimmte Beilagen.
Den Preis wert? Die Ausstattung des Palace St. George vermittelt eine klare Botschaft: Gut bürgerlich, also keinesfalls billig. Entsprechend sind die Preise. 18,50 Euro für die gegrillten Artischocken mit Ente finden wir ziemlich ambitioniert, auch der Salat mit gebratenen Rindfleischstreifen für 18,80 Euro ist nicht gerade ein Schnäppchen. Das Rindssupperl mit den deftigen Tiro- ler Knödeln war mit 8,90 Euro die preisgünstigste Suppe auf der Karte.
Kurz und gut: Die Karte endet oben mit der Seezunge für 47,50, der Meeresfrüchteplatte für 36 Euro (zwei Personen) und dem Filetsteak vom Angusrind für 37 Euro, was in der gehobenen Gastronomie üblich ist, aber auch eindeutige Signalwirkung hat.
Überraschung? Dass wir in einem Restaurant wie dem Palace St. George als Pfefferminztee ein Glas heißes Wasser mit einem simplen Teebeutel und farblich – nun ja: mutige Papierservietten erhalten, damit hatten wir nicht gerechnet. Darüber sollte man nachdenken, der Aufwand und die Kosten halten sich sicher im Rahmen. Zumal das Restaurant gut zu laufen scheint. Ebenfalls zum Staunen: Koch Beschir hat verblüffende Verstärkung in der Küche – mit ihm am Herd steht sein Zwillingsbruder Amin. DerVater der beiden war Tunesier, die Mutter Tirolerin. Gut bedient? Wir wurden zurückhaltend und umsichtig, unaufdringlich und kompetent beraten.
Fazit Wir grüßen die Küche sehr gern und sehr zufrieden. Über Pfefferminztee mit frischer Minze und schönen, weißen Stoffservietten würden wir uns auch im Bistro-Restaurant beim nächsten Mal freuen.
Info Konrad-Zuse-Ring 10, 41179 Mönchengladbach, 02161 549 880, info@palace-st-george.de. Bistro MoSo, Frühstück 7-11 Uhr, Warme Küche 12-21.30 Uhr. Gourmetrestaurant: MiSa17.30-21.30 Uhr