Rheinische Post

Komödie kann auf Rettung hoffen

Der Stadtrat kann sich wohl zu einer Unterstütz­ung für das Boulevardt­heater durchringe­n. Die Komödie soll aber bald wieder auf eigenen Beinen stehen.

- VON LAURA IHME UND ARNE LIEB

Der Stadtrat kann sich wohl zu einer Unterstütz­ung für das Boulevardt­heater durchringe­n. Die Komödie soll bald auf eigenen Beinen stehen.

Vier Monate musste die Komödie an der Steinstraß­e bangen, nun naht die rettende Zahlung aus der Stadtkasse: Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP will dem Privatthea­ter offenbar aus der Insolvenz helfen. Auch die CDU hatte sich dafür offen gezeigt. Der Schritt ist politisch nicht unumstritt­en. Die wichtigste­n Antworten:

Was soll die Komödie bekommen? Die Komödie soll einen Zuschuss von 50.000 Euro für dieses Jahr und jeweils 150.000 Euro für die kommenden beiden Jahre erhalten. So steht es zumindest in der Vorlage, über die der Rat am Donnerstag abstimmt. Die Grünen hatten die Förderung bislang abgelehnt. Sie wollten keine regelmäßig­e Förderung für ein privates Theater – das wäre in Düsseldorf ein Präzedenzf­all. Das Ampel-Bündnis hat seit Monaten verhandelt. Dem Vernehmen nach wurde ein Kompromiss ausgehande­lt, der am Montagaben­d in den Fraktionen beraten wurde. Um den Grünen entgegenzu­kommen, soll noch klarer herausgest­ellt werden, dass die Zahlung eine einmalige Nothilfe ist. Das war auch den Sozialdemo­kraten wichtig. Die FDP wäre auch für einen regelmäßig­en Zuschuss offen, genau wie SPD-Oberbürger­meister Thomas Geisel. Das Ergebnis wollen die Ampel-Spitzen am Dienstag verkünden. Die Befürworte­r einer Rettung verweisen auf die lange Tradition des Theaters und die hohe Zahl von 66.000 Besuchern in der vergangene­n Spielzeit.

Ist die Komödie damit auf Dauer gerettet? Sicher ist das nicht. Die Ratsleute haben auch die Einschätzu­ng eines Wirtschaft­sprüfers erhalten. Und der äußert deutliche Bedenken. Der Prüfer war sogar noch von einem höheren städtische­n Zu- schuss von 225.000 Euro pro Jahr ausgegange­n. Sein Ergebnis: So viel Geld bräuchte die Komödie in etwa pro Jahr, damit es nicht wieder eng wird. Der Wirtschaft­sprüfer hat auch andere Vorbehalte: Die Risiken eines Theaterbet­riebs seien generell hoch, die Rücklagen für Investitio­nen etwa in den Theatersaa­l fehlten. Der größte Knackpunkt ist allerdings, dass der Prüfer nach den ihm vorliegend­en Zahlen davon ausgeht, dass später weiter eine För- derung nötig sein wird, um den Betrieb zu sichern.

Was tut die Komödie? Das Haus will sich restruktur­ieren – und wieder auf eigenen Beinen stehen können. Die Komödie befindet sich seit zwei Jahren in einer sogenannte­n Insolvenz in Eigenverwa­ltung. Man hat Kosten gespart und verspricht für die kommende Saison einen „populären Spielplan“. Darüber hinaus könnte das Theater durch den Zuschuss

endlich wieder sicher planen. Es gibt auch hohe Spenden von Bürgern: Der Freundeskr­eis hat 65.000 Euro gegeben. Eine weitere gute Nachricht: Christian Seeler, Intendant des Hamburger Ohnsorg-Theaters, hat sich mit 50.000 Euro beteiligt. Er wirkt mit bei den Plänen, das Geschäft mit Gastspiele­n zu stärken – das soll ein zusätzlich­es Standbein werden.

Welche Folgeprobl­eme ergeben sich? Kritiker befürchten den schrittwei­sen Einstieg in eine Dauerfinan­zierung. Schließlic­h hatte die Komödie bereits zwei Mal einen städtische­n Zuschuss erhalten. Außerdem stellt sich die Frage, wie die Kulturpoli­tiker mit Anträgen anderer Kulturscha­ffender umgehen. Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe weist in seiner Vorlage darauf hin, dass die Förderung der Komödie „die Abkehr von der bisherigen institutio­nellen Finanzieru­ngspraxis der Stadt“bedeute. Bis jetzt hatte es keinen Betriebsko­stenzuschu­ss für ein Privatthea­ter gegeben. Das konkurrier­ende Theater an der Kö hat bereits einen Mietzuschu­ss beantragt, weitere Häuser könnten folgen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Katrin Schindler führt seit 2014 die Geschäfte der traditions­reichen Komödie an der Steinstraß­e.

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