Stele am Andreas Quartier soll 2019 kommen
In der Sitzung der Bezirksvertretung 1 am vergangenen Freitag hieß es noch, das Gedenk-Projekt sei auf unabsehbare Zeit verschoben.
ALTSTADT Fast zwei Jahre liegt der fraktionsübergreifende Beschluss zurück, an der Mühlenstraße eine Gedenkstele zu errichten, um über die Zeit zwischen Statthalterpalais bis zum Umbau zum Andreas Quartier zu informieren. Unter anderem soll sie auch an die NSZeit und die Prozesse Treblinka II (1964/1965), Treblinka III (1970) und den Majdanek-Prozess erinnern. Nach dem Beschluss in der BV konnten die Stadtteilpolitiker den Investor des Andreas Quartiers für das Projekt gewinnen, Frankonia Eurobau AG wollte eine hochwertige Stele aufstellen, die sich in das Ensemble einfügt. Gemeinsam mit der Verwaltung waren sich Politik und Frankonia einig, die Fertigstellung des Andreas Quartiers abzuwarten, „die Stele wäre sonst sicher von Lkw umgefahren worden“, sagt Kira Heyden von der Grünen in der Bezirksvertretung 1. Im Oktober 2017 ist das Andreas Quartier in der Altstadt eröffnet worden, Neuigkeiten hat es seitdem nicht viele gegeben zur Stele, Anfragen von der Politik sind unbeantwortet geblieben. Zuletzt informierte die Verwaltung in der Sitzung der BV 1 am vergangenen Freitag, dass „die Erstellung, Montage und Enthüllung von Herrn Schmitz auf unabsehbare Zeit verschoben“wurde. Eine entsprechende E-Mail liege der Bezirksverwaltungsstelle vor, hieß es. „Die Antwort ist kalter Kaffee“, entgegnet Uwe Schmitz, Chef des Immobilienunternehmens, „wer das sagt, ist nicht auf dem Laufenden.“
Die Stele sei beauftragt und in Arbeit. Weil sie aber nicht auf dem Grundstück des Andreas Quartiers aufgestellt würde, müssten sich um die entsprechenden Genehmigungen zur Platzierung die Bezirksvertreter und die Mahn- und Gedenkstätte mit den entspre- chenden Ämtern abstimmen, so Schmidt. Das sei längst geschehen, sagt Bastian Fleermann von der Mahn- und Gedenkstätte, „es gab einen Beschluss in der Bezirksvertretung, dass die Stele aufgestellt werden soll“, sagt Fleermann. Lediglich Fragen zum Fragen zum Fundament und zur Stromversorgung seien noch offen. „Um sicher- zustellen, dass keine Rettungswege blockiert werden, gibt es dann noch einen finalen Termin mit dem Amt fürVerkehrsmanagement“, sagt Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, die am Freitagabend kurz nach der Sitzung einen Anruf erhielt von der Frankonia mit dem Hinweis, die Tafel würde jetzt produziert. „Im Januar oder Februar soll sie dann am Andreas Quartier stehen“, sagt Uwe Schmitz.
Den Text hat die Mahn- und Gedenkstätte entworfen, die Geschichte vom 18. Jahrhundert bis zum Bau des Andreas Quartiers wird nachgezeichnet. Im 16. und 17. Jahrhundert befanden sich an der Mühlenstraße überwiegend öffentliche Gebäude, „die zum fürstlichen Hof der Landesherren von Jülich-Berg zählten“, wie Bastian Fleermann recherchiert hat.
Die erste Oper der Stadt soll ebenso an der Mühlenstraße gestanden haben wie eine Reitschule. 1766 ließ der pfälzische Kurfürst Carl Theodor für seinen bergischen Statthalter Graf Johann Ludwig Franz von Goltstein ein Palais errichten, in dem in den folgenden Jahren auch HerzogWilhelm in Bayern, der französische Großherzog Joachim Murat oder der preußische Regierungspräsident residierten. 1911/12 riss man das Palais ab, an seine Stelle kam das Justizgebäude, wo Ende der 1920er Jahre der Prozess gegen den Serienmörder Peter Kürten – auch bekannt als „Der Vampir von Düsseldorf“– geführt wurde. Später in der NS-Zeit wurden in den Gerichten NS-Unrechtsurteile gefällt, tausende Zwangssterilisationen von angeblich „Erbkranken, Behinderten und Asozialen angeordnet, schreibt Fleermann in seinem Text.
Der Majdanek-Prozess, der von 1975 bis 1981 geführt wurde, war eines der längsten Strafverfahren in der deutschen Rechtsgeschichte. Angeklagt waren mehr als ein Dutzend frühere SS-Angehörige aus dem Konzentrationslager Majdanek. Die Strafen fielen relativ milde aus, was zu Protesten geführt hat. Schließlich wird auch das Andreas Quartier auf der Stele erwähnt, „der Umbau hat die Menschen bewegt“, erinnert sich Bastian Fleermann, der gleich gegenüber seinen Arbeitsplatz hat.