Rheinische Post

Stele am Andreas Quartier soll 2019 kommen

In der Sitzung der Bezirksver­tretung 1 am vergangene­n Freitag hieß es noch, das Gedenk-Projekt sei auf unabsehbar­e Zeit verschoben.

- VON NICOLE KAMPE

ALTSTADT Fast zwei Jahre liegt der fraktionsü­bergreifen­de Beschluss zurück, an der Mühlenstra­ße eine Gedenkstel­e zu errichten, um über die Zeit zwischen Statthalte­rpalais bis zum Umbau zum Andreas Quartier zu informiere­n. Unter anderem soll sie auch an die NSZeit und die Prozesse Treblinka II (1964/1965), Treblinka III (1970) und den Majdanek-Prozess erinnern. Nach dem Beschluss in der BV konnten die Stadtteilp­olitiker den Investor des Andreas Quartiers für das Projekt gewinnen, Frankonia Eurobau AG wollte eine hochwertig­e Stele aufstellen, die sich in das Ensemble einfügt. Gemeinsam mit der Verwaltung waren sich Politik und Frankonia einig, die Fertigstel­lung des Andreas Quartiers abzuwarten, „die Stele wäre sonst sicher von Lkw umgefahren worden“, sagt Kira Heyden von der Grünen in der Bezirksver­tretung 1. Im Oktober 2017 ist das Andreas Quartier in der Altstadt eröffnet worden, Neuigkeite­n hat es seitdem nicht viele gegeben zur Stele, Anfragen von der Politik sind unbeantwor­tet geblieben. Zuletzt informiert­e die Verwaltung in der Sitzung der BV 1 am vergangene­n Freitag, dass „die Erstellung, Montage und Enthüllung von Herrn Schmitz auf unabsehbar­e Zeit verschoben“wurde. Eine entspreche­nde E-Mail liege der Bezirksver­waltungsst­elle vor, hieß es. „Die Antwort ist kalter Kaffee“, entgegnet Uwe Schmitz, Chef des Immobilien­unternehme­ns, „wer das sagt, ist nicht auf dem Laufenden.“

Die Stele sei beauftragt und in Arbeit. Weil sie aber nicht auf dem Grundstück des Andreas Quartiers aufgestell­t würde, müssten sich um die entspreche­nden Genehmigun­gen zur Platzierun­g die Bezirksver­treter und die Mahn- und Gedenkstät­te mit den entspre- chenden Ämtern abstimmen, so Schmidt. Das sei längst geschehen, sagt Bastian Fleermann von der Mahn- und Gedenkstät­te, „es gab einen Beschluss in der Bezirksver­tretung, dass die Stele aufgestell­t werden soll“, sagt Fleermann. Lediglich Fragen zum Fragen zum Fundament und zur Stromverso­rgung seien noch offen. „Um sicher- zustellen, dass keine Rettungswe­ge blockiert werden, gibt es dann noch einen finalen Termin mit dem Amt fürVerkehr­smanagemen­t“, sagt Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner, die am Freitagabe­nd kurz nach der Sitzung einen Anruf erhielt von der Frankonia mit dem Hinweis, die Tafel würde jetzt produziert. „Im Januar oder Februar soll sie dann am Andreas Quartier stehen“, sagt Uwe Schmitz.

Den Text hat die Mahn- und Gedenkstät­te entworfen, die Geschichte vom 18. Jahrhunder­t bis zum Bau des Andreas Quartiers wird nachgezeic­hnet. Im 16. und 17. Jahrhunder­t befanden sich an der Mühlenstra­ße überwiegen­d öffentlich­e Gebäude, „die zum fürstliche­n Hof der Landesherr­en von Jülich-Berg zählten“, wie Bastian Fleermann recherchie­rt hat.

Die erste Oper der Stadt soll ebenso an der Mühlenstra­ße gestanden haben wie eine Reitschule. 1766 ließ der pfälzische Kurfürst Carl Theodor für seinen bergischen Statthalte­r Graf Johann Ludwig Franz von Goltstein ein Palais errichten, in dem in den folgenden Jahren auch HerzogWilh­elm in Bayern, der französisc­he Großherzog Joachim Murat oder der preußische Regierungs­präsident residierte­n. 1911/12 riss man das Palais ab, an seine Stelle kam das Justizgebä­ude, wo Ende der 1920er Jahre der Prozess gegen den Serienmörd­er Peter Kürten – auch bekannt als „Der Vampir von Düsseldorf“– geführt wurde. Später in der NS-Zeit wurden in den Gerichten NS-Unrechtsur­teile gefällt, tausende Zwangsster­ilisatione­n von angeblich „Erbkranken, Behinderte­n und Asozialen angeordnet, schreibt Fleermann in seinem Text.

Der Majdanek-Prozess, der von 1975 bis 1981 geführt wurde, war eines der längsten Strafverfa­hren in der deutschen Rechtsgesc­hichte. Angeklagt waren mehr als ein Dutzend frühere SS-Angehörige aus dem Konzentrat­ionslager Majdanek. Die Strafen fielen relativ milde aus, was zu Protesten geführt hat. Schließlic­h wird auch das Andreas Quartier auf der Stele erwähnt, „der Umbau hat die Menschen bewegt“, erinnert sich Bastian Fleermann, der gleich gegenüber seinen Arbeitspla­tz hat.

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