Mörsenbroich will sein Theater behalten
Gegen die Pläne, das Junge Schauspiel von Mörsenbroich an den Hauptbahnhof zu verlegen, regt sich Widerstand. Im Stadtteil wird besonders der Verlust des Vorzeigeprojektes Café Eden befürchtet.
MÖRSENBROICH Der Aufsichtsrat des Schauspielhauses hat am Freitag die Idee befürwortet, das Junge Schauspiel von der Münsterstraße an den Hauptbahnhof zu holen. Dort werden ab 2020 Räume im Central, der einstigen Probebühne des Düsseldorfer Schauspielhauses, frei. Während beispielsweise der Leiter des Jungen Schauspiels, Stefan Fischer-Fels, Schauspielhaus-Intendant Wilfried Schulz und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe viele Vorteile in diesen Plänen sehen, gibt es Kritik aus dem Stadtteil selbst. „Wir würden dann die einzige Kultureinrichtung, die es in Mörsenbroich gibt, verlieren“, sagt Wilfried Kullmann, Vorsitzender des Mörsenbroicher Bürgervereins.
Seit 1993 hat das Junge Schauspielhaus seinen Sitz in der alten Fabrikhalle in Mörsenbroich an der Grenze zu Rath. Marcus Münter, Kulturpolitiker der CDU-Ratsfraktion und Mitglied im Förderverein Junges Schauspiel, hält die Umzugspläne für einen harten Rückschlag für Mörsenbroich.„Das Haus ist ein sichtbares Signal der Stadt gewesen, auch Kultur in die Stadtteile zu bringen. Das wäre dann nicht mehr gegeben.“
Er ist ohnehin erstaunt, dass sol- che Überlegungen veröffentlicht wurden, ohne vorher die Mitglieder des Fördervereins zu informieren. „Ich habe davon aus der Zeitung erfahren.“Münter bezeichnet die Pläne als einen Schnellschuss. „Denn es gibt dazu sehr viele Konsequenzen, die noch gar nicht bedacht wurden und die erst noch diskutiert werden müssen.“Münter fragt sich beispielsweise, was mit dem jeden Montag stattfindendem Café Eden passieren wird, das als Vorzeigeprojekt gilt.
Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe, die vom Düsseldorfer Schauspielhaus organisiert und vom Eine-Welt-Forum Düsseldorf, der Hedwig-und-Robert-Samuel-Stiftung und dem Kulturzentrum Zakk unterstützt wird. Das Café Eden, das im Foyer oder auf dem Vorplatz des Schauspielhauses stattfindet, soll die Integration im Stadtteil fördern, ein Treffpunkt und Ort der Begegnung für alle Bürger sein. Dort gibt es unter anderem Beratungen, Gesprächsrunden, Spiel- und Bastelstunden, Konzerte und Theateraufführungen. Dabei erhalten die Besucher auch die Möglichkeit, ihr Können auf einer Bühne unter Beweis zu stellen.
Für die Stadtteilarbeit wurde auch der Vorplatz des Jungen Schauspielhauses vor drei Jahren für 250.000 Euro umgestaltet, damit dieser als Aktionsfläche und für Begegnungen genutzt werden kann. Dafür wurde unter anderem der Platz neu gepflastert, Bäume gepflanzt und große Sitzmöbel aufgestellt. „Die Gelder dazu stammen aus dem Förderprogramm der Sozialen Stadt. Fraglich ist nun, ob diese zurückgezahlt werden müssen, wenn dort nichts mehr stattfindet“, sagt Bezirksbürgermeister Ralf Thomas (SPD). Er hat zudem Sorgen, dass der Platz verkommen wird, wenn das Gebäude möglicherweise erst einmal leersteht, niemand mehr dort einen Blick auf den Platz wirft.
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hat sich bereits dafür ausgesprochen, dass das Gebäude an der Münsterstraße weiter kulturell genutzt werden soll. „Doch für mich ist eine adäquate Nachnutzung nur sehr schwer vorstellbar“, sagt Münter. Für ihn ist der Umzug deshalb noch lange keine ausgemachte Angelegenheit.