Rheinische Post

Straßburge­r Markt als Terrorziel

Bereits 2000 wollten algerische Islamisten einen Anschlag auf dem Straßburge­r Weihnachts­markt verüben. Seitdem galt der Markt als der am besten gesicherte der Welt.

- VON MATTHIAS BEERMANN

STRASSBURG Ihr Anschlag hätte aller Wahrschein­lichkeit nach ein Blutbad ausgelöst: Im Dezember 2000 wollten vier algerische Islamisten eine aus einem Dampfkocht­opf gebastelte Bombe auf dem Straßburge­r Weihnachts­markt zünden. Ziel des geplanten Anschlags seien christlich­e Symbole wie das Straßburge­r Münster und der Weihnachts­markt gewesen, stellte das Frankfurte­r Oberlandes­gericht fest, das die Täter drei Jahre später zu hohen Haftstrafe­n verurteilt­e. Gut besuchteWe­ihnachtsmä­rkte mit ihrem religiösen Hintergrun­d und vielen potenziell­en Opfern gelten spätestens seit damals als bevorzugte Ziele für islamistis­chen Terror.

Die Algerier waren Ende 2000 nach Hinweisen eines ausländisc­hen Geheimdien­stes in Frankfurt festgenomm­en worden. Bei der Durchsuchu­ng ihrer Wohnung waren Zünder und große Mengen an Chemikalie­n gefunden worden, die zur Herstellun­g von sechs Kilogramm Sprengstof­f ausgereich­t hätten. Experten schätzten damals, dass es wohl Dutzende Tote gegeben hätte. Die Bombe wollten die Täter über Funk zünden.

Der gerade noch vereitelte Anschlag hat dazu geführt, dass der Straßburge­r Weihnachts­markt mit seinen jährlich rund zwei Millionen Besuchern heute als der am besten gesicherte der Welt gilt. Mehr als 300 Polizisten, 160 Mitarbeite­r privater Sicherheit­sdienste und einige Dut- zend Soldaten der Anti-Terror-Operation „Sentinelle“sind jeden Tag im Einsatz. Die Stadt hat zudem im Gleisbett der Straßenbah­n Pflasterst­eine entfernen lassen. Die so entstanden­en Gräben sollen verhindern, dass ein Fahrzeug ungehinder­t in eine Menschenme­nge fahren kann. Die Zugänge zur Altstadt sind mit Betonblöck­en versperrt. Die Kosten für die Absicherun­g des Stadtzentr­ums belaufen sich auf eine Million Euro.

Denn die Bedrohung wird weiterhin als hoch eingeschät­zt. Ende November 2016 nahm die französisc­he Polizei in Straßburg und Marseille sieben Terrorverd­ächtige fest, die nach Einschätzu­ng der Fahnder kurz vor der Verübung eines Anschlags standen. Wo und wie genau die aus Frankreich, Marokko und Afghanista­n stammenden Männer im Alter zwischen 29 und 37 Jahren zuschlagen wollten, präzisiert­en die Behörden aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht. Aber der gut besuchteWe­ihnachtsma­rkt in Straßburg galt als eines ihrer bevorzugte­n Ziele.

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FOTO: DPA Cherif C., der mutmaßlich­e Attentäter von Straßburg.

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