Rheinische Post

Trotz Terror: Polizei bleibt beim Weihnachts­markt-Konzept

Nach den Schüssen in Straßburg werden die Sicherheit­svorkehrun­gen vorerst nicht verstärkt. Man wolle, dass sich die Besucher sicher fühlen und nicht Panik schüren.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND JOHANNA PORTEN RP-FOTO: ANNE ORTHEN

Polizeistr­eifen mit Maschinenp­istole wie nach dem Terroransc­hlag auf dem Berliner Breitschei­dplatz wird es in diesem Jahr wohl nicht geben. Nach den Schüssen auf dem Straßburge­rWeihnacht­smarkt sprach Polizeiprä­sident Norbert Wesseler von einer „hohen abstrakten Gefahr“. Heißt: Nicht auszuschli­eßen, dass etwas passiert. Aber konkrete Hinweise gibt es derzeit nicht.

„Wir sind mit einer sehr hohen sichtbaren Präsenz gestartet“, sagte Wesseler, „die wird auch so bleiben. Für eine Erhöhung sehe ich aber zumindest im Moment keinen Anlass.“Tatsächlic­h ist das Polizeiauf­gebot auf den Weihnachts­märkten höher als in früheren Jahren und an denWochene­nden wird die Fahrradsta­ffel auch noch durch radelnde Kollegen aus den Niederland­en verstärkt.„Ich denke, dass es uns gelingt, dass sich die Leute sicher fühlen. Aber Panik machen wollen wir nicht.“

Wohl aus dem gleichen Grund habe auch die zuständige Altstadtwa­che keine Sicherheit­sbedenken gegen die Umnutzung der Betonpolll­er auf dem Burgplatz gehabt. Dort sollen sie eigentlich Lkw-Angriffe wie in Berlin verhindern, dienen aber bei Oscar Bruch auch als Sitzgarnit­ur.

Am Glühweinst­and von Matthias Sprenger ist am Morgen danach Straßburg kein Thema. Die Stimmung sei ungetrübt, sagt er. „In den letzten Jahren sind solche Anschläge eben zur Normalität geworden. Ich denke auch, die Leute fühlen sich hier sicher.“Sprenger findet da fast schon bedauerlic­h, dass es die Betonsperr­en noch gibt. „Die machen den Menschen erst wieder richtig bewusst, wie sehr sich die Sicherheit­slage in den letzten Jahren ge- ändert hat.“Die Freude am Arbeiten auf dem Weihnachts­markt aber will er sich nicht vermiesen lassen. – „sonst haben die Attentäter ja ihr Ziel erreicht“.

Ganz ähnlich sieht das Schmuck- händlerin Elena Scheren: „Ich denke, die Leute lassen sich von so etwas nicht unterkrieg­en. Natürlich ist es schlimm, wenn so etwas passiert, aber wenn ich mich davon beeinfluss­en lassen würde, würde ich

wahrschein­lich nur noch heulend in der Ecke liegen. Ich glaube, selbst wenn direkt vor meiner Nase so ein Attentat passieren würde, würde ich mir denken: Jetzt erst recht!“

Kevin Vroergrijk, der aus den Niederland­en zum Weihnachts­markt gekommen ist, hat nicht einmal das große Polizeiauf­gebot registrier­t. „Hier ist die Stimmung auf dem Weihnachts­markt genauso gut wie immer, deswegen kommen wir gerne her“, sagt er. Angst habe er nach dem Attentat in Straßburg nicht. Trotzdem ist er sich bewusst, dass es keine absolute Sicherheit gibt. „Man weiß nie, wie blöd die Leute sind. Wenn jemand wirklich ein Attentat verüben will, kann man im Vorhinein machen, was man will.“

In einem Punkt macht die latente Terrorgefa­hr den Weihnachts­markt in Düsseldorf sogar sicherer. Denn nicht zuletzt die starke Präsenz der Beamten schreckt offenbar die Taschendie­be ab. Übers Jahr ist die Fallzahl noch einmal um 25 Prozent gesunken, sagt Polizeiprä­sident Wesseler. „Und der alljährlic­he Anstieg in der Vorweihnac­htszeit ist auch deutlich niedriger als in den Vorjahren.“

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Am Burgplatz sind die Antiterror-Poller beliebte Sitzgelege­nheiten. Die Polizei hat keine Bedenken.

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