Trotz Terror: Polizei bleibt beim Weihnachtsmarkt-Konzept
Nach den Schüssen in Straßburg werden die Sicherheitsvorkehrungen vorerst nicht verstärkt. Man wolle, dass sich die Besucher sicher fühlen und nicht Panik schüren.
Polizeistreifen mit Maschinenpistole wie nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz wird es in diesem Jahr wohl nicht geben. Nach den Schüssen auf dem StraßburgerWeihnachtsmarkt sprach Polizeipräsident Norbert Wesseler von einer „hohen abstrakten Gefahr“. Heißt: Nicht auszuschließen, dass etwas passiert. Aber konkrete Hinweise gibt es derzeit nicht.
„Wir sind mit einer sehr hohen sichtbaren Präsenz gestartet“, sagte Wesseler, „die wird auch so bleiben. Für eine Erhöhung sehe ich aber zumindest im Moment keinen Anlass.“Tatsächlich ist das Polizeiaufgebot auf den Weihnachtsmärkten höher als in früheren Jahren und an denWochenenden wird die Fahrradstaffel auch noch durch radelnde Kollegen aus den Niederlanden verstärkt.„Ich denke, dass es uns gelingt, dass sich die Leute sicher fühlen. Aber Panik machen wollen wir nicht.“
Wohl aus dem gleichen Grund habe auch die zuständige Altstadtwache keine Sicherheitsbedenken gegen die Umnutzung der Betonpolller auf dem Burgplatz gehabt. Dort sollen sie eigentlich Lkw-Angriffe wie in Berlin verhindern, dienen aber bei Oscar Bruch auch als Sitzgarnitur.
Am Glühweinstand von Matthias Sprenger ist am Morgen danach Straßburg kein Thema. Die Stimmung sei ungetrübt, sagt er. „In den letzten Jahren sind solche Anschläge eben zur Normalität geworden. Ich denke auch, die Leute fühlen sich hier sicher.“Sprenger findet da fast schon bedauerlich, dass es die Betonsperren noch gibt. „Die machen den Menschen erst wieder richtig bewusst, wie sehr sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren ge- ändert hat.“Die Freude am Arbeiten auf dem Weihnachtsmarkt aber will er sich nicht vermiesen lassen. – „sonst haben die Attentäter ja ihr Ziel erreicht“.
Ganz ähnlich sieht das Schmuck- händlerin Elena Scheren: „Ich denke, die Leute lassen sich von so etwas nicht unterkriegen. Natürlich ist es schlimm, wenn so etwas passiert, aber wenn ich mich davon beeinflussen lassen würde, würde ich
wahrscheinlich nur noch heulend in der Ecke liegen. Ich glaube, selbst wenn direkt vor meiner Nase so ein Attentat passieren würde, würde ich mir denken: Jetzt erst recht!“
Kevin Vroergrijk, der aus den Niederlanden zum Weihnachtsmarkt gekommen ist, hat nicht einmal das große Polizeiaufgebot registriert. „Hier ist die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt genauso gut wie immer, deswegen kommen wir gerne her“, sagt er. Angst habe er nach dem Attentat in Straßburg nicht. Trotzdem ist er sich bewusst, dass es keine absolute Sicherheit gibt. „Man weiß nie, wie blöd die Leute sind. Wenn jemand wirklich ein Attentat verüben will, kann man im Vorhinein machen, was man will.“
In einem Punkt macht die latente Terrorgefahr den Weihnachtsmarkt in Düsseldorf sogar sicherer. Denn nicht zuletzt die starke Präsenz der Beamten schreckt offenbar die Taschendiebe ab. Übers Jahr ist die Fallzahl noch einmal um 25 Prozent gesunken, sagt Polizeipräsident Wesseler. „Und der alljährliche Anstieg in der Vorweihnachtszeit ist auch deutlich niedriger als in den Vorjahren.“