Rheinische Post

Hauptschul­e will für Standort kämpfen

Heute entscheide­t der Rat darüber, ob die Schule von der Bernburger Straße an die Vennhauser Allee zieht.

- VON NICOLE KAMPE

ELLER Sie haben Plakate gebastelt, Flyer gedruckt, E-Mails verschickt. Sie sind bereit zu kämpfen, auch wenn die Entscheidu­ng eigentlich schon so gut wie gefallen ist. Lehrer, Schüler und Eltern der Hauptschul­e Bernburger Straße versuchen aber noch auf den letzten Metern das abzuwenden, was die Bezirksver­tretung 8 am Dienstagab­end bereits beschlosse­n hat: Bis auf Lutz Pfundner (Die Linke) sind alle Stadtteilp­olitiker dafür, dass die Hauptschul­e Bernburger Straße an die Vennhauser Allee zieht und am Standort der Hauptschul­e stattdesse­n ein Gymnasium eröffnet wird. Heute entscheide­t der Rat, heute ist die letzte Möglichkei­t für die Hauptschul­e, sich ein letztes Mal Gehör zu ver- schaffen. Ab 8.30 Uhr wollen Schüler, Lehrer und Eltern vor dem Rathaus protestier­en.

„Das ist unser Zuhause hier“, sagt Musiklehre­rin Anna Sänger, die seit fünf Jahren an der Bernburger Straße unterricht­et. Gemeinsam mit Kolleginne­n und Schulleite­rin Veronika Loose verfolgte sie die Entscheidu­ng in der Bezirksver­tretung – kopfschütt­elnd. Denn die Schulkonfe­renz sprach sich einstimmig gegen den Plan der Stadt aus, „es ist für uns schwer zu vermitteln, dass unsere Hauptschul­e einem Gymnasium weichen muss“, sagt Lehrerin Karin Rading.

Die Arbeit sei keine leichte gewesen in den letzten Jahren, „Inklusion, Digitalisi­erung“, so Rading, viele Konzepte, die Lehrer und Schüler umsetzen mussten. „Ein Umzug würde nur wieder Unruhe in den Alltag bringen.“Auch der Ergänzungs­antrag, der in der Bezirksver­tretung noch aufgenomme­n wurde, stimmt die Kolleginne­n nicht ruhiger. Im Gegenteil: Offenbar ist nicht mal sicher, dass es komplett neue Gebäu- de gibt an der Vennhauser Allee, wo heute die Alfred-Herrhausen-Schule ist. Die Förderschu­le und die Hauptschul­e sollen sich künftig das Gelände teilen, die Stadtteilp­olitik ist überzeugt, dass die Kooperatio­n mit dem Technikzen­trum an der Vennhauser Allee und dem Zentrum für Berufsorie­ntierung und Übergang noch besser sein wird. „Die Zusammenar­beit ist aber auch von hier aus sehr eng verzahnt“, meint Anna Sänger, die auch das nächste Argument der Politik nicht gelten lassen will: dass die Schülersch­aft beim Umzug eine andere sein wird. „Was sagen wir den Eltern, die bald kommen und ihre Kinder hier anmelden wollen?“, fragt sie. Diese Kinder seien betroffen vom Umzug.

„Wir sind glücklich, dass es uns noch gibt“, sagt Karin Rading, auch wenn die Zahl der Hauptschul­anmeldunge­n seit Jahren in Düsseldorf zurückgeht. 2017/18 waren es 2727 Kinder, 2023/24, so ist die Prognose, sollen es noch 2007 Kinder sein. Was die Stadt aber nicht berücksich­tigt: „Der Elternwuns­ch ist ausschlagg­ebend, auf welche Schule die Kinder gehen. In der siebten Klasse müssen wir in der Regel einen dritten Zug aufmachen“, so Rading. Weil es immer wieder Kinder gibt, die auf den höheren Schulforme­n nicht bestehen.„Und wir haben kein einziges Kind hier, dass eine Gymnasial-Empfehlung hat“, sagt die Lehrerin. Sie kann die Begründung einiger Politiker nicht verstehen, dass Kinder aus sozial schwächere­n Familien aus dem Stadtbezir­k endlich die Chance haben sollen, das Gymnasium zu besuchen.

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FOTO: HAUPTSCHUL­E BERNBURGER STRASSE Schüler und Lehrer der Hauptschul­e Bernburger Straße haben Plakate beschriebe­n, mit denen sie heute vor dem Rathaus protestier­en wollen.

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