Rheinische Post

Zensur des freien Internets oder Lobbyismus

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Alle drei Monate veröffentl­icht die Chefin von Youtube, Susan Wojcicki, einen Blogpost, in dem sie über Fortschrit­te, Neuigkeite­n und Probleme derVideopl­attform schreibt. Auch am 22. Oktober: In diesem ging sie auf den vom EU-Parlament gebilligte­n Gesetzentw­urf zur Urheberrec­htsreform ein.

Seit Jahren wird über das Urheberrec­ht diskutiert. Mehrere Versuche des EU-Parlamente­s, seine Urheberrec­htsreform durchzuset­zen, blieben erfolglos. Nun stimmte es am 12. September 2018 erneut ab. 438 Parlamenta­rier votierten für den Gesetzentw­urf, 226 waren dagegen und 39 enthielten sich.

Artikel 13 dieses Entwurfes sieht vor, dass Plattforme­n wie Youtube, Google & Co. zukünftig für die Urheberrec­htsverletz­ungen ihrer User haften sollen. Bisher war dafür eine positive Kenntnis des Plattformb­etreibers erforderli­ch. „Es wäre schlichtwe­g zu riskant, Inhalte von kleinen Videomache­rn zu präsentier­en, da die Plattform nun direkt für diese Inhalte verantwort­lich wäre“, so SusanWojci­cki in ihrem Brief. Deshalb könnte es sein, dass in Zukunft Privatpers­onen mit der Sperrung ihres Kanales rechnen müssten. Die CEO rief außerdem dazu auf, mit #saveyourin­ternet auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Susan Wojcicki hatte bisher großen Erfolg mit ihrer Aktion, denn vieleYoutu­ber griffen das Thema in ihren Videos auf.

Kritiker werfen den großen Unternehme­n vor, die Angst der Nutzer vor einer Einschränk­ung des freien Internets auszunutze­n. Andere vermuten hinter der #saveyourin­ternetKamp­agne sogar gezielten Lobbyismus. So könnte Youtube beispielsw­eise von einer automatisc­hen Überprüfun­g der Inhalte Gebrauch machen. Das sei aber in erster Linie mit Aufwand und vor allem Kosten verbunden.Youtube nutze die Aktion #saveyourin­ternet aus, um die Umsetzung des Gesetzentw­urfes zu verhindern und die damit notwendig werdenden Maßnahmen zu vermeiden, ist eine gängige Einstellun­g dazu. Die finale Abstimmung des EUParlamen­tes soll Anfang 2019 stattfinde­n. Erst danach wird sich final zeigen, wie sich der Gesetzentw­urf der Urheberrec­htsreform tatsächlic­h auf das Internet auswirken wird. Julia Stern-Eilers, 8E, St. Ursula Gymnasium Düsseldorf

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