Abschied vom Benrather Stadtbad
Am Sonntag öffnet das Bad von 7 bis 15 Uhr ein letztes Mal. Danach bleiben nur noch Erinnerungen und eine Fliese als Souvenir.
BENRATH Die Zeitschrift „Archiv des Badewesens“ist wohl eher Insidern ein Begriff. Dabei lohnt sich die Lektüre vor allem dann, wenn es um die Historie von Schimmbädern geht. Im November 1955 erschien in dem Blättchen ein Artikel des Leiters der Badeanstalten der Stadt Düsseldorf, Ingenieur Ehlers. Überschrieben war der Text mit „Das neue Stadtbad in Düsseldorf-Benrath“. Er lobte das im Bau befindliche Bad in den vollsten Tönen:„Durch farbliche Abstimmung, Verwendung edler Materialien und reizvollem Blumenschmuck soll erreicht werden, dass die Besucher, ob sie nun als Erholungssuchende, Reinlichkeitsbeflissene, Sportsleute oder Kranke kommen, in einer Atmosphäre heiterer Wohnlichkeit empfangen werden. Man kann den im Juli 1955 in Betrieb gegangenen ersten Bauabschnitt ohne Übertreibung als gut gelungen bezeichnen. Außenstehende bezeichnen es sogar als vornehm, und doch hat es dadurch nichts von seiner Zweckmäßigkeit eingebüßt.“
Mit dieser Wohnlichkeit ist es ab Sonntag für immer vorbei. Ein letztes Mal öffnet die städtische Bädergesellschaft das Hallenbad an der Regerstraße bei freiem Eintritt von 7 bis 15 Uhr. Das benachbarte Freibad schloss bereits im September seine Pforten. Auf dem Freibadgelände soll für 28 Millionen Euro ein Kombibad entstehen. Eröffnung ist für 2022 geplant. Das Hallenbad soll abgerissen werden und Wohnbebauung Platz machen.
Bis zur Neueröffnung müssen die Schulen und Vereine enger zusammenrücken. Am Dienstagabend war die DLRG das letzte Mal mit ihren Kursen im Bad. Auch da kam Wehmut auf, nutzt der Verein doch schon seit 1957 die Becken für seinen Schwimmunterricht. Nun heißt es ab kommende Woche ausweichen nach Niederheid. Statt der bisherigen zwei Bahnen ist für die DLRG nur noch eine vorgesehen. Dann wird es eng für die vielen Helfer, die vor allem Kindern und Jugendlichen das Schwimmen beibringen. „Da viele Flüchtlinge nicht schwimmen können, sind wir auch bei diesem Thema stark engagiert“, sagt Roland Scheidemann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der DLRG. Auch die 460 mitgliederstarke Schwimmabteilung des VfL Benrath zieht nach Niederheid um.
Nun heißt es also am Sonntag Abschied nehmen. Wer will, kann sich eine Fliese als Erinnerung mit nach Hause nehmen, sich an seinem Lieblingsort im Bad von einem Profi fotografieren lassen oder ein letztes Mal seine Bahnen ziehen und dabei vielleicht Erinnerungen nachhängen aus lang vergessenen Bade-Zeiten.
Etwa an die Anfänge, als das Bad auch der Körperhygiene diente, weil die Menschen zu Hause oft keine Badezimmer hatten. Für ein paar Groschen konnte man das beispielsweise auch in der Reinigungsabteilung des Benrather Bades erledigen; auf der Herrenseite gab es siebenWannen und sieben Brausen, auf der Damenseite elfWannen und fünf Brausen.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Badegast noch an das Jahr 1993. Damals hatte die Stadt aus Spargründen beschlossen, das Benrather Bad zu schließen. Mehrere Monate kämpften Menschen aus Benrath und Garath für den Erhalt ihrer Badeanstalt. Mit Erfolg: Am 8. November 1993 überbrachte der damalige Bürgermeister Josef Kürten die freudige Nachricht, dass das Bad erhalten bleibt. 26 weitere Jahre hat es dann noch seinen Dienst versehen. 2009 war es von der städtischen Bädergesellschaft für zwei Millionen Euro noch einmal von Grund auf saniert worden. Doch nach 64-jährigen Laufzeit ist sein Ende nun gekommen. Ab der kommenden Woche beginnen im Bad erste Rückbauarbeiten.