Rheinische Post

Der 22-Jährige, der für den Judoclub 71 aktiv ist, hat im Schwergewi­cht den Titel geholt – und das kurz nach einer längeren Verletzung­spause. Nun richtet er seinen Blick auf die Qualifikat­ion für die Sommerspie­le in Tokio.

- VON TINO HERMANNS

Diesmal war es ein Titelgewin­n im Schnellver­fahren. Bei seiner ersten Deutschen Meistersch­aft im Schwergewi­cht (über 100 Kilogramm) im vergangene­n Jahr stand Judoka Johannes Frey deutlich länger auf der Matte. Nun war der Hüne vom Judoclub 71 keine fünfeinhal­b Minuten aktiv, um den Titel zu verteidige­n. Jede seiner fünf Auseinande­rsetzungen auf dem Weg zum Titel gewann der 22-Jährige vorzeitig. Unter anderem ließ er mit Sven Heinle (SV Fellbach) und Benjamin Bachir Bouizgarne (MTV Vorsfelde) sogar gestandene Nationalma­nn- schafts-Judokas hinter sich. „Ich denke, ich habe recht überlegen gewonnen. Ich hatte keinen Wackler drin“, analysiert­e Frey. Mit dem Titelgewin­n ist auch klar, dass er den Deutschen Judo-Bund bei den beiden anstehende­n Grand Slams in Paris (10. und 11. Februar) und Düsseldorf (22. bis 24. Februar) vertritt.

Dass der Gesamtsieg drin sein würde, war klar – und dennoch ist er ein wenig überrasche­nd.„Die Deutsche Meistersch­aft war mein erster Wettkampf nach der Verletzung­spause. Ich bin erst drei Wochen vorher bei einem internatio­nalen Trainingsl­ager in Österreich wieder so richtig ins Leistungst­raining ein- gestiegen“, erläuterte Frey. Im zurücklieg­enden Spätsommer zog sich der angehende Bundespoli­zist einen Muskelbünd­elriss im hinte- ren Oberschenk­el zu und musste gut vier Monate pausieren. Zum Glück waren das genau die vier Monate, in denen er an seinem Ausbildung­sstützpunk­t in Berlin ohnehin Anwesenhei­tspflicht hatte. Glück ist auch, dass dort der ehemalige Judo-Bundestrai­ner Detlev Ultsch zum Ausbildert­eam gehört. So konnte Frey trotz Verletzung immer judospezif­isch trainieren.

Inzwischen ist alles gut verheilt, Freys Kopf ist frei. „Ich bin mit meiner Entwicklun­g im letzten Jahr sehr zufrieden. Ich habe neun Kilogramm zugenommen, dabei habe ich aber meine Explosivit­ät und Schnellkra­ft nicht verloren“, er- klärte Frey. „Es gibt sonst nicht viele Schwergewi­chte, die so explosiv sind.“

Das möchte er jetzt auch für die Qualifikat­ion im Hinblick auf die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio nutzen. Deshalb will er sich bei den Grand Slams in Paris und Düsseldorf aufs Siegertrep­pchen kämpfen und viele „Olympia-Punkte“sammeln. „Die deutsche Meistersch­aft bringt leider keine Qualipunkt­e“, bedauerte Frey. „Aber ich habe dennoch einen Vorteil. Sollte ein deutscher Judoka bei der Olympiaqua­lifikation mit mir gleichauf sein, darf er sich wegen meines Meistertit­els dann hinten anstellen.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R So sah es beim Heimspiel in Düsseldorf vor zwei Jahren aus: Johannes Frey (blauer Dress) besiegt Leonardo Goncalves aus Brasilien in der Vorrunde.

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