Skandal Digital
Amazon-Gründer Jeff Bezos wehrt sich gegen die Macht der Digitalisierung.
An der Schwelle vom Industrie- ins Digitalzeitalter werden fast täglich Textnachrichten und Bilder benutzt, um politische oder wirtschaftliche Gegner aus dem Weg zu räumen. Jede Regelverletzung, jeder Seitensprung entfaltet durch die Digitalisierung eine grenzüberschreitende Wirkungsmacht, die in Echtzeit Karrieren zerstört, Börsenkurse beeinflusst, wohlmöglich sogar Wahlen entscheiden kann. Wer auch immer den jüngsten Hackerangriff auf den Amazon-Gründer zu verantworten hat, bei Jeff Bezos sind der oder die Täter an den Falschen geraten.
Der Multimilliardär fackelte nicht lange und schaltete eine Privatdetektei ein, um herauszubekommen, wer im Hintergrund die Strippen gezogen hat. Politische Kommentatoren in Washington spekulieren offen über die Möglichkeit, dass die Spur ins Weiße Haus führen könnte. Ob Saudis, Russen oder Donald Trump persönlich; das eigentliche Problem unserer Zeit benennt Jeff Bezos in einem Blogbeitrag: „Wenn ich in meiner Position mich nicht gegen eine solche Form von Erpressung wehren kann, wer sonst wäre dazu in der Lage?“Damit weist der Milliardär auf einen wesentlichen Punkt hin. Das Internet, mit all seinen Möglichkeiten der Wissensvermehrung kann auch ein verheerendes Instrument für Rufmord und Unter- drückung sein. Die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die Opfer von Cyber-Mobbing auf Whatsapp und Youtube durch Klassenkameraden werden, steigt auch in Deutschland besorgniserregend. Schüler, Lehrer, Eltern, wir alle tragen Verantwortung dafür, wie wir die Digitalisierung gestalten wollen. Ob jung oder alt, arm oder reich – die Zukunft der vernetzten Gesellschaft liegt in unserer Hand. Es wird Zeit, dass wir diesen Kampf aufnehmen.
Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger.
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