Rheinische Post

Wie Heimat und Urlaub an einem Ort

Flehe hat noch immer einen dörflichen Charakter, auch wenn der Stadtteil sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n verändert hat und gewachsen ist. Gerade die Nähe zum Rhein verleiht Flehe ein fast schon mediterran­es Flair.

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Die Ruhe in Flehe ist Fluch und Segen zugleich für Christa Canters. Seit 1959 lebt sie in dem Stadtteil. Von ihrem Zuhause aus hat sie einen schönen Blick auf den Rhein.„Wenn mein Lebensgefä­hrte und ich Besuch haben, trinken wir zuerst Kaffee und gehen dann spazieren – das ist am Rhein entlang bis nach Benrath möglich“, sagt die 78-Jährige.

Mit 16 ist sie aus der damaligen DDR nach Düsseldorf gekommen, ist ihrer Schwester gefolgt, die ebenfalls bis heute der Landeshaup­tstadt treu geblieben ist. Als sie ihren Mann kennenlern­te, zog sie in seinen Heimatstad­tteil Flehe – und ist bis heute geblieben. Viel hat sich seither verändert, und das nicht nur zum Positiven, wie Canters findet: „Früher konnte ich von unserem Haus einmal quer übers Feld direkt zum Fleher Hof gehen“, sagt sie. Inzwischen sei das Feld überbaut worden. Trotz mehr Wohnbau vermisst sie aber Angebote im Stadtteil: „Ab 18 Uhr ist hier nichts mehr los, Restaurant­s haben teilweise nur an bestimmten Tagen in derWoche geöffnet und wenn man mal tagsüber einen Kaffee trinken gehen möchte, ist das auch nicht möglich“, sagt sie. Gerne Essen geht sie aber zum Beispiel im Volmerswer­ther Krug im Nachbarsta­dtteil. Trotzdem: Weg aus Flehe möchte Christa Canters nicht mehr – schließlic­h kenne man sich im Stadtteil auch.

Nur eine Sache, die ärgert sie aktuell besonders: Dass die Stadtspark­asse bald ihre Filiale im Stadtteil schließen will. „Wenn ich in eine richtige Filiale möchte, muss ich mit Bus und Bahn fahren“, sagt Canters. Denn der rote Bus, den die Sparkasse regelmäßig im Stadtteil aufstellen muss, ist ihr zu unsicher. Doch sie hat eine Lösung für sich gefunden: Die 78-Jährige wird zur Volksbank wechseln – diese behält ihre Filiale im Ort. Laura Ihme

Der Name Traber wird in Deutschlan­d vor allem mit der Artistenfa­milie in Verbindung gebracht, das Düsseldorf­er Familienun­ternehmen Traber Event Gastronomi­e steht dagegen eher für Hüttenzaub­er oder Kirmestrei­ben. Und seit 70 Jahren ist Flehe der Firmenstan­dort. Ganz so lange ist Kevin Traber noch nicht mit dabei, aber der 38-Jährige hat sich mit seiner Familie ebenfalls auf dem Areal an der Fleher Straße 271 eingericht­et, ist im Stadtteil groß geworden und hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n die Entwicklun­g von Flehe miterlebt. „Das Dörfliche bröckelt etwas, wo früher noch Blumenwies­en waren, in denen wir Kinder gespielt haben, stehen heute Häuser. Dennoch ist Flehe sehr lebenswert, familiär. Man kann immer noch mit den Kindern durch die Felder laufen, zum Teil sogar auf der Straße herumtoben, dennoch liegt Flehe sehr zentral, im Nu ist man in der Innenstadt.“

Als Schaustell­er ist Traber natürlich oft unterwegs, kommt viel herum, schätzt es dann aber umso mehr, wenn er in derWinterp­ause nach Hause kommt. „Das ist wie Urlaub und Heimat zusammen“, sagt er. Kevin Traber ist in Flehe zur Grundschul­e gegangen, hat bei Tusa Fußball gespielt, ist bei den Schützen (Reserve) und auch sonst fest verankert im Stadtteil. Auf dem Betriebsge­lände an der Fleher Straße stehen die Gastro-Wagen, mit denen die Familie durch Deutschlan­d kreuzt, wie etwa die von der Rheinkirme­s bekannte mobile Bayern-Festhalle. Das kann dann schon mal etwas dauern, wenn die Schaustell­er vor dem Gelände rangieren müssen.„Aber daran haben sich die Fleher längst gewöhnt“, erklärt Traber lachend. Marc Ingel

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Christa Canters lebt seit 1959 in Flehe. Gerne geht sie am Rhein spazieren, den sie von ihrem Zuhause aus sehen kann.
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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Kevin Traber vor dem Betriebsge­lände des Familienun­ternehmens an der Fleher Straße. Hier wohnt und arbeitet er.

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