Hotelboom in Deutschland hält an
Um fast vier Prozent stieg 2018 die Zahl der Übernachtungen. Düsseldorf droht in Zukunft ein Betten-Überangebot.
DÜSSELDORF Deutschland wird als Ziel von Touristen und Geschäftsreisenden immer beliebter: Die Zahl der Ankünfte im deutschen Beherbergungsgewerbe legte 2018 um 3,8 Prozent auf 185,1 Millionen zu. Die Zahl der Übernachtungen stieg dabei um 3,9 Prozent auf die Rekordzahl von 477,6 Millionen. Das ergibt sich aus dem Frühjahrsgutachten der „Immobilienweisen“, des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). Es wird am Dienstag in Berlin vorgestellt.
Besonders steigt das Interesse von Asiaten. Die Zahl der Übernachtungen von Besuchern aus Asien stieg seit 2005 bis 2018 um 130 Prozent auf 10,7 Millionen an. Damit kommen aus Fernost mehr Besucher nach Deutschland als aus Nordamerika. Die meisten Besucher aus dem Ausland kommen, wie zu erwarten, aus anderen europäischen Ländern mit 64 Millionen Übernachtungen.
Die Immobilienexperten gehen davon aus, dass der Übernachtungsboom in Deutschland weitergeht. 79 Prozent der Gäste kämen aus dem Inland, weit mehr als in Frankreich, Italien oder erst recht Spanien. Darum sei die Nachfrage „hinsichtlich Krisen und Stimmungen im Ausland relativ robust.“Im 2018 seien viele Reisegebiete in der Hochsaison wegen des gutenWetters sogar an„ihre Kapazitätsgrenzen“gestoßen, nachdem die Übernachtungszahlen an Nord- und Ostsee um knapp 20 Prozent zulegten.
In den sieben führenden Großstädten legten die Übernachtungen von 84,9 Millionen auf 89,7 Millionen im Jahr 2018 zu. Berlin kam auf 32,6 Millionen (nach 31,4 Millionen in 2017). München steigerte sich von 15,1 Millionen auf 17,2 Millionen, Hamburg von 13,9 Millionen auf 14,5 Millionen, Frankfurt von 9,5 Millionen auf 10,3 Millionen. In Düsseldorf legten die Übernachtungszahlen von 4,9 Millionen auf Berlin München Gesamt Übernachtungen Prognose 2021 zusätzlich benötigte Zimmer Mio. Mio. knapp fünf Millionen zu, in Stuttgart von 3,8 Millionen auf 3,9 Millionen.
Die Bettenauslastung der Hoteleriebetriebe sei in den größten Städten in zehn Jahren von 37,8 Prozent auf 46,3 Prozent bundesweit gestiegen, von reinen Hotels sogar auf 48,2 Prozent. Die Forscher warnen aber zugleich vor einem Überangebot an Betten in Düsseldorf.
Für 2021 rechnen die Experten in den sieben größten Städten mit 106 Millionen Übernachtungen, 18 Prozent mehr als in 2018. Daher seien mindestens 40.000 weitere Hotelzimmer nötig, davon 15.000 in Berlin und rund 7000 in München und Hamburg. Für Düsseldorf wird ein zusätzliches Angebot von 1700 Zimmern als sinnvoll eingeschätzt, doch tatsächlich seien inklusive einiger Projekte in der Ideenphase 7000 Zimmer geplant. Also droht in der Landeshauptstadt ein harter Verdrängungswettbewerb. Das Frühjahrsgutachten warnt vor einer „deutlichen Marktverschärfung.“ Bereits in 2018 sind die Zimmerpreise in Düsseldorf um 2,9 Prozent auf durchschnittlich 99 Euro gesunken, ergeben die Zahlen der Forscher, in Köln sank der Preis pro Zimmer um 0,9 Prozent auf 106 Euro.
Die Stadt Düsseldorf gibt an, von 29 Hotelprojekten zu wissen, die die Zahl der Zimmer bis 2022 deutlich erhöhen wird. Derzeit würden in Düsseldorf 28.300 Betten angeboten. Ende 2021 sei mit 36.700 Betten zu rechnen. Weil bundesweit Baukapazitäten knapp sind, steigen zugleich die Kosten, um Hotels zu bauen. Dieses Geld müsse „erst einmal verdient werden“, so die Experten. Es drohe eine„leicht angespanntere Stimmung.“Hinzu käme, dass alle Hotelketten in Deutschland expandieren und auf immer mehr Marken setzen. So gehörten zu Marriott mittlerweile 29 Marken, in Köln würde die Althoff-Gruppe ihr neues Konzept„Urban Loft“umsetzen. Für weitere Konkurrenz sorgen Homesharing-Anbieter wie Airbnb.