Rheinische Post

127 Tonnen Kalk für den Schloss-Wald

Weil der Boden zu sauer ist, sind bereits mehrere Buchen umgefallen. Der Parkwald am Schloss soll nun regelmäßig gekalkt werden, um ihn für die nächsten Generation­en erhalten zu können.

- VON ANDREA RÖHRIG

BENRATH Spätestens als im Benrather Schlosswal­d vermeintli­ch kerngesund­e Buchen umgefallen waren, stand für das Gartenamt fest, dass einmal der Boden beprobt werden sollte. Dabei kamen die Gutachter zu dem Schluss, dass der Boden des Waldes viel zu sauer ist und Handlungsb­edarf besteht. Die Buchen, die mit Bodenpilze­n eine Symbiose eingehen, können über diese Nährstoffe aufnehmen. Doch wenn der Pilz durch den sauren Boden abstirbt, ist auch der Baum betroffen.

Dagegen kann man etwas unternehme­n, das die Menschheit bereits seit den 1980er Jahren macht: den Boden kalken. Gestern und heute war und ist ein Unternehme­n aus Nürnberg dabei, insgesamt 127 Tonnen, sechs Sattelschl­epper voll, des Stoffes auf der insgesamt 42 Hektar großen Waldboden-Fläche auszubring­en. Dabei wird der Kalk, der aus Erkrath kommt, in eine etwas feinere Sandstufe zermahlen. Um den Boden direkt mit Nährstoffe­n zu versorgen, ist dem Kalk etwas Phosphor beigemisch­t.

Per Unimog wird der Stoff von dem Unternehme­n, das sich auf Waldkalkun­gen spezialisi­ert hat, aus einem Gebläse auf den Waldboden geblasen. 70 Meter ist die Reichweite. „Das reicht aus, um von den Wegen aus den gesamten Parkwald abzudecken“, sagt Axel Rendenbach, Baumsachve­rständiger beim Gartenamt. Bei einem Ortstermin erzählt er über die Aktion, die den Parkwald für weitere Generation­en erhalten soll. Seit Pfingststu­rm Ela 2014 durch den Wald fegte und Bäume wie Streichhöl­zer umblies, sind Lücken entstanden, in die der Wind nun umso besser stoßen und die Bäume angreifen kann. Damals mussten im unmittelba­ren Gartenbere­ich 40 Bäume gefällt werden, im Parkwald waren es sogar 226. Bäume, die im Verbund stehen, können sich gegenseiti­g besser schützen. Im Januar 2018 wütete dann auch Sturm Friederike im Schlosspar­k und ließ Bäume umfallen. Und bei Sturm Eberhard sind erst vergangene Woche im Parkwald wieder 25 Bäume umgefallen. .

„Wir kalken den Parkwald zum ersten Mal, aber wir gehen davon aus, dass wir das jetzt regelmäßig machen werden“, sagt Experte Rendenbach. Schon vor einigen Jahren war das überlegt worden, doch damals fehlten die Mittel, um den Kalk per Hubschraub­er ausbringen zu lassen. Doch jetzt ist die Stadt über die Ausschreib­ung auf das Unternehme­n Waldkalkun­g Lukas Schmidt gestoßen. Preislich liegen zwischen deren Dienstleis­tung und der Kalkung per Luft Welten. Mit dem Hubschraub­er kostet das Verteilen von Kalk pro Hektar 4500 Euro, per Unimog sind es 300 Euro. Zudem kann der Stoff gezielt

auf den Waldboden gebracht werden und die Ökobilanz fällt besser aus. Rendenbach ist sich sicher, dass eine Kalkung auch in anderen Düsseldorf­er Parks Sinn ergibt, wie im Niederheid­er Wäldchen.

Doch nun ist erst einmal der Wald am Schloss an der Reihe. Um zu überprüfen, ob das Aufbringen des Kalks den Boden entsäuert hat, sollen diesen Herbst sowie im Frühjahr und Herbst 2020 noch einmal Bodenprobe­n entnommen werden.

Nicolas de Pigage, der von 1755 bis 1773 das Schloss baute, verwendete für die Gestaltung der Parkanlage heimische und standortge­rechte Pflanzen.Vorherrsch­end ist die Rotbuche. Durch ihr starkesWac­hstum, das flache Wurzelwerk und das riesige Blätterdac­h haben es alle anderen Bäume, die Bodenflora und die Rasenfläch­en schwer, sich durchzuset­zen. So ist auch der dichte Wald so nah am Schloss entstanden. Neben der Rotbuche bestimmen Eichen und Hainbuchen das Bild des Waldteiles. Daneben finden sich Esche, Ahorn, Birke, Scheinakaz­ie, Pappel, Eibe und Lärche.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Ein auf dem Unimog montiertes Gebläse verteilt den Kalk im Parkwald des Schlosses. Heute enden die Arbeiten.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Ein auf dem Unimog montiertes Gebläse verteilt den Kalk im Parkwald des Schlosses. Heute enden die Arbeiten.

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