Rheinische Post

Beleidigun­gen sind kein Protest

- SEBASTIAN HOCHRAINER

Max Eberl fand deutliche Worte: „Meinungsfr­eiheit ist das eine. Aber so etwas gehört sich nicht. Wenn Menschen krank sind, darf das nicht Grund einer Verunglimp­fung sein. Man kann zu RB stehen, wie man will. Aber die Personen haben damit nichts zu tun“, sagte der Sportdirek­tor über die beleidigen­den Spruchbänd­er gegen RB-Trainer Ralf Rangnick, die als Protest gedacht waren. In diesem Statement steckte so viel Wahrheit.

Die Fans dürfen sich über das Geschäftsm­odell Red Bull beklagen, auch öffentlich. Diese Proteste schweifen jedoch oft ins Persönlich­e ab, wie nun bei Rangnick, dessen Burnout-Erkrankung auf einem Plakat thematisie­rt worden ist. Das geht nicht. Beleidigun­gen sind kein Protest, sondern schlicht der Versuch, Menschen zu verletzen. Eine Diskussion über die fremdfinan­zierten Klubs entsteht dadurch nicht. Häufig wird Stimmung gegen jemanden gemacht und versucht, anderen Schaden zuzufügen, statt der eigenen Mannschaft zu helfen. So war es auch in den ersten 19 Minuten am Samstag im Borussia-Park. Erst stand Leipzig im Fadenkreuz, dann der Schiedsric­hter. Es ist, und das sei klar gesagt, nicht die Schuld der Gladbacher Fans gewesen, dass ihr Team zu diesem Zeitpunkt bereits zurück lag. Offensicht­lich war aber, dass Borussia mit der Unterstütz­ung ihrer Fans eine starke Leistung in der letzten halben Stunde zeigte. Die Frage ist, was in dieser Phase wichtiger ist: der Protest oder die Unterstütz­ung? In knapp zwei Wochen ist Hoffenheim, der zweite Erzfeind der Fans, im Borussia-Park zu Gast. An diesem Tag könnte eine Vorentsche­idung fallen, ob Borussia die Champions League oder Europa League erreicht — oder vielleicht ganz leer ausgeht. Daran sollten die Zuschauer denken.

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