Beleidigungen sind kein Protest
Max Eberl fand deutliche Worte: „Meinungsfreiheit ist das eine. Aber so etwas gehört sich nicht. Wenn Menschen krank sind, darf das nicht Grund einer Verunglimpfung sein. Man kann zu RB stehen, wie man will. Aber die Personen haben damit nichts zu tun“, sagte der Sportdirektor über die beleidigenden Spruchbänder gegen RB-Trainer Ralf Rangnick, die als Protest gedacht waren. In diesem Statement steckte so viel Wahrheit.
Die Fans dürfen sich über das Geschäftsmodell Red Bull beklagen, auch öffentlich. Diese Proteste schweifen jedoch oft ins Persönliche ab, wie nun bei Rangnick, dessen Burnout-Erkrankung auf einem Plakat thematisiert worden ist. Das geht nicht. Beleidigungen sind kein Protest, sondern schlicht der Versuch, Menschen zu verletzen. Eine Diskussion über die fremdfinanzierten Klubs entsteht dadurch nicht. Häufig wird Stimmung gegen jemanden gemacht und versucht, anderen Schaden zuzufügen, statt der eigenen Mannschaft zu helfen. So war es auch in den ersten 19 Minuten am Samstag im Borussia-Park. Erst stand Leipzig im Fadenkreuz, dann der Schiedsrichter. Es ist, und das sei klar gesagt, nicht die Schuld der Gladbacher Fans gewesen, dass ihr Team zu diesem Zeitpunkt bereits zurück lag. Offensichtlich war aber, dass Borussia mit der Unterstützung ihrer Fans eine starke Leistung in der letzten halben Stunde zeigte. Die Frage ist, was in dieser Phase wichtiger ist: der Protest oder die Unterstützung? In knapp zwei Wochen ist Hoffenheim, der zweite Erzfeind der Fans, im Borussia-Park zu Gast. An diesem Tag könnte eine Vorentscheidung fallen, ob Borussia die Champions League oder Europa League erreicht — oder vielleicht ganz leer ausgeht. Daran sollten die Zuschauer denken.