Funkel fordert bessere Abwehrarbeit
Fortunas Trainer sagt, dass sich das Defensivverhalten im Fußball generell geändert hat. Der 65-Jährige wünscht sich, dass seine Spieler wieder verstärkt am Mann orientiert verteidigen. Das gilt auch für potenzielle Zugänge.
Andre Hoffmann ist sauer. „So ein Gegentor darf uns einfach nicht passieren“, sagt der 26-Jährige, der beim 1:3 in Mainz im defensiven Mittelfeld den einzigen Sechser gibt. „Wir laufen auswärts in einen Konter, das geht nicht.“Was Hoffmann so aufregt, ist das 1:2, dessen Ausgangspunkt ein Mainzer Einwurf in deren Hälfte ist. Auch Friedhelm Funkel, der ansonsten lobendeWorte für die Vorstellung seiner Mannschaft findet, ist alles andere als begeistert über die Entstehung dieses Gegentreffers. „Wir sind zu sorglos und nicht konzentriert genug“, sagt Fortunas Trainer. „Da wollen wir unbedingt das Tor machen, dann kommt der Einwurf, und dann haben wir uns nicht schnell genug zum Gegner orientiert.“Funkel nimmt das Spiel dann auch zum Anlass, die Abwehrarbeit ganz generell zu kritisieren und anzukündigen, dass dort der Hebel in Zukunft verstärkt angesetzt wird.
„Es gibt viele Verbesserungsmöglichkeiten für das nächste Jahr. Vor allem müssen wir defensiv viel stabiler stehen“, sagt der Coach. „Wir werden am Ende der Saison über 60 Gegentore haben – das ist einfach viel zu viel. Normal stehst du damit viel weiter unten. Nur, weil wir auch mehr Tore geschossen haben, als es ein Team da unten normal tut, konnten wir das kompensieren.“Einmal in Fahrt legt Funkel direkt nach: „Wir haben eine Tordifferenz von -19. Das ärgert mich total.Wir müssen das in den nächsten Spielen und vor allem im nächsten Jahr deutlich besser machen.“
Derzeit stehen 59 Gegentore nach 30 Spielen zu Buche – somit fast genau zwei im Schnitt. Nur zwei Teams haben mehr Treffer kassiert: der VfB Stuttgart und Hannover 96, der Tabellen-16. und das Schlusslicht. Nürnberg, der 17., hat drei Tore weniger kassiert, dafür aber auch 16 weniger geschossen.
„Wir schießen viele Tore. Aber die Garantie hat man nicht immer“, erklärt Funkel. „Am Mann orientiert zu verteidigen, kann man leichter lernen und garantieren. Da müssen wir uns verbessern, ohne das Spiel nach vorne zu vernachlässigen.“Das ist das Credo für die kommende Saison. Fortuna will eine noch bessere Balance im Spiel finden.
Funkel sieht im Fußball aber generell eine Veränderung in der Abwehrarbeit. „Für die Zuschauer ist das natürlich eine schöne Entwicklung. Aber dass mehr Tore erzielt werden, liegt daran, dass defensiv nicht mehr so gut gearbeitet wird wie früher. Es wird mehr im Raum gedeckt. Das am Mann orientierte Verteidigen ist etwas verlorengegangen. Dadurch fallen mehr Tore“, betont der 65-Jährige. „Die Stürmer sind nicht besser geworden. Aber die Abwehrspieler sind heute in ihren Gedanken offensiver.Wenn es gut läuft, ist das auch kein Problem. Aber wenn es mal nicht läuft, musst du dich auf deine Defensive verlassen können.“
Und wie es bei Funkel, der seit den 1970er Jahren im Fußballgeschäft arbeitet, eben so ist, kommen dann schnell dieVergleiche mit ehemaligen Größen der Bundesliga. „Das war bei Karlheinz Förster, Ditmar Jakobs oder Klaus Augenthaler noch anders. Einer der letzten, der noch richtig am Mann orientiert verteidigt hat, war Martin Stranzl in Gladbach.“
Generell steht die Frage im Raum, welche Innenverteidiger Friedhelm Funkel im kommenden Jahr überhaupt zur Verfügung haben wird. Kaan Ayhan kann für eine relativ geringe festgeschriebene Ablösesumme wechseln. Marcin Kaminski, der in Mainz patzte, ist vom VfB Stutt
gart nur ausgeliehen. Bleiben Andre Hoffmann und Robin Bormuth. Und aushilfsweise Niko Gießelmann oder Adam Bodzek, der wohl noch in dieser Woche seinen auslaufenden Vertrag um ein Jahr verlängern wird.
„Wir brauchen den ein oder anderen Spieler, der das am Mann orientierte Verteidigen noch mehr verkörpert. Und die, die da sind, müssen das besser auf den Platz bringen“, betont Funkel und gibt damit einen Arbeitsauftrag an Sportvorstand Lutz Pfannenstiel mit. Der sagt auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir wissen, dass wir uns in allen Mannschaftsteilen noch verbessern können – und auch müssen. Daran arbeiten wir.“
Für den ein oder anderen Akteur, der sich bei Fortuna in den Fokus gespielt hat, hat Funkel dann auch noch einen Ratschlag parat: „Man kann nicht in jedem Spiel eine überragende Leistung abrufen. Und deshalb sollte der ein oder andere genau überlegen, was er macht.Wenn ich da AS Rom lese, das ist schon ein gewaltiger Sprung.“Zur Erklärung: Zuletzt war Kevin Stöger mit dem Ex-Klub von Rudi Völler in Verbindung gebracht worden.
MAINZ Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim und auch Gladbach können aufatmen. Denn die spannendste sportliche Frage rund um Fortuna kann mit Ja beantwortet werden: Geben die Düsseldorfer auch nach dem bereits feststehenden Klassenerhalt noch Gas? Zwar ging die Partie am ersten Spieltag nach dem Erreichen des Saisonziels am Ostersamstag beim FSV Mainz 05 mit 1:3 verloren, doch Fortuna hatte das Spiel keineswegs hergeschenkt. Nun liegt dieVermutung nahe, dass die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel auch am Samstag gegen den direkten Konkurrenten um einen Europa-League-Platz der oben genannten Teams, Werder Bremen, alles in die Waagschale werfen wird.
„Wir haben den frühen Rückstand gut weggesteckt“, analysierte Funkel in Mainz. „Das hat gezeigt, dass die Mannschaft noch punkten will.“Gerade 36 Sekunden waren gespielt, als Jean-Philippe Mateta den Ball zum 1:0 für den FSV über die Linie drückte. Ein kapitaler Fehler von Fortunas Innenverteidiger Marcin Kaminski war dem Tor vorausgegangen.
Doch die Düsseldorfer nahmen diesen Gegentreffer eben nicht zum Anlass, sich ihrem Schicksal zu ergeben. Fortuna hielt gegen sehr engagiert auftretende Mainzer, die mit diesem Erfolg ebenfalls den Klassenerhalt perfekt machten, voll dagegen. Dass es am Ende nicht zum fünften Auswärtssieg in dieser Saison reichte, lag vor allem an der fehlenden Präzision im letzten Angriffsdrittel. Pässe und Abschlüsse waren einfach nicht genau genug. Negativer Höhepunkt in dieser Hinsicht war der Elfmeter-Fehlschuss von Dodi Lukebakio, der am Außenpfosten landete.
Einen Vorwurf gab es von seinen Kollegen nicht. Am meisten ärgerte sich ohnehin Lukebakio selbst. Der hatte mit seinem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer sein zehntes Saisontor erzielt. Der belgische Angreifer ist damit der erste Fortune seit Klaus Allofs 1991, der in einer Bundesligasaison zweistellig trifft.
Das Kuriosum des Spiels lieferte aber Schiedsrichter Markus Schmidt. Der erkannte das Handspiel im Strafraum von Alexander Hack erst nach Eingreifen des Videoschiedsrichters und anschließendem Studium der Zeitlupen. Das Spiel hatte Schmidt zuvor wegen eines Foulspiels von Kaan Ayhan unterbrochen, dem er auch noch die neunte Gelbe Karte zeigte. Und die wird aufgrund einer speziellen Regel auch nicht gelöscht: Hätte Schmidt das Einsteigen von Ayhan als taktisches Foul gewertet, hätte er die Verwarnung zurücknehmen müssen. Weil der Unparteiische die Aktion aber als rücksichtsloses Einsteigen wertete, hat die Gelbe Karte weiter Bestand.