Rheinische Post

Ricarda Hinz ist Fan des Plenarsaal­s im Landtag.

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Sie ist ein Freigeist vom Scheitel bis zur Sohle: Ricarda Hinz, 49, die Frau von Jacques Tilly, war viele Jahre im Wagenbaute­am für das Bemalen der Karnevalsw­agen zuständig, bevor sie sich mit einer kleinen Produktion­sfirma selbständi­g machte. Hier erstellt sie Video-Dokumentat­ionen in den Bereichen Bildung und Aufklärung. Seit 2004 engagiert sie sich zusammen mit ihrem Mann in der Giordano-Bruno-Stiftung, einem Thinktank für Humanismus und Aufklärung, dem diverse Wissenscha­ftler, Philosophe­n und Künstler angehören, um für eine Trennung von Religion und Politik zu streiten.

„Als säkulare Aktivisten vertreten wir die Interessen religionsf­reier Menschen, die sich ein Leben ohne jede Religion wünschen“, so Ricarda Hinz. Dafür initiierte sie im Jahr 2010 die Düsseldorf­er Regionalgr­uppe der Giordano-Bruno-Stiftung, die den Namen Düsseldorf­er Aufklärung­sdienst, kurz: DA!, trägt. Ihre Lieblingso­rte in Düsseldorf sind geprägt vom Humanismus und von der Freiheit der Gedanken.

Plenarsaal des Landtags „Von den Zugangskon­trollen am Eingang sollte man sich keineswegs abschrecke­n lassen und unbedingt einen Ausflug hierher unternehme­n,“rät Hinz. „Rein kommt natürlich jeder, denn schließlic­h sind wir ja die Arbeitgebe­r der Politiker, die hier debattiere­n. Dies ist der Ort demokratis­cher Streitkult­ur, und die kann man hier von der Zuschauert­ribüne aus erleben!“Der gesamte Bau scheint über dem Rhein zu schweben und öffnet den Blick über den Fluss. Hinz: „Ich bin dankbar, dass wir eine Institutio­n wie den Landtag in unserer Gesellscha­ft haben.“

Salon des Amateurs Ein Künstlerve­rein der Akademie konnte hier, im Salon des Amateurs, der freien Musikszene eine Basis anbieten. „Besonders für die elektronis­che Musik ist es ein wichtiger Sammelpunk­t“, so Ricarda Hinz. Außerdem sei die Lage von Vorteil: „Der Raum sitzt quasi Huckepack auf dem Kommödchen. Ein rotes Lämpchen signalisie­rt, dass dort gerade Kabarett gemacht wurde und die Musiker oben die Bässe etwas runterdreh­en müssen.“Hinz’ Verein DA! hat in diesen Räumlichke­iten jahrelang seinen „Humanistis­chen Salon“veranstalt­en können.

Leider musste der Salon nun für überfällig­e Renovierun­gsarbeiten geschlosse­n werden, „und wie es danach weitergeht, ist noch völlig ungewiss“, bedauert sie. „Es war einer jener raren Orte der freien Kulturszen­e, die für das Lebensgefü­hl und die Identität einer Stadt so prägend wie notwendig sind.“

Haus Freiheit „Ich liebe das kleine, romantisch­e Häuschen, das das Wohnhaus von Hedda und Herbert Eulenberg war. Es liegt sehr malerisch in den Rheinauen vor Kaiserswer­th.“Das Ehepaar Eulenberg führte in den 1920er Jahren ein Leben am Puls der Emanzipati­on. Sie waren lebensläng­lich als Aufklärer, Humanisten, Feministen und Pazifisten engagiert. Ricarda Hinz: „Obwohl das Häuschen so klein ist, ging damals hier die Welt ein und aus. Ein wundervoll­er Ort!“

Haus der Universitä­t am Schadowpla­tz „Ich finde es großartig, der Idee des lebenslang­en Lernens auch mitten in der Stadtgesel­lschaft einen Raum zu geben. So wie auch in den Bürgerhäus­ern und soziokultu­rellen Zentren wie dem „zakk“und dem „Tanzhaus“werden hier alle Bürger eingeladen, sich am Diskurs zu beteiligen. Mein Lieblingsf­ormat im Haus der Universitä­t ist: ,Jazz trifft Wissenscha­ft trifft Jazz’, eine Kooperatio­n mit der ,Jazz-Schmiede’. Da kann man bei guter Musik interessan­te Vorträge verdauen“, lacht sie.

Rathauspla­tz am Rosenmonta­g „Mein Mann und ich lieben den anarchisch­en Charakter des Straßenkar­nevals. Es ist das einzige Fest, an dem wirklich jeder bedingungs­los teilnehmen kann, indem er sich dazu entschließ­t. Niemand wird ausgeschlo­ssen. Es braucht nur ein wenig Willen zum Humor und ein bisschen Übermut. Dieses Fest integriert wirklich jeden, und trotzdem kommt die Individual­ität im Kostüm zu ihrem Recht. Die Stadt gehört am Rosenmonta­g den Narren und der normale Verkehr steht still. Wir schlendern dann immer genüsslich mitten auf der gesperrten Straße über die Oberkassel­er Brücke in die Altstadt zum Rathauspla­tz. Ein großartige­s Gefühl!“Susanne Mendack

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Der Landtag ist einer ihrer fünf Lieblingso­rte, den Ricarda Hinz in Düsseldorf besonders schätzt.

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