Was die Flic-Flac-Künstler so essen
Die Stunts machen hungrig: Wir haben beim Zirkus mal in die Kochtöpfe geschaut.
Im Topf brodelt es. Getrocknete Chilischoten tauchen auf und verschwinden wieder in der dunkelroten Brühe. Wang Chen hält mir sein Handy hin. Auf dem Display steht „very spicy hot pot“. Ich nicke und schlucke. Sieht tatsächlich ziemlich scharf aus.Wir sitzen auf den Rheinwiesen. Aus ein paar Hartschalen-Koffern haben die elf Mitglieder der China National-Akrobatik-Truppe einen flachen Tisch improvisiert. Klappstühle drumherum, fertig ist der Speisesaal. Der Topf bekommt seinen Strom aus einem Verlängerungskabel, das bis zu den Wohnwagen reicht. Die „Holy Warriors“, wie sie in der Manege heißen, zeigen bei Flic Flac Sprünge durch einen 60 Zentimeter großen Reifen – teils in vier Metern Höhe. Auch Kong Feng undWang Chen, beide Anfang 30, haben früher mal performt. Jetzt trainiertWang Chen seine etwa zehn Jahre jüngeren Kollegen, und Kong Feng sorgt für das leibliche Wohl. In Schüsseln türmt sich Rind- und Schweinefleisch in Streifen, Pilze, Kartoffelscheiben, Eisbergsalat und Tofu. In das Wasser im Topf hat er eine feste, dunkelrote Gewürzpaste gemischt, auf jeden Plastikteller ein wenig Nusspaste gegeben.
Als nun die Brühe heftig kocht, helfen alle Artisten mit, nach und nach die Zutaten in den Topf zu werfen. Kong Feng füllt meinen Teller. Vorsichtig nehme ich den ersten Bissen und bin erleichtert: Die Schärfe ist auch für mich erträglich. Tatsächlich schmeckt das, was ich auf den Stäbchen habe, ganz köstlich – raffiniert gewürzt und abwechslungsreich. Drei oder vier Mal legt Kong Feng neue Portionen auf meinen Teller – eine Pfütze roten Chili-Öls sammelt sich darin. Jetzt wird die ganze Sache doch etwas für Kenner, denke ich, und bin dankbar für die Cola, die Artist Jiang Nai Yang mir hinstellt. Insbesondere an den Salatblättern und den Mungbohnen-Vermicelli, die Kong Feng in den Topf geworfen hat, haftet teuflisch viel Schärfe. Dagegen hilft nur: weiteressen. Auch die anderen Artisten von Flic Flac haben Rezepte aus ihren Heimatländern mit auf die Rheinwiesen gebracht. Hier eine Auswahl der Gerichte.
Flygande Jakob Punk-Clown David Eriksson sorgt nach den spannenden Showeinlagen für Entspannung durch freche Tricks. Der Mann in den pinken Boxershorts isst gern ein etwas verrücktes Gericht aus seiner Heimat Schweden, das schon dem Namen nach exzellent in den Zirkus passt. Für den „fliegenden Jakob“500 Gramm Hähnchenbrust in Würfeln gar braten und in eine Auflaufform geben. Vier feingehackte Frühlingszwiebeln darübergeben, dann mit den Scheiben einer Banane bedecken. 300 Milliliter Sahne mit 100 Milliliter Chilisauce (zum Beispiel Sriracha) mischen, in die Form geben und das Ganze bei 200 Grad im Ofen 25 Minuten gratinieren. 250 Gramm feingewürfelten Speck knusprig braten. Mit einer Tasse gesalzener Erdnüsse über den Auflauf geben. Mit Reis servieren.
Borschtsch Die Ukrainerin Olha Peresada verzaubert das Publikum mit ihrer Akrobatik-Show zu den Klängen von Princes „Purple Rain“. Nicht direkt violett, aber immerhin tiefdunkelrot ist ihr Lieblingsessen. Dazu kocht sie eine Brühe aus einem Kilo Rind oder Schwein. Das Fleisch würfeln. Je 200 Gramm Zwiebeln und Karotten fein würfeln, ebenso 300 Gramm Weißkohl und 400 Gramm Rote Bete. Letztere in einer Pfanne mit etwas Öl anschmoren, dann drei Esslöffel Tomatenmark hinzugeben. In einer zweiten Pfanne Zwiebeln und Karotten anbraten. 500 Gramm Kartoffeln würfeln und in der Brühe mit dem Fleisch, etwas Salz und dem Weißkohl fünf Minuten kochen. Dann das restliche Gemüse dazugeben und alles mit Lorbeer, Knoblauch, Pfeffer und Gewürzen gar ziehen. Dazu Roggenbrot und Sauerrahm servieren.
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