Rheinische Post

So bleiben Blumen länger frisch

Biochemike­r der Heinrich-Heine-Universitä­t haben eine Substanz entwickelt, die Blumen länger haltbar macht.

- VON UTE RASCH RP-FOTO.:HJ BAUER

Blumen für Mama! Am Muttertag werden Sträuße aller Art wieder das häufigste aller Geschenke sein und die Floristenb­ranche aufblühen lassen: Sie kann in Deutschlan­d nach Schätzunge­n des Agrar-Informatio­nsdienstes einen Umsatz von 120$Millionen Euro erwarten. Ein vergänglic­hes Präsent, denn schon nach wenigen Tagen wird der alte Poesiespru­ch wieder wahr: „Rosen, Tulpen, Nelken – alle Blumen welken...“. Viel zu schnell machen sie schlapp, all die verschenkt­en Grüße. Da kommt ein Forschungs­ergebnis von Biochemike­rn der Uni gerade recht. Ihnen ist es gelungen, das Welken von Blumen deutlich hinauszuzö­gern.

Meine Oma gab immer eine Kupfermünz­e ins Blumenwass­er. Oder sie nahm einen Zuckerwürf­el. Wirklich etwas gebracht hat beides nicht. Schon bald verblasste­n Blüten und Blätter. Aber was passiert da in der Blume? „Der Prozess des Welkens wird durch das Reifungsho­rmon Ethylen vorangetri­eben“, sagt Professor Georg Groth vom Institut für Biochemisc­he Pflanzenph­ysiologie. Dadurch werden Pigmente und Proteine abgebaut, die Zellen gehen zugrunde – und die schönste Rose macht schlapp.

Das Forscherte­am hat in jahrelange­r Forschung einenWeg gefunden, diese Signalkett­e, die das Hormon in Gang setzt und die von Protein-Molekülen in den Zellkern der Blume transporti­ert wird, zu unterbrech­en. Damit dies gelingen konnte, identifizi­erten und entschlüss­elten sie die beiden Schlüsselp­roteine, die für den Alterungsp­rozess verantwort­lich sind. Daraufhin entwickelt­en sie ein maßgeschne­idertes, synthetisc­h hergestell­tes Peptid, also ein kleines Eiweißmole­kül, das sie als Alters-Bremse einsetzen. Heißt: Das Hormonsign­al, das Blumen welken lässt, kann nicht mehr oder zumindest stark verzögert zum Zellkern vordringen. Getestet haben die Wissenscha­ftler ihr Verfahren an Hunderten Rosen und Nelken, die in einem Pflanzensc­hrank bei gleichblei­benden 21 Grad strammsteh­en und von Kameras überwacht werden, die den Prozess desWelkens dokumentie­ren. Fazit: „Es funktionie­rt und verschiebt die Alterung um durchschni­ttlich drei bis sechs Tage.“Nicht nur bei Blumen. Das Team von Groth konnte nachweisen, dass der Reifungspr­ozess auch bei Tomaten und Äpfeln hinausgezö­gert wird.

Eine Erkenntnis, die nicht nur für Kunden interessan­t ist, sondern auch für den Handel, denn Blumen müssen ja oft lange Transportw­ege aus Anbaugebie­ten in Afrika und Südamerika überstehen. Ihre Erkenntnis­se haben die Forscher nun in einem internatio­nal renommiert­en Forschungs­magazin veröffentl­icht. Aber ihre Arbeit geht weiter. Nun wollen sie ihr Verfahren mit herkömmlic­hen Mitteln, die es schon im Blumenhand­el gibt, vergleiche­n. „Darin sind häufig Silber

salze enthalten, die umweltschä­dlich sind“, so Groth. Zudem müsse die Konzentrat­ion für Tomaten und Äpfel möglicherw­eise erhöht werden. Sein nächstes Ziel: Partner in der Industrie zu finden, die die Erfindung aus Düsseldorf, die in Pulverform einfach ins Gießwasser gegeben werden kann, vermarkten und sie preisgünst­ig anbieten. „Das Interesse ist groß.“Aber bis es tatsächlic­h so weit ist, werden wohl einige Muttertage vergehen. Und viele Blumen vorzeitig die Köpfe hängen lassen.

 ??  ?? Duftendes Forschungs­objekt: ein Schrank voller Rosen. Biochemike­r Georg Groth hat eine Methode entwickelt, damit Schnittblu­men länger halten.
Duftendes Forschungs­objekt: ein Schrank voller Rosen. Biochemike­r Georg Groth hat eine Methode entwickelt, damit Schnittblu­men länger halten.

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