Forscher erklären den Ruhm der Nobel-Auszeichnung
(ur) Den Nobelpreis kennt jeder, selbst Menschen, die mit Wissenschaft keinerlei Berührung haben. In TV-Nachrichten wird über die Preisträger berichtet, der schwedische König überreicht die Auszeichnungen, danach folgt ein glanzvolles Bankett. Unvergessen ist der anschließend vergnügt tanzende Günter Grass. Keine Frage: Dieser Preis hat Glamour. Und die Auserwählten werden über Nacht zu Superstars. Aber wie ist dieser einzigartige Ruhm zu erklären?
Mit dieser Frage beschäftigt sich seit Jahren der Medizinhistoriker Nils Hansson. „Wichtige Faktoren für diese Reputation sind sicher das Alter des Preises, der seit 1901 vergeben wird, und die hohe Preissumme von rund einer Million US-Dollar.“Wohl auch deshalb gelte der Nobelpreis als Zeichen von Exzellenz in der Wissenschaft schlechthin. Universitäten rühmen sich damit, Preisträger hervorgebracht zu haben. Ein Wort reicht und jeder weiß, um was es geht: den König aller Preise.
Gemeinsam mit Kollegen der renommierten Harvard Medical School organisierte Hansson ein deutsch-amerikanisches Symposium, an dem auch mehrere Nobelpreisträger teilnahmen, die von dieser schlagartigen Popularität nach der Preisverleihung berichteten. „Sie waren danach gefragt, sich nahezu zu jedem wissenschaftlichen Thema zu äußern – auch außerhalb ihres Fachgebiets.“Der Nobelpreis – ein Selbstläufer.
Aber Nils Hansson hat seinen wissenschaftlichen Fokus auch auf diejenigen gelenkt, die nominiert waren und leer ausgegangen sind,„auf die hochbegabten Verlierer“. Danach lässt sich ableiten, wer gute Chancen hat: Männer mit weißer Hautfarbe, die Amerikaner oder Europäer sind und die nicht mit ihrem Lebenswerk, sondern mit einer Entdeckung Aufsehen erregt haben.