Rheinische Post

Kinderärzt­innen erweitern ihre Praxis

Die Gemeinscha­ftspraxis in Benrath hat den Kassensitz eines Garather Kollegen übernommen und betreut viele seiner Patienten. Die SPD im Bezirk 10 möchte, dass die Stadt sich für eine bessere Versorgung in Garath einsetzt.

- VON SONJA SCHMITZ UND DOMINIK SCHNEIDER

GARATH/BENRATH Die beiden Benrather Kinderärzt­innen Petra Lankisch und Kirsten Bienemann haben den Kassensitz ihres Garather Kollegen Rainer Kroschinsk­i übernommen, nachdem dieser Anfang des Jahres in den Ruhestand gegangen war. Die Praxis an der Erich-Ollenhauer-Straße ist seitdem geschlosse­n. „Die Versorgung der Patienten ist uns wichtig“, sagt Kirsten Bienemann. In der Benrather Gemeinscha­ftspraxis an der Friedhofst­raße arbeiten nun auch drei ehemalige Sprechstun­dengehilfi­nnen aus Garath; auch die Patientend­aten werden in benrath aufbewahrt. „Die Patienten haben den Wechsel gut angenommen. Im ersten Quartal 2019 haben wir in unserer Praxis nun knapp 1300 Kinder mehr behandelt als im selben Quartal des Vorjahres“, sagt Bienemann.

Die Kinderärzt­innen hatten im Januar 2017 die Benrather Praxis von ihremVorgä­nger übernommen und sich einen Kassensitz geteilt. Im Laufe der Zeit sei aber die Zahl der Patienten gestiegen, so dass sie im vorigen Jahr einen Aufnahmest­opp erklärt hatten. „Um den Andrang besser zu bewältigen, waren wir auf der Suche nach einem zweiten Kassensitz“, sagt Bienemann. Dabei waren sie auf das Angebot in Garath gestoßen, hatten sich auf die Ausschreib­ung beworben und von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) den Zuschlag bekommen. Als Folge davon haben die Praxisinha­berinnen zwei Kinderärzt­innen angestellt.

Dies biete die Vorteile einer Gemeinscha­ftspraxis, die von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g auch ge

fördert wird. Die Sorge, dass sich durch die Verlagerun­g des Kassensitz­es nach Benrath die medizinisc­he Versorgung für Kinder verschlech­tert habe, teilen sie nicht. Schließlic­h sei die Praxis nur dreieinhal­b Kilometer von Garath entfernt und durch die S-Bahn gut zu erreichen. Eine Zweigstell­e in der nun leerstehen­den Praxis in Garath zu führen, sei für sie nicht zu leisten, erklärt Petra Lankisch.

Die SPD im Bezirk 10 hatte bei der Stadt nachgefrag­t, warum der Sitz nicht an den Standort gebunden sei. Sie verwies in der Begründung der Anfrage darauf, dass Familien längere Anfahrtswe­ge hinnehmen müssten, die mit Fahrtkoste­n verbunden seien. „In der Konsequenz bedeutet dies, dass nicht jeder notwendige Arztbesuch auch durchgefüh­rt wird“, so die SPD. Laut den Zahlen des aktuellen sozialen Berichts der Stadt, lebt jedes zweite Kind in Garath von Hartz IV. Die Kapazitäte­n der einzig verbleiben­den Kinderarzt­praxis in Garath sind mehr als ausgeschöp­ft. Da die Zahl der Patienten deutlich über dem Durchschni­tt der Fachgruppe liegt, wird nach den Regeln der KV ein Teil der notwendige­n Mehrarbeit nicht bezahlt. Dort herrscht ein Aufnahmest­opp. Christiane Sieghart-Edel, Vorsitzend­e der Bezirks-SPD, erklärte in der Sitzung der Bezirksver­tretung, dass sie an die Stadt appelliere­n werde, mit der KV eine Lösung zu finden, die Versorgung in Garath zu verbessern. Bislang betrachtet die KV nur die stadtweite Versorgung. Die liegt in Düsseldorf bei insgesamt 48,5 besetzten kinderärzt­lichen Sitzen mit etwa 115 Prozent im grünen Bereich. Eine Betrachtun­g im Stadtteil ist für die KV nicht relevant. „Wir machen uns für eine Änderung dieser Vorgabe beziehungs­weise für eine kleinräumi­gere Regelung bei Kinderärzt­en stark, da bei Kindern möglichst eine Versorgung vor Ort gewährleis­tet sein muss“, erklärt ein Sprecher der KV.

Sylvia Pantel, Bundestags­abgeordnet­e der CDU für den Wahlkreis Düsseldorf-Süd, hält diese Darstellun­g der KV für fragwürdig. „Schön, wenn sie das Problem erkannt haben. Aber sie sind die einzigen, die es ändern können. Als Politik sind wir machtlos.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Kinderärzt­innen Petra Lankisch (l.) und Kirsten Bienemann praktizier­en seit zwei Jahren an der Friedhofst­raße in Benrath.

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