Rheinische Post

NRW fehlen 1,7 Milliarden Euro

Die Steuereinn­ahmen brechen ein. Somit wackelt auch der Haushaltsp­lan.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF NRW muss bis 2020 mit knapp 1,7 Milliarden Euro weniger auskommen als geplant. Das teilte das NRW-Finanzmini­sterium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die jüngste Steuerschä­tzung zeige, dass die Einnahmen auch in NRW hinter den Erwartunge­n zurückblie­ben, erklärte Finanzmini­siter Lutz Lienenkämp­er (CDU).

Für das aktuelle Jahr hatte die schwarz-gelbe Landesregi­erung ursprüngli­ch Ausgaben in Höhe von 77,9 Milliarden Euro geplant. Möglicherw­eise werden die Pläne nun korrigiert. „Ich gehe davon aus, dass die einzelnen Ministerie­n jetzt Sparvorsch­läge erarbeiten müssen“, sagte am Sonntag der Düsseldorf­er Olaf Lehne unserer Redaktion. Lehne sitzt für die Union im Haushaltsa­usschuss des Landtages. Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker sagte:„Im Gegensatz zum Bundesfina­nzminister hat sein NRW-Kollege Lienenkämp­er bisher keine Anstalten gemacht, seine Kabinettsk­ollegen zum Sparen zu motivieren.“Im Gegenteil habe Schwarz-Gelb die strukturel­len Ausgaben des Landes auf Kosten der Steuerzahl­er massiv aufgebläht. Düker: „Allein in der Ministeria­lbürokrati­e wurden seit Juni 2017 452 zusätzlich­e Stellen geschaffen.“

Die neue Kassenlage ist auch deshalb brisant für die schwarz-gelbe Landesregi­erung, weil sie seit Übernahme der Regierungs­geschäfte vor zwei Jahren noch keinen relevanten Sparvorsch­lag erarbeitet hat. Stattdesse­n investiert­e sie – wie vor der Wahl versproche­n – um so üppiger in neue Polizisten und Lehrer. Große Brocken wie die ebenfalls versproche­ne Entlastung der Bürger bei der Grunderwer­bssteuer stehen noch aus. Zudem hat SchwarzGel­b den Grundschul­lehrern Hoffnungen auf eine Angleichun­g von deren Gehältern an die Bezahlung von Gymnasiall­ehrern gemacht. Allein das würde mehr als eine halbe Milliarde pro Jahr kosten. Auch die Städte und Gemeinden erwarten mehr Geld vom Land. Denn zu Opposition­szeiten hatte SchwarzGel­b stets kritisiert, dass die Kommunen vom Land nicht genug Geld für die Finanzieru­ng von geduldeten Flüchtling­e bekommen. Entspreche­nd erwarten diese nun eine Unterstütz­ungin Höhe von 700 Millionen Euro pro Jahr.

Welche Sparvorsch­läge macht die Opposition? Dükers Idee rettet den Haushalt zwar nicht, aber sie hat immerhin eine: „Das Land gibt jedes Jahr einen zweistelli­gen Millionenb­etrag für Heimatproj­ekte aus. Deren Wirksamkei­t ist noch nie belegt worden.“

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