Rheinische Post

Paderborn ist wieder erstklassi­g

Zum ersten Mal seit 2008/2009 spielen sieben Vereine aus NRW in der Bundesliga. Union Berlin muss in die Relegation.

- VON MORTEN RITTER

DÜSSELDORF (dpa) Steffen Baumgart sprintete wie ein 100-Meter-Läufer in die blaue Fankurve, ballte die Siegerfaus­t und hatte seine Stimme schon fast verloren. „Das ist einfach geil, am Ende war es zwar noch einmal richtig eng, aber die Jungs haben zwei Jahre gut gearbeitet und das einfach verdient“, sagte der Trainer des SC Paderborn nach dem Herzschlag­finale um den direkten Bundesliga­aufstieg.

Dabei unterlagen die Ostwestfal­en zwar bei Dynamo Dresden mit 1:3, profitiert­en aber vom 2:2 des Konkurrent­en Union Berlin beim VfL Bochum. In der Endabrechn­ung waren beide Teams punktgleic­h, Paderborn erreichte Platz zwei mit fünf Toren Vorsprung.

„Ich hasse zwar Niederlage­n, aber heute ist mir das scheißegal. Ich bin erst mal froh, dass die Saison vorbei ist“, sagte Baumgart. Stürmer Sven Michel konnte sein Glück kaum fassen. „Das ist unglaublic­h, dass ich mit 29 Jahren noch einmal in die Bundesliga komme. Da brauche ich ein paar Tage, um das zu verstehen“, meinte der Paderborne­r Profi. Auch Sportchef Markus Krösche war überglückl­ich. „Es war die bisher schönste Niederlage in meinem Leben. Das ist der Lohn für das ganze Jahr. Unser Weg ist Wahnsinn, es ist schwer in Worte zu fassen, ich bin unheimlich stolz.“

Im spannenden Saisonfina­le ließen sich die Paderborne­r zunächst nicht irritieren und gaben schon früh die Richtung vor. Mit seinem 16. Saisontref­fer brachte Philipp Klement die Gäste in der 11. Minute in Führung. Allerdings kamen die Gastgeber durch einen Doppelpack von Baris Atik noch vor der Pause zum 2:1, der überragend­e Atik traf sogar zum 3:1.

Und in Bochum holte Berlin derweil einen 0:2-Rückstand auf. „Das haben wir schon mitbekomme­n“, sagte Michel. Nur Torjäger Klement bekam den Aufstieg zunächst gar nicht mit:„Ich dachte, Union hat 3:2 in Bochum gewonnen und habe mich mental schon auf die Relegation­sspiele eingestell­t.“

Am Ende reichte es aber doch für die Ostwestfal­en, die um fünf Tore besser sind als die punktgleic­hen Berliner. Dresden bleibt also ein gutes Aufstiegsp­flaster: Im Vorjahr sicherte sich Fortuna Düsseldorf durch einen 2:1-Sieg im Rudolf-Harbig-Stadion den vorzeitige­n Aufstieg. Paderborn setzte damit seine abenteuerl­iche Reise seit dem Bundesliga-Abstieg 2015 fort. Die Mannschaft war sportlich schon in die Regionalli­ga abgestiege­n, ehe durch die fehlende Lizenz für 1860 München doch noch ein Platz in Liga drei für den SC frei war.

Unter Baumgart zeigte die Mannschaft herzerfris­chenden Offensivfu­ßball und stieg mit 90 erzielten

Treffern wieder in die 2. Liga auf. Dort setzte sich Paderborn kurz vor dem Saisonfina­le auf einem direkten Aufstiegsp­latz fest. Einen mit früher vergleichb­aren Absturz soll es nicht mehr geben.„Wir kriegen jetzt ganz andere Möglichkei­ten als in der zweiten Liga, das werden wir auch vernünftig händeln. Sportlich weiß man es nie genau, aber alles andere werden wir sauber im Griff haben“, sagte Präsident Elmar Volkmann.

Am Montag wird in der 151.000-Einwohner-Stadt an der Pader von 19 Uhr an gemeinsam mit den Fans kräftig gefeiert. Zuvor trägt sich die Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt ein. Bürgermeis­ter Michael Dreier kündigte schon vor Tagen einen großen Empfang am Rathaus an. Weil es an dem historisch­en Gebäude, neben dem Hohen Dom eines derWahrzei­chen Paderborns, keinen Balkon gibt, wird auf dem Platz davor eine Bühne aufgebaut. Am Sonntagabe­nd flog die Mannschaft zurück nach Ostwestfal­en, wollte aber offiziell erst tags darauf feiern, damit auch die Fans, die in Dresden waren, an der großen Aufstiegss­ause teilnehmen können.

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FOTO: DPA Paderborns Sven Michel (links vorne) Jamilu Collins (r.) und Mohamed Dräger (l. hinten) jubeln auf dem Feld, als durch das Unentschie­den von Union Berlin der Aufstieg feststeht.

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