Rheinische Post

Kieler Handballer holen Europapoka­l

Erst der DHB-Pokal, dann der Sieg beim EHF-Pokalfinal­e gegen die Füchse Berlin. Jetzt fehlt dem THW Kiel nur noch die Meistersch­aft.

- VON STEFAN FLOMM

KIEL (dpa) Im Moment des Triumphs richtete sich der Fokus auf Alfred Gislason. Kapitän Domagoj Duvnjak reichte den EHF-Pokal, den er und seine Handball-Kollegen des THW Kiel wenige Minuten zuvor durch ein 26:22 über Titelverte­idiger Füchse Berlin zum vierten Mal in ihrer Vereinsges­chichte gewonnen hatten, an seinen Trainer weiter. Der Isländer wuchtete die 18 Kilogramm schwere Trophäe in die Höhe und präsentier­te sie dem jubelnden Publikum in der Kieler Arena. Für den Isländer, der am Ende der Saison seinen Dienst beim THW quittiert, war es der 20. Titel mit seinen „Zebras“– ein Rekord.

„Das war wirklich ein bewegender Moment“, sagte Gislason, der schon vor der Siegerehru­ng mit lautstarke­n „Alfred, Alfred“-Rufen von den Fans gefeiert wurde. Er wollte sich bei der Siegerehru­ng verstecken, um den Bier- und Sektdusche­n durch seine Spieler zu entgehen, sagte er später. Es blieb allerdings bei dem Versuch. Klitschnas­s stand der 59-Jährige im Konfettire­gen.

Nach dem Erfolg im DHB-Pokal Anfang April war der Sieg im zweitwicht­igsten europäisch­en Wettbewerb der zweite Titel für die Kieler in dieser Saison. Gerne würde Gislason auch die deutsche Meistersch­aft noch zum Abschied mitnehmen. Es wäre die 21. für den THW, und es wäre der 21. Titel des Isländers in Kiel. Dafür aber muss der

Nordrivale und Tabellenfü­hrer SG Flensburg-Handewitt, der mit zwei Punkten Abstand führt, in den verbleiben­den drei Ligaspiele­n noch einmal verlieren.

„Ich würde mich sehr über ein weiteres Geschenk aus Flensburg freuen“, sagte Gislason. Nach dem 20:18-Derbysieg über die SG vor einer gutenWoche hatte er schon eine Flasche Gin aus Flensburg als Abschiedsg­eschenk bekommen. Eine weitere Niederlage des Rivalen auf dem Silbertabl­ett und der Titel wären ihm noch lieber.

Die Kieler Spieler haben die Meistersch­aft jedenfalls noch nicht abgehakt. „Wir wären keine Sportler, wenn wir nicht noch Hoffnung hätten“, sagte Kreisläufe­r Patrick Wiencek. Und Rückraumsp­ieler Steffen Weinhold ergänzte: „Heute werden wir feiern, aber dann wollen wir die drei letzten Spiele gewinnen und sehen, was noch geht.“

Vor allem dem Finalgegne­r aus Berlin drücken die „Zebras“die Daumen. Die Füchse spielen am 29. Mai in Flensburg. „Wir werden alles geben und versuchen, Flensburg zu schlagen“, kündigte Nationalsp­ieler Fabian Wiede an. Schon allein aus Eigeninter­esse. Schließlic­h wollen die Berliner den fünften Tabellenpl­atz und damit die Qualifikat­ion für den EHF-Pokal in der kommenden Saison sichern.

Auch die Berliner zollten Gislason trotz der Niederlage höchsten Respekt. „Natürlich bin ich sehr enttäuscht“, sagte Füchse-TrainerVel­imir Petkovic.„Es fällt aber leichter in dem Wissen, dass Alfred gewonnen hat. Er hat es verdient, Titel um Titel zu sammeln. Er ist einer der Größten unserer Branche.“Mit einem verschmitz­ten Lächeln im Gesicht fügte er an seinen Kollegen gewandt hinzu: „Jetzt will ich aber, dass du in der nächsten Saison gehst.“

Auch Gislasons Landsmann Bjarki Elisson hatte seinen Humor nicht verloren: „Gratulatio­n an Alfred, aber er hat genug Titel gesammelt. Diesen hätte er uns geben können“, sagte Berlins Linksaußen, der in seinen vier Jahren bei den Füchsen nicht ein Spiel gegen die „Zebras“gewinnen konnte: „Ich bin es leid, gegen Kiel zu verlieren.“Kiels Erfolgstra­iner begann schon drei Partien vor dem Ende seiner Amtszeit, eine Bilanz zu ziehen: „Es war eine wundervoll­e Zeit und eine große Ehre, diesen Verein zu trainieren.“

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FOTO: FRANK MOLTER/DPA Torwart Andreas Wolff vom THW Kiel hält den EHF-Pokal nach dem 26:22 gegen die Füche Berlin in den Händen.

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