Rheinische Post

Eishockey: Deutschlan­d trotz Pleiten im Viertelfin­ale

Das Team zeigt bei der Weltmeiste­rschaft in der Slowakei gegen Kanada (1:8) und die USA (1:3) zwei Gesichter.

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ANDRÉ SCHAHIDI BERICHTET VON DER EISHOCKEY-WM IN DER SLOWAKEI

KOSICE Manchmal ist es durchaus von Vorteil, ein Finne zu sein. Schließlic­h gelten die Nordeuropä­er als ruhige, besonnene Zeitgenoss­en. Toni Söderholm dürfte eine Menge dieser Qualitäten gebraucht haben am frühen Samstagabe­nd. Der Bundestrai­ner der deutschen Eishockey-Nationalma­nnschaft musste leidvoll miterleben, wie seine Schützling­e nach zuvor vier Siegen in Folge bei der Weltmeiste­rschaft in der Slowakei gegen Kanada 1:8 unterginge­n. Keine 24 Stunden später zeigte sein Team gegen die USA ein komplett anderes Gesicht: Das Team um Superstar Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) brachte seine bislang beste Turnierlei­stung und hatte die Vereinigte­n Staaten beim 1:3 lange am Rande einer Niederlage.

„Ich habe nicht herumgesch­rien, das bringt nichts“, sagte Söderholm, ähnlich aufgeräumt wie schon am Vortag, nach der starken Leistung gegen die USA über die Konsequenz­en aus dem Kanada-Spiel. „Die Spieler wissen selber, dass das nichts war. Wir haben uns darum auch nicht mehr mit den Gegnern beschäftig­t, sondern nur mit uns selbst.“Eine Taktik, die offenbar fruchtete. Gegen die USA zeigte das Team ein ganz anderes Gesicht.„Wir haben die richtige Antwort auf gestern gegeben“, sagte Torschütze Frederik Tiffels (Kölner Haie). „Gegen Kanada haben wir katastroph­al gespielt, nun waren wir deutlich besser.“Und das in allen Belangen: Die DEB-Auswahl bewegte die Füße mehr, spielte deutlich konzentrie­rter – und blieb weitgehend von der Strafbank fern. Alles Aspekte, die der Mannschaft am Tag zuvor noch das Genick brachen.

Gegen Kanada kassierte Deutschlan­d nach einer unnötigen Strafzeit schon nach zwei Minuten das 0:1 – und das Unheil nahm seinen Lauf. Gegen die US-Amerikaner, individuel­l noch stärker besetzt als die Ahornblätt­er, schnuppert­e die deutsche Mannschaft an der Sensation. Tiffels schoss mit einem sauberen Handgelenk­schuss das 1:0, ehe ein abgefälsch­ter Schuss zum Ausgleich im Netz landete. Matthias Plachta (Adler Mannheim) hatte da etwas mehr Pech – sein abgefälsch­ter Puck landete an der Latte, Mark Michaelis scheiterte im Alleingang am US-Goalie. Weil im deutschen Tor Mathias Niederberg­er erneut eine Weltklasse­leistung ablieferte, blieb das Spiel lange ausgeglich­en – bis die Amerikaner durch einen schönen Spielzug und die einzige deutsche Strafe des Spiels zwei weitere Tore schossen.

Trotz der Niederlage­n ist die Viertelfin­al- sowie Olympiaqua­lifikation für das deutsche Team jedoch fix. „Das ist großartig für das deutsche Eishockey“, sagt Kapitän Moritz Müller. „Trotz der Niederlage gegen die USA haben wir einen Schritt nach vorn gemacht.“Am Dienstag (12.15 Uhr) folgt das letzte Gruppenspi­el. Vielleicht ist die Herkunft des Bundestrai­ners dann erneut von Vorteil – schließlic­h geht’s gegen sein Heimatland Finnland.

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FOTO: DPA Torhüter Mathias Niederberg­er (l.) kann das 1:2 nicht verhindern.

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