Rheinische Post

Eine heiße Affäre

Zwischen Fortuna und Dodi Lukebakio hat es heftig gefunkt. Die einjährige Verbindung gleicht einem LiebesAben­teuer: Es war intensiv und schön, aber es ging dann eben auch schnell wieder zu Ende.

- VON PATRICK SCHERER

Als Letzter bekommt Dodi Lukebakio sein Geschenk, ein Foto von ihm im Spiel gegen Leverkusen. Er geht zwei Schritte in Richtung Südkurve, winkt, klopft sich mit der rechten Hand aufs Herz. Die Zuschauer im Stadion geben noch einmal Vollgas, feiern ihren Helden. Es ist ein Abschied, da gibt es keinen Zweifel. Die Liaison zwischen dem gebürtigen Belgier mit kongolesis­chen Wurzeln und Fortuna war intensiv, fußballrom­antisch – und kurz. Dass diese heiße Affäre nun endet, liegt dabei aber gar nicht zwingend am fehlendenW­illen der Protagonis­ten. Dennoch scheint die Trennung unvermeidl­ich.

Lukebakio ist noch ganz aufgewühlt, als er sich den Fragen der Medienvert­reter stellt, und plaudert direkt drauflos. „Es fühlt sich ein bisschen so an, als würdest du mit deiner Familie leben und dann aufs Internat geschickt werden“, sagt er. „Es ist schwierig, denn eigentlich will man nicht aufs Internat.“Diese Beschreibu­ng sagt viel über die Gemengelag­e rund um den 21-jährigen Shootingst­ar aus.

Vor der Saison kommt Lukebakio vom englischen Erstligist­en FCWatford, wo man trotzVertr­ages bis 2022 keinen gesteigert­en Wert auf den schnellen Stürmer legt. Ein Kauf ist nicht möglich, also leiht Fortuna den Mann mit dem Zahnpasta-Lächeln für eine Saison aus. In Düsseldorf hat Lukebakio dann einen wackeligen Start. Trainer Friedhelm Funkel wechselt ihn zunächst nur ein, kritisiert, dass Lukebakio seine Defensivau­fgaben vernachläs­sigt. Dann spielt der gläubige Katholik in Nürnberg von Beginn an, vergibt eine riesige Torchance und verursacht einen Elfmeter, der zum 0:1 bei der 0:3-Niederlage führt. Vor dem nächsten Heimspiel gegen Schalke kommt Lukebakio zu spät zur Mannschaft­ssitzung, wird aus dem Kader gestrichen.

Doch Lukebakio ist lernwillig, wird von seinen Teamkamera­den – allen voran Kapitän Oliver Fink – aufgebaut und in die richtige Spur gebracht. Und dann kommt der Tag der Tage: Beim jetzt schon legendären 3:3 in München erzielt Lukebakio alle drei Treffer für Fortuna und avanciert zum Star im Team ohne Stars. Lukebakio spielt sich mit Finesse, Schnelligk­eit und überragend­er Schusstech­nik in die Herzen der Fortuna-Anhänger. Am Ende der Saison stehen zehn Tore und vier Vorlagen zu Buche. Zudem vier Treffer in drei Pokalspiel­en.

„Ich bin so glücklich darüber, was Düsseldorf für mich getan hat. Sie haben mir Liebe gegeben und mir sowohl sportlich als auch menschlich eine Menge beigebrach­t“, betont der Belgier. „Das werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen.“Und wenn man Lukebakio so zuhört, fragt man sich, warum es denn für ihn bei Fortuna nicht weitergeht?

„Ich würde ihm raten, noch ein Jahr zu bleiben“, sagt Trainer Friedhelm Funkel. „Es ist aber nicht einfach, wenn ich als Spieler die Entscheidu­ng nicht alleine fälle und etwas gesteuert bin. Dann steht nur das Geld im Vordergrun­d, was aber im Alter von 19 bis 22 eigentlich nicht sein darf.“Genau da liegt aber die Krux. Lukebakio hat sich in den Fokus zahlreiche­r europäisch­er Top-Klubs gespielt. Da wittern auch seine zwei Berater natür

lich das schnelle Geld.

„Bei Dodi ist es relativ klar, dass wir ihn nicht halten können“, sagt Fortunas Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el. Denn Lukebakios Marktwert ist dem Vernehmen nach auf über zehn Millionen Euro gestiegen, Tendenz weiter steigend. Es werden somit Summen aufgerufen, bei denen Fortuna nicht mithalten kann. Das einzige Szenario, in dem es vielleicht doch möglich ist, dass Lukebakio auch in der kommenden Saison das F95-Logo auf der Brust tragen wird: Ein großer Klub kauft den Angreifer und leiht ihn für ein weiteres Jahr an Fortuna aus. Doch auch da steht die Frage im Raum, ob Lukebakio und seine Berater im Fall der Fälle nicht eher ein Leihgeschä­ft zu einem Verein präferiere­n würden, der im internatio­nalen Geschäft tätig ist.

Internatio­nal tätig ist Lukebakio jedenfalls schon ab dem 16. Juni für die belgische U21-Nationalel­f bei der Europameis­terschaft in Italien und San Marino.„Darauf möchte ich mich konzentrie­ren. Was dann passiert, weiß ich ehrlich noch nicht“, sagt er. Lukebakios nächste Affäre muss sich also noch gedulden.

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Dodi Lukebakio mit seinem Abschiedsg­eschenk.

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