Rheinische Post

„Fußball ist einfach eine aufgeblase­ne Welt“

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel zieht im ZDF-„Sportstudi­o“eine Saisonbila­nz der Bundesliga.

- VON BERND JOLITZ

Das ZDF hatte sich eine besondere Klammer für seine Berichters­tattung über die Fußball-Bundesliga ausgewählt. Friedhelm Funkel als Studiogast in der ersten Sendung der Saison im August, Funkel dann wieder zu Besuch nach dem letzten Spieltag. Moderator SvenVoss musste es nicht bereuen, denn Fortunas Cheftraine­r trat wieder so auf, wie man ihn kennt: souverän, kenntnisre­ich und ohne Blatt vor dem Mund.

So wurde der 65-Jährige deutlich, als Voss ihn auf die „Hire-and-Fire“-Mentalität der Klubs in Sachen Trainer ansprach. „Dieter Hecking in Mönchengla­dbach und Bruno Labbadia in Wolfsburg dürfen trotz ihrer Erfolge nicht bleiben“, sagte Funkel kopfschütt­elnd und schlug die Brücke zur allgemeine­n Situation: „Bei dem einen Klub sind es die Ansprüche, beim anderen fehlt der Blick für die Realität. Es wird immer schwerer für Trainer, weil der Fußball einfach eine aufgeblase­ne Welt ist.“

Doch Funkel fand auch viele lobendeWor­te. Ganz besonders freute er sich für seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt, der noch in die Europa League einzog. „Wenn es eine Mannschaft verdient hat, europäisch zu spielen, dann ist es die Eintracht.“Auf der Fahrt von der Arena zum ZDF habe er sich als Beifahrer einen Whatsapp-Chat mit Eintracht-Trainer Adi Hütter und dessen Assistent Armin Reutershah­n gegönnt, einem Kumpel Funkels.

Hauptthema aber war natürlich Fortuna. „Der gesamte Verein und auch die Fans sind über sich hinausgewa­chsen in dieser Saison“, erklärte er. „Das 4:1 über Hertha BSC war derWendepu­nkt, danach haben wir eine überragend­e Runde gespielt.“Als ihn Moderator Voss fragte, ob er denn auch einmal ein Tränchen verdrückt habe im vergangene­n Jahr, punktete Funkel mit Ehrlichkei­t: „Man wird schon mal sentimenta­l und fragt sich: Wie kann alles Positive nur so zusammenko­mmen? Als wir nach einer Viertelstu­nde Spielzeit das 3:0 gegen Gladbach machten, habe ich gespürt, dass sich eine Träne in mein Auge geschliche­n hatte, weil ich so total stolz auf meine Mannschaft war.“

Vertrauen sei das Wichtigste bei der Arbeit mit den Spielern. „Wir sprechen auch über private Dinge. So ist bei Fortuna eine Gruppe zusammenge­wachsen, die unschlagba­r ist.“In einem Einspielfi­lm ergänzte Kapitän Oliver Fink dazu: „Auch in schwierige­n Situatione­n weißt du als Spieler genau: Die Entscheidu­ng, die der Trainer jetzt trifft, wird dir weiterhelf­en.“Für die nähere Zukunft sei nicht nur Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el gefordert, eine schlagkräf­tige Truppe zusammenzu­halten und auch neu zu formen, sondern auch das Trainertea­m, Vorstand, Aufsichtsr­at und Chef-Kaderplane­r Uwe Klein, betonte Funkel zum Abschluss.

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FOTO: DPA Friedhelm Funkel

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