Die Kita als soziale Schule
Elternkolumne Vater Torben von Spreckelsen berichtet, wie sein Sohn in der Kita Empathie entwickelt hat.
Alle Eltern möchten, dass sich ihr Kind wohlfühlt und dass es sich gut entwickelt. Charaktereigenschaften sind zu einem Teil vererbt und werden zu einem anderen Teil auch von Einflüssen der Umwelt geformt.
Auf der einen Seite steht die Mutter-Kind-Bindung, welche zu einem Bewusstsein des Kindes führt, zu einem Urvertrauen in sich selbst und der ersten Beziehung, und das insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren. Auf der anderen Seite sind es die Sozialkompetenz, das Lernen, das Wachsen und letztendlich auch das Gemeinschaftsgefühl, Teil einer Gruppe zu sein.
Wenn ein Kind relativ früh, also mit einem Jahr, in die Kita kommt, kann es viel von anderen Kindern lernen. Kinder spiegeln, ahmen viel nach und entwickeln ein eigenes Bewusstsein, auch außerhalb der Familie. Es ist schön zu beobachten, wie sich in der Kita Spielkameradschaften bilden, die zu „Spielfreundschaften“führen.
Kinder kümmern sich um andere Kinder und entwickeln Empathie. Wenn ein Spielkumpel meines Sohnes auf dem Spielplatz der Kita weint, ist es herzergreifend und toll, wenn er zum Beispiel sagt: „Das ist nicht so schlimm, das wird schon. Was sollen wir jetzt machen, willst du lieber schaukeln oder rutschen?“Führende Psychologen sagen, dass es für Kinder – insbesondere auch für später – sehr wichtig ist, bis zum Alter von vier Jahren „Spielfreundschaften“zu schließen. Kitakinder entwickeln sich schneller, sind sozialer und ausgeglichener. Ich hatte vorher auch meine Zweifel, ob es nicht zu früh ist, ein Kind mit einem Jahr in fremde Hände zu geben, auch gerade wegen des Selbstbewusstseins, das von der engen Beziehung zur Mutter herrührt. Ob es allerdings sofort eine Kita oder die nestwärmere und kleinere Runde der Kindergroßtagesstätte sein sollte, kommt ganz auf das Kind an. Bei uns war es zunächst eine Großkindertagesstätte und aufgrund des höheren Betreuungsschlüssels, der kleinen heimeligen Vertrautheit der Kinder und Erzieher auch ideal.
Heutzutage sind die meisten Haushalte Doppelverdiener, teilweise aus finanziellen Gründen, zu einem beachtlichen Teil möchten Frauen aber in der Gesellschaft auch abseits der Familienmanagerin eine Rolle einnehmen. In der heutigen, anspruchsvollen und schnelllebigen Zeit kann eine Frau gar nicht über Jahre hinweg dem Arbeitsmarkt oder der Firma fernbleiben. Hierbei ist es gerade für die Reintegration in den Arbeitsmarkt sehr wichtig, dass es genügend und vor allem auch qualitativ hochwertige Kita- und Kindergroßtagespflegeplätze gibt.
Torben von Spreckelsen ist Vize-Sprecher der Düsseldorfer Kita-Eltern.