Flanieren auf der Kunstmeile Gerresheim
25 Standorte und rund 50 Künstler öffneten ihre Werkstätten für den Kunstrundgang.
GERRESHEIM Bevor die Kunstschaffenden ihre Ateliers und Ausstellungsräume am Sonntag zur 14. Gerresheimer Kunstmeile öffneten, gaben sie dem Publikum in der Stadtbücherei einen ersten Einblick. „Die Kurzportraits im Schaufenster verschaffen einen guten Überblick“, sagt Babette Apollonia Heiser von der Initiative Kunstmeile Gerresheim. Dieser Preview war etwas Neues, auch für die Künstler. „Das hat mir gefallen“, sagt Künstlerin Inken Heske. Sie zeigt ihre neuen Werke und gibt Einblicke in ihr Atelier: „Für mich sind Kreise immer ein wichtiges Thema. Jetzt war ich oft im Wald für die Vorbereitung des Artwalk im Juni, so dass Stöcke und Naturmaterialien dazu kamen“, sagt sie.
Am Sonntag flanierten dann neben Familien, auch einzelne Kunstfreunde von Kunstort zu Kunstort. 25 Stationen standen zur Auswahl. Zu Fuß oder mit dem Rad ging es zu den Ausstellern, der Reiz liegt in den spontanen Entdeckungen.„Ich habe diese Zitrone ausgesucht und bringe sie demnächst als Gastgeschenk mit“, verrät eine Besucherin der Galerie Art Room, die im Rahmen der Kunstmeile ihre 200. Ausstellung präsentiert. Thomas Schrage zeigt Siebdrucke und kleinere Werke. „Es gibt hier auch Kunst für kleines Geld“, sagt er. Die Ausstellungsräume sind bereits bis Ende 2020 ausgebucht.„Schön ist, das immer Leute kommen, die sonst nicht da sind“, sagt er. Die einladende Atmosphäre in Kombination mit gutemWetter zum Start lockt die Besucher in Räume und Hinterhöfe, die sie sonst selten betreten. Wolfgang Winkler bietet sein Erstlingswerk an, das Portrait eines Pfeifenrauchers. Der 72-Jährige arbeitete früher als Koch: „Ich malte aber schon während meiner Ausbildung“, sagt er. Mancher kann mit den Künstlern draußen auf einem Stuhl verweilen und reden. Die Kunstmeile schafft Raum für Austausch und Inspiration. „Ich lerne auch Neues in Gerresheim kennen“, sagt Liane Hollens-Lorenz. Sie hat ihrem Schuster, Detlev Schümmer, einen Besuch abgestattet und schaut sich dessen Fotografien an.„Ich habe mir das Thema Gerresheim gespiegelt in Pfützen vorgenommen“, sagt er. Dafür musste er mit der Kamera oft in die Knie gehen, um neue Perspektiven zu schaffen. Profis, Autodidakten, die Malschule „Siehmal“, das Kulturnetzwerk der Diakonie sowie das Atelier an der Ziegenwiese und das Zentrum plus in Ludenberg öffneten ihre Türen für die Besucher. Die Aktion hat sich im Stadtteil fest etabliert und findet regen Zuspruch. Anders als in großen Ausstellungsräumen ist es in den Ateliers und Werkstätten möglich, eine Vorstellung vom eigentlichen Schaffensprozess zu erhalten. „Da kommen wir dann mit unseren Besuchern schnell ins Gespräch“, freut sich Inken Heske.