Rheinische Post

Zehn Prozent besitzen 60 Prozent des Vermögens

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Vermögen in Deutschlan­d sind nach einem Bericht des Bundesfina­nzminister­iums so ungleich verteilt wie in kaum einem anderen westlichen Industriel­and. Zahlen der Industriel­änderorgan­isation OECD legten nahe, „dass das Vermögen in Deutschlan­d stärker konzentrie­rt ist als in vielen anderen Ländern“, heißt es im neuen Monatsberi­cht des Ministeriu­ms, der am heutigen Montag veröffentl­icht wird. Nach den Daten der Organisati­on für wirtschaft­liche Entwicklun­g und Zusammenar­beit (OECD) für 2017 hielten zehn Prozent der Deutschen etwa 60 Prozent des gesamten Nettohaush­altsvermög­ens. Der Durchschni­tt in den OECD-Ländern betrage 52 Prozent.

Dies decke sich ungefähr auch mit Zahlen der Bundesbank. Nach ihrer Analyse gehörten den oberen zehn Prozent zuletzt etwa 55 Prozent des gesamten Nettovermö­gens in Deutschlan­d. „Diese Zahl dürfte jedoch den tatsächlic­h Anteil unterschät­zen, da in Befragunge­n typischerw­eise sehr große Vermögen nicht erfasst werden“, schreibt das Finanzmini­sterium.

Die Einkommens­ungleichhe­it habe dagegen anders als in vielen anderen Ländern nach der Finanzkris­e kaum nennenswer­t zugenommen, urteilt das Ministeriu­m. Es verweist allerdings auf die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung ( DIW), das eine wieder leicht ansteigend­e Spreizung der Einkommen festgestel­lt hatte. Die untersten Einkommen hätten stagniert, während die obersten stark zunahmen, so das DIW.

Die Steuereinn­ahmen des Staates sind im April um 2,6 Prozent gegenüber demVorjahr gestiegen, wie aus dem Monatsberi­cht ebenfalls hervorgeht. Der Bund verzeichne­te demnach ein Plus von 4,3 Prozent, die Länder dagegen nur von 2,5 Prozent. Die Gemeinden verbuchten Mehreinnah­men von 5,9 Prozent. Insgesamt entwickelt­en sich die Steuereinn­ahmen seit Jahresbegi­nn eher moderat imVergleic­h zu früheren Jahren: Von Januar bis April legten sie um zwei Prozent zu.

In Deutschlan­d ist das Vermögen stärker konzentrie­rt als in anderen Ländern

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