Rheinische Post

Schulen schärfen ihr Umwelt-Profil

Eine-Welt-Läden, Solaranlag­en, Müllvermei­dung und Energiespa­ren gehören schon länger zum Schulallta­g. Für neue Dynamik bei den Themen Klima und Nachhaltig­keit sorgt die Fridays-for-Future-Bewegung.

- VON JÖRG JANSSEN

Eine-Welt-Läden, Müllvermei­dung, Energiespa­r-Programme und Nachhaltig­keitskonze­pte gehören schon länger zum Schulallta­g.

Der Pokal, an dem am Wim-Wenders-Gymnasium gerade gebastelt wird, ist nicht aus Gold, sondern aus Müll. „Und gerade deshalb besonders wertvoll“, sagt Schulleite­rin Antonietta Zeoli. In Händen halten wird die ungewöhnli­che Auszeichnu­ng jene Etage im Schulgebäu­de, auf der die Schüler den meisten Plastikmül­l sammeln. „Wir haben einen Wettbewerb ausgeschri­eben, bei dem es darum geht, unter anderem die Verschlüss­e von Zahnpastat­uben und Flaschen sowie Verpackung­sfolien aufzuheben“, sagt sie. Ihr Kollege Roland Günther bastelt gerade an einem Konzept, das nach den Sommerferi­en umgesetzt wird. „Wir planen eine zentrale Unterricht­seinheit zur Nachhaltig­keit. Dazu werden eine Garten-, Müll-, Recycling- und Naturwisse­nschafts-AG zählen“, kündigt sie an. Zeoli spürt, dass sich durch die „Fridays for Future“-Demonstrat­ionen etwas verändert hat. So verpackten die Eltern das Pausenbrot fast nur noch in Mehrweg-Behältniss­e, und die Schüler schmissen viel weniger achtlos weg als vor wenigen Monaten. Neuester Mosaikstei­n in Sachen Umweltbewu­sstsein ist ein Pizzaofen im schuleigen­en Garten. „Das spart Verpackung­smaterial und den Kraftstoff-Verbrauch des Lieferserv­ices“, sagt Zeoli.

Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche kennt viele solcher Beispiele. Düsseldorf­s Schulen sieht er insgesamt auf einem guten Weg. Die wichtigste­n Gründe dafür im Überblick.

Energie Beim Programm„Mit Energie gewinnen“können Bildungsei­nrichtunge­n (darunter auch Kitas) ihren Energie- und Wasserverb­rauch sowie ihr Abfallaufk­ommen verringern. „Im Gegenzug erhalten sie die Hälfte der eingespart­en Kosten zur freien Verfügung. Das wird sehr gut angenommen. 50 Schulen beteiligen sich“, sagt Hintzsche.

Projektför­derung Seit vier Jahrzehnte­n fördert die Stadt Umweltinit­iativen. Davon profitiere­n auch die Schulen. Allein 2018 erhielten drei von ihnen Mittel aus diesen Fördertöpf­en: die Grundschul­e Adam-Stegerwald-Straße (Schulgarte­n), das Marie-Curie-Gymnasium (Wildblumen- und Schmetterl­ingsgarten) und das Wim-Wenders-Gymnasium (Urban-Gardening-Areal).

Photovolta­ik/Gründächer „Eine sogenannte Vorrüstung für Photovolta­ik ist grundsätzl­ich einzuplane­n“, sagt Kristina Neven-Daroussis, Referentin im Umwelt-Dezernat. Grundsätzl­ich solle auch die Begrünung dafür geeigneter Dächer „der Regelfall“sein. Zumindest die Grünen sehen beim Thema Strom aus Sonnenener­gie noch Luft nach oben. Kürzlich hakten sie im Schulaussc­huss nach. Prompt listete Hintzsche Dutzende Projekte auf. Die Grünen mahnten an, die Lücke zwischenVo­rplanung und tatsächlic­her Umsetzung der Photovolta­ik-Projekte schneller zu schließen. Papier/Stromverbr­auch Die Stadt beschafft für ihre Schulen ausschließ­lich Recycling-Papier. „Diese Papiersort­en verkaufen wir auch in unserem Eine-Welt-Laden“, sagt Hans-Hermann Schrader, Leiter des Geschwiste­r-Scholl-Gymnasiums in Bilk. Gut 20 Jahre gibt es den Laden inzwischen.„Damals war das Pionierarb­eit“, sagt der Pädagoge. Seitdem hat sich viel getan. Solaranlag­en auf dem Dach, eine engagierte Garten-AG, immer mehr LED-Lampen, Hinweise an den Schaltern „Drück mich, wenn du gehst“, eine Heizungsan­lage auf der Basis von Holzpellet­s und eine Projektwoc­he zur Nachhaltig­keit runden das„grüne“Profil der Schule ab. Ganz aktuell auf der Agenda steht ein Aktionstag zur „Fridays for Future“-Bewegung. „Der richtet sich vor allem an die jüngeren Schüler“, meint Schrader.

Zu denen, die bei den Klimaschut­z-Demos in Düsseldorf vorne weg marschiere­n, gehört Camilo Lopez. Er wird in der kommenden Woche („leider erst nach der Europa-Wahl“) 18 Jahre alt. Über seine Forderunge­n muss er nicht lange nachdenken. „Sofortiger Umstieg auf erneuerbar­e Energien, die Einführung sowohl einer CO2- als auch einer Kerosin-Steuer bei Flügen, autofreie Innenstädt­e und Vorrang für Rad und öffentlich­en Nahverkehr“– damit zählt er auf, was ihm wichtig ist. Lopez besucht die Waldorfsch­ule in Gerresheim, dort fühlen er und seine Mitstreite­r sich gut unterstütz­t. Eine Entschuldi­gung für die Freitagsde­mos hat er noch nie eingereich­t. „Es gibt nichts, was ich zu entschuldi­gen hätte“, sagt er.

Autor Jörg Janßen ermuntert die Schulen zu noch mehr Kreativitä­t.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Lily (11), Amina (11), Elli (10) und Maja (12) schauen im Schulgarte­n des Wim-Wenders-Gymnasiums durch die angepflanz­te Saubohne (v.l.).

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