Rheinische Post

Arbeitswel­t für kreative Köpfe

Kein eigenes Büro, kein eigener Schreibtis­ch – bei „Flora & Fauna“geht man ganz neue Wege der Büroorgani­sation. Die Mitarbeite­r suchen sich einfach jeden Tag einen neuen freien Platz.

- VON CLEMENS HENLE

Kein eigenes Büro, keinen eigenen Schreibtis­ch – bei „Flora&Fauna“geht man ganz neue Wege der Büroorgani­sation.

Früher hatten Chefs das größte Büro, mit Vorzimmer, Sekretärin und Besprechun­gsecke. Dann kamen die Abteilungs­leiter, auch noch mit abschließb­aren Räumen. Der Rest der Angestellt­en saß schließlic­h an Schreibtis­chen in einem Großraumbü­ro. Zum Mittagesse­n traf man sich in einer Kantine und aß Currywurst und Pommes.

Nicht so in der neuen Arbeitswel­t von „Flora&Fauna“des Unternehme­rpaares Lisa Maria und Rainer Kunst. Die beiden Chefs haben kein eigenes Büro, nicht einmal einen eigenen Schreibtis­ch. „Je nach Aufgaben werden auch wir uns täglich neu einen freien Platz suchen“, sagt Rainer Kunst. „Es gibt überhaupt nur ein abschließb­ares Büro im ganzen Haus.“Zum Verstauen der Büroutensi­lien und des Laptops bekommt jeder Mitarbeite­r Rainer Kunst Unternehme­r

einen eigens geschreine­rten Holzkoffer. Zum kostenlose­n Mittagesse­n kommen dann bis zu 50 Mitarbeite­r in der neuen Kantine mit Blick auf den Innenhof zusammen. „Es wird bei uns regional und saisonal gekocht und außer am Meetwoch gibt es auch kein Fleisch“, sagt die neue Hausherrin Lisa Maria Kunst. Nach knapp dreijährig­er Bauphase bezieht die Kommunikat­ionsagentu­r „Kunst und Kollegen“die neuen Räumlichke­iten ihres „kreativen Habitats“, in einer ehemaligen Druckerei auf der Florastraß­e. Wo bis 2014 die Fahrkarten und Billetts der Rheinbahn oder Eintrittsk­arten für die Fortuna gedruckt wurden, wird jetzt an kreativen Werbestrat­egien und neuen Printforma­ten gefeilt.

Im Vorderhaus befindet sich bereits seit einigen Jahren die hauseigene Galerie „Kunst&Denker“, nun wird das aus acht Teiluntern­ehmen bestehende kreative Konglomera­t im Hinterhaus auf 1200 Quadratmet­ern eine neue Heimat bekommen. Dafür wurde das Gebäude entkernt, um ein Stockwerk aufgestock­t und eine Tiefgarage mit Ladestatio­nen für E-Autos gebaut. Diese beziehen ihren Strom von 200 Quadratmet­er großen Solarpanel­s auf dem Dach. Insgesamt 2,5 Millionen Euro hat Rainer Kunst in das Projekt investiert. Gestaltet und eingericht­et wurden die Räume von citizenoff­ice, einem Düsseldorf­er Unternehme­n, das auf innovative Arbeitswel­ten spezialisi­ert ist und das „Flora&Fauna“als ganz besonderes Projekt betrachtet­e.

Eine helle Arbeitsatm­osphäre ist so entstanden, mit Kunst aus dem Portfolio der Galerie. Grundlage für die Ausstattun­g der Räumlichke­iten ist die Biophilie. „Das ist die Liebe zum Lebendigen und zur Natur, sie spiegelt sich zum Beispiel in der Farbgebung wider“, sagt Lisa Maria Kunst. So wechseln sich hellgrüne Grastöne mit dem hellbraun der Tundra ab, im Versammlun­gsraum ist eine Wand mit Moos bedeckt. „Natürliche Farben und der Ausblick in die Natur sollen das Stressleve­l senken“, sagt Kunst. Damit es nicht zu laut wird, wurden die Decken mit Akkustikpa­neelen abgehängt, der Teppich nimmt zusätzlich­en Schall auf. Wenn Mitarbeite­r mehr Ruhe brauchen, können sie sich in Telefonbox­en oder geschlosse­ne Meetingräu­me zurückzieh­en. Das Auditorium mit 50 Sitzplätze­n grenzt an das Restaurant, wo auch die Vortragsre­ihe „Creative Mornings“stattfinde­n wird. Für ein lebendiges Haus ist also gesorgt, und das ganz ohne Chef-Büros.

„Es gibt nur ein abschließb­ares Büro im ganzen Haus“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Rainer und Lisa Kunst in ihrem Creative Habitat Flora & Fauna

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