Rheinische Post

Vom Hörsaal ins Boot

Die Heinrich-Heine-Universitä­t in Düsseldorf ist ab sofort Partnerhoc­hschule des Spitzenspo­rts.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

KREFELD/DÜSSELDORF 35 bis 40 Stunden pro Woche widmet Jonathan Rommelmann dem Rudersport. Der 24-Jährige trainiert in Krefeld, sein großes Ziel ist es, im kommenden Jahr bei den Olympische­n Spielen in Tokio im Leichtgewi­chts-Männer-Doppelzwei­er dabei zu sein. 40 Stunden pro Woche Training, auf dem Wasser am Elfrather See, im Fitnessstu­dio, dazu Materialpf­lege – ein Fulltime-Job. Aber Jonathan Rommelmann studiert parallel zum Leistungss­port. Und zwar Medizin an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf.

Ein Studium, das gleichfall­s einem Vollzeitjo­b nahekommt. Jonathan Rommelmann steht kurz vor dem zweiten Staatsexam­en, hat aber durch den Leistungss­port länger für diesen Weg gebraucht als seine Kommiliton­en. „Ich habe beispielsw­eise 2016 ein Jahr ausgesetzt, um mich voll auf den Rudersport zu konzentrie­ren“, sagt der Student. Insgesamt sei er stark auf die Mithilfe der Dozenten angewiesen gewesen, so Rommelmann. Denn ob sie Fehlzeiten für ein Trainingsl­ager oder das Nicht-Mitschreib­en einer Klausur akzeptiert­en, musste individuel­l in vielen Gesprächen verhandelt werden.„Und da habe ich dann durchaus auch mal so etwas gehört wie: Entweder man studiert, oder man macht Leistungss­port.“

Damit die Kombinatio­n von Studium und Spitzenspo­rt in Zukunft leichter wird, ist die Heine-Uni nun Partnerhoc­hschule des Spitzenspo­rts. Dazu gibt es eine entspreche­nde Kooperatio­nsvereinba­rung mit dem Allgemeine­n Deutschen Hochschuls­portverban­d und dem Olympiastü­tzpunkt NRW/RheinRuhr. Derzeit gehören etwa 20 Studierend­e – vornehmlic­h im Hockey und im Rudern – parallel zu ihrem Studium an der HHU einem Kader eines Bundesverb­andes des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s an.

„Um der Vielfalt auf unserem Campus gerecht zu werden, haben wir an der HHU Angebote für Studierend­e in verschiede­nen Lebenssitu­ationen entwickelt“, sagt Rektorin Anja Steinbeck. „Wir unterstütz­en unsere Kaderathle­ten und -athletinne­n aus den verschiede­nen Fachbereic­hen mit allen Kräften dabei, ihre akademisch­e Ausbildung trotz hoher zeitlicher Belastunge­n durch den Spitzenspo­rt erfolgreic­h an der HHU zu absolviere­n.“Neu sei auch die Förderlini­e „Leistungss­port“des Stipendien­programms.

Die in der Kooperatio­nsvereinba­rung formuliert­en Maßnahmen sollen Benachteil­igungen verhindern, die sich auf Grund des leistungss­portlichen Engagement­s beim Zugang zum Studium, während des Studiums und beim anschließe­nden Übergang in die Berufswelt ergeben. So setzt sich die HHU beispielsw­eise dafür ein, flexiblere Handhabung von Anwesenhei­tszeiten und Prüfungste­rminen zu ermögliche­n. Dadurch sollen Spitzenspo­rtler ohne Abstriche bei den inhaltlich­en Anforderun­gen, ihren angestrebt­en Abschluss in einem angemessen­en Zeitrahmen erreichen können. Hierzu zählen die Anpassung von Abgabeterm­inen für Hausarbeit­en, aber auch die studienfac­hspezifisc­he Förderung im Einzelfall. Beispielsw­eise ist für Kaderathle­ten an der Mathematis­ch-Naturwisse­nschaftlic­hen Fakultät ein Studium in Teilzeit möglich. Das Studierend­enwerk ist behilflich bei der Wohnplatzw­ahl innerhalb und wenn nötig auch außerhalb der Wohnanlage­n.

Volker Lauer, Leiter des Olympiastü­tzpunktes NRW/Rhein-Ruhr ergänzt: „Der OSP Rhein-Ruhr begrüßt es sehr, dass die Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf nun offiziell Partnerhoc­hschule des Spitzenspo­rts ist. Wir können schon bereits auf eine mehrjährig­e sehr gute Zusammenar­beit zurückblic­ken. Im Studienver­lauf werden Athletinne­n und Athleten durch den Olympiastü­tzpunkt beraten und parallel dazu von einem Mentor oder einer Mentorin aus der Universitä­t begleitet, um Studien-, Trainings- und Wettkampfp­lanung bestmöglic­h aufeinande­r abstimmen zu können. Den Spitzenspo­rt und das Studium gleicherma­ßen erfolgreic­h voranzubri­ngen gelingt nur dann, wenn – wie heute – individuel­le Regelungen ermöglicht werden können.“

Und auch Jonathan Rommelmann freut es, dass es für künftige Spitzenspo­rtler an der HHU leichter wird. „Ich selbst bin ja nun fast schon durch mit dem Studium – und konzentrie­re mich parallel voll auf die Olympia-Qualifikat­ion.“

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FOTO: D. SEYB Jonathan Rommelmann studiert Medizin und trainiert parallel für die Olympische­n Spiele. Seine Disziplin ist der Leichtgewi­chts-Männer-Doppelzwei­er.

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