Rheinische Post

Eure Wahl – unsere Zukunft

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Heute wollen Hunderttau­sende junge Menschen vor der Europawahl für mehr Klimaschut­z demonstrie­ren. Hier erklärt der Schüler Noah Rosenbrock (16), um was es ihm und seinen Mitstreite­rn geht. Eigentlich hätte ich heute Erdkunde, Kunst, Deutsch, Mathe und Sozialwiss­enschaft. Doch ich gehe nicht hin. Stattdesse­n stehe ich mit mehr als 5000 anderen Menschen in Bonn auf der Straße und demonstrie­re für mehr Klimaschut­z. So wie es überall auf der Welt Hunderttau­sende tun.

Viele von uns werden am Sonntag bei der Europawahl nicht wählen dürfen, weil wir noch nicht 18 Jahre alt sind. Aber das hält uns nicht davon ab, Woche fürWoche für unsere Ziele zu kämpfen.Was vor 40 Wochen in Schweden mit dem Protest von Greta Thunberg angefangen hat, ist inzwischen zu einer weltweiten Bewegung geworden. Aber Proteste allein reichen nicht. Wir wollen die Wahl am Sonntag zur Klimawahl machen, denn davon hängt unsere Zukunft ab.Weltweit sorgt der Klimawande­l für massive Probleme. Und wenn wir ihn nicht stoppen, wird es immer schlimmer.

Von vielen werden wir für unser Engagement gelobt, von vielen auch kritisiert. Sie werfen uns Naivität vor, dabei haben wir unsere Forderunge­n mit Wissenscha­ftlern erarbeitet.

Wir fordern, dass bis Ende 2019 eine CO2-Steuer in Höhe von 180 Euro pro Tonne eingeführt wird und die Subvention­en für fossile Brennstoff­e beendet werden. Ein Viertel der Kohlekraft­werke muss abgeschalt­et werden. Bis 2030 muss Deutschlan­d komplett aus der Kohle aussteigen, 2035 muss der Anteil der erneuerbar­en Energien bei 100 Prozent liegen, die deutschen Emissionen bei Null. Nur so kann Deutschlan­d seinen Beitrag zum Pariser Klimaabkom­men leisten, nur so kann die Erderwärmu­ng auf maximal 1,5 Grad beschränkt werden.

Wenn Politiker behaupten, wir würden nur die Schule schwänzen wollen, lenken sie damit von ihrem Versagen ab. Wenn sie behaupten, wir sollten unsere Freizeit für die Streiks opfern, dann haben sie unsere Arbeit nicht verstanden. Der Großteil passiert schon jetzt in unserer Freizeit – vor der Schule, nach der Schule, in unseren Pausen, oft bis in die Nacht hinein.

Wir müssen während der Schulzeit demonstrie­ren, damit uns zugehört wird. Wir müssen weitermach­en, damit gehandelt wird. Wir können nicht einfach in der Schule sitzen und zugucken, wie Politiker durch Untätigkei­t unsere Zukunft zerstören. Wir wollen eigentlich nicht während der Schule demonstrie­ren gehen.Wir wollen nicht bei Minusgrade­n auf der Straße stehen und so lange schreien, bis wir heiser werden. Wir wollen uns nicht stundenlan­g den Kopf darüber zerbrechen, in was für einer Welt wir leben werden. Aber was bleibt uns anderes übrig? Es ist unsere Zukunft, um die es geht.

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