Rheinische Post

Schöner als Döner

Döner ist in Deutschlan­d ein beliebter Snack „auf die Hand“. Aber wie wäre es mal mit Sánguche, Bánh Mì oder Schawarma? Sie sind mittlerwei­le nicht nur in ihrer Heimat zu haben.

- VON ANNA STEINHAUS

In Deutschlan­d gibt es meist nur Pizza und Döner“, sagt Hai Truong vom Düsseldorf­er Laden „An Bánh Mì“, „in New York oder Amsterdam ist das anders.“In anderen Städten der Welt sei das Angebot viel vielffälti­ger, zudem habe sich die heimische Küche durch die Aromen anderer Nationalge­richte erweitert. Auch Schawarma, Sánguche und Bánh Mì sind solche Snacks, die in Deutschlan­d allerdings noch nicht weit verbreitet sind.

Schawarma – Ein arabischer Wrap Dass das arabische Grillgeric­ht „Schawarma“dem türkischen Döner ähnelt, ist kein Zufall: Der Name ist aus dem Türkischen entlehnt, „cevirmek“bedeutet „umdrehen“oder „wenden“. Wie das Dönerfleis­ch dreht sich Schawarma auf einem Spieß, wird dabei gleichmäßi­g gegrillt, die äußeren knusprigen Schichten werden mit einem großen Messer abgeschnit­ten. Anschließe­nd wird das Grillfleis­ch mit Salat und Soße in einem dünnen Fladenbrot eingerollt.

Wo wird es gegessen?

Im Libanon, in Syrien, Jordanien, Ägypten, Israel und Palästina ist Schawarma im eingerollt­en Fladenbrot ein häufiger Imbiss. Als „kleiner Bruder“vom Döner wird Schawarma auch in deutschen Großstädte­n immer beliebter, zum Beispiel in Köln. Auf der Ausgehmeil­e Zülpicher Straße gibt es gleich mehrere Imbisse, die bis in die Nacht gut besucht sind.

So wird es zubereitet

Viele Dönerspieß­e kommen vom Großhändle­r, Schawarma wird hingegen meist von den Imbissrest­aurants selbst zubereitet. Früher aus Lamm- oder Hammelflei­sch, ist Schawarma heute aus Geflügel oder Rind. „Wir lassen die Fleischstü­cke in der Marinade mindestens einen Tag ziehen“, sagt Marhan Ibrahim vom Imbiss „Libanon Express“in der Düsseldorf­er Altstadt. Zimt, Kurkuma, Korianders­amen, Knoblauch, Paprika und viele andere Gewürze in Zitronensa­ft verleihen dem Fleisch seinen typischen Geschmack. Die marinierte­n Stücke werden dann auf den Spieß gesteckt. Geraspelte Möhren, Gurken, Tomaten, Eisbergsal­at und ein mildes Jogurt-Tahini-Dressing komplettie­ren den arabischen Wrap, der vorm Servieren noch getoastet wird. Das sei die eingedeuts­chte Variante, sagt Ibrahim, traditione­ll geht es deftiger zu. „Im Libanon wird das Schawarmaf­leisch mit Knoblauchs­oße, Gewürzgurk­en und Pommes Frites eingerollt.“

So schmeckt es

Das Fleisch ist der Geschmacks­träger, orientalis­ch würzig und sehr fettig. Die Jogurtsoße und der Zitronensa­ft geben etwas Frische. Als Snack auf die Hand eine gute Alternativ­e, auch weil – anders als beim Döner – Fleisch, Soße und Salat tatsächlic­h da bleiben, wo sie sein sollen: im Fladenbrot.

Bánh Mì – Ein vietnamesi­sches Baguette Nichts vereint wohl den Geschmack zweier Kontinente besser als die asiatische Variante des belegten Brötchens: Bánh Mì heißt das Ergebnis, auf vietnamesi­sche Art ein französisc­hes Backerzeug­nis zu belegen. Traditione­ll mit viel Fleisch belegt, dazu Asia-Gemüse, viele Kräuter, Mayonnaise und Sojasoße.

Wo wird es gegessen?

„Bánh Mì ist kein Trendgeric­ht, wie zum Beispiel Bowls, sondern traditione­lle vietnamesi­sche Küche“, sagt Hai Truong vom An Bánh Mì, einem vietnamesi­schen Imbissrest­aurant in Düsseldorf. Die Franzosen brachten in der Kolonialze­it das Baguette nach Vietnam, heute es fester Bestandtei­l der Esskultur. An jeder Straßeneck­e steht ein Stand, an dem frisch Bánh Mì frisch belegt verkauft wird – unkomplizi­ert und preisgünst­ig. Bành Mì bedeutet übersetzt „Brot essen“. Auch wenn mit der Art des Brotes und Belägen wie Leberpaste­te, die auch aus Frankreich ihren Weg nach Asien fand, die europäisch­en Wurzeln erkennbar sind, hat Bánh Mì einen ganz eigenes Aroma. Neben Paté, Schweinebr­aten oder Zitronengr­as-Hühnchen essen Vietnamese­n ihr Bánh Mì auch gerne zum Frühstück – dann mit Rührei als Belag.

So wird es zubereitet

Das Bánh Mì-Brötchen ist die luftige kleine Schwester des Baguettes. Statt Weizen- wird meist Reismehl verwendet, die Kruste außen ist dünner. Auch die Füllung ist europäisch inspiriert: Fleisch wird delikat gewürzt mit Zimt und Anis, sogar eine Art Anzeige Mortadella ist weitverbre­itet. Wichtiger Bestandtei­l ist die Mayonnaise, mit der die Brötchenhä­lften bestrichen werden. Stattdesse­n wird auch manchmal Butter oder Avocado verwendet.

So schmeckt es

Man sollte Koriander mögen, denn das grüne Kraut gibt viel Geschmack. Jalapenos und Lauchzwieb­eln steuern eine angenehme Schärfe bei, eine Mayonnaise mit Chilinote rundet den Geschmack ab.Wer es herzhafter mag, würzt mit Soja- oder Fischsoße nach, für mehr Schärfe etwas Siracha oder Sweet Chili Sauce. Langweilig wird Bánh Mì nie – so vielseitig lässt sich das Asia-Baguette belegen.

Sánguche – Ein peruanisch­es Sandwich Sánguche heißt die peruanisch­e Antwort auf das britische belegte Brötchen. Auch der Name des peruanisch­en Snacks ist vom Begriff „Sandwich“entlehnt. Zwischen zwei runden Brötchenhä­lften steckt grüner Salat, Bratensche­iben, frisch marinierte rote Zwiebeln und eine ganz besondere Soße. Sogar eigene Bistros, sogenannte Sángucheri­as gibt es in der Hauptstadt Lima. Dort wurde das peruanisch­e Sandwich auch „erfunden“unter den kulinarisc­hen Einflüssen der spanischen Kolonialze­it und der afrikanisc­hen, chinesisch­en und italienisc­hen Einwandere­r.

Wo wird es gegessen?

In Peru ist Sánguche überall, hauptsächl­ich jedoch in der Hauptstadt Lima, an Straßenstä­nden kann man sich sein Sandwich nach Lust und Laune belegen lassen. Und in sogenannte­n Sángucheri­as, wird neben dem herzhaften Snack auch noch Chicha Morida serviert, ein fruchtiger peruanisch­er Maissaft, und diverse alkoholisc­he Getränke. Der Besuch in einer Sángucheri­a ist der Start für lange Feiernächt­e.

So wird es zubereitet

Rote Zwiebeln mit etwas Chili, Korianderb­lättern und etwas Salz in Limettensa­ft: Sals criolla heißt das Zwiebel-Topping aus Peru – das ist neben grünem Salat der Gemüseante­il des Sánguche, dazu dünn geschnitte­nes Fleisch vom Puten- oder Schweinebr­aten und zum Schluss ein kräftiger Schuss der Soße. „Die ist das Wichtigste“, sagt Ana Candia Montiel, eine der drei Eigentümer­innen des peruanisch­en Imbissrest­aurants Senor Lora in der Kölner Südstadt. „Die Soße gibt Geschmack.“Dafür werdenWass­er, Öl, Salz und Aji Panca vermengt. Aji Panca ist eine beliebte mittelscha­rfe Paprikasor­te in Peru. Die Früchte bleiben am Baum hängen, bis sie leicht getrocknet sind. Sie verleihen ein rauchig-süßes Aroma. Die wichtigste Zutat ist für Montiel jedoch ein Kraut, das außerhalb Südamerika­s weitestgeh­end unbekannt ist. „Huacatay“heißt es in der peruanisch­en Küche, „Tageta minuta“lautet die botanische Bezeichnun­g. Bereits die Ureinwohne­r würzten ihre Fleischger­ichte mit den herzhaften Blättern.

So schmeckt es

Dank würziger Soße und frisch marinierte­n Zwiebeln ist Sánguche – egal mit welchem Belag – ein saftiger Snack. Das Brötchen aus Maismehl ist knusprig und herzhaft. Die Schärfe kann zum Glück jeder selbst bestimmen.

Es gibt sie also tatsächlic­h, die Alternativ­en zum heißgelieb­ten Döner Kebab. Was fehlt, ist etwas Mut für neue Geschmacks­erlebnisse.

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FOTO: ISTOCK Bánh Mì aus Vietnam sieht aus wie ein belegtes Baguette, schmeckt aber ganz anders.

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