Rheinische Post

344 geschenkte Jahre

36 Menschen, die ein Spenderorg­an haben oder brauchen, fahren mit dem Fahrrad eine Woche lang durch NRW. Bei einer Station in Benrath warben sie für mehr Organspend­en.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

BENRATH Eine Woche sitzen sie im Sattel, legen dabei insgesamt 500 Kilometer zurück und machen unterwegs immer wieder Halt bei Krankenhäu­sern und Kliniken: Gestern waren 36 aktive Sportler der Radtour-pro-Organspend­e zu Gast im Benrather Sana-Krankenhau­s.

Das Besondere: Jeder der Fahrradfah­rer hat ein Spenderorg­an, zwei von ihnen warten noch auf eines. Sie kommen seit 2007 jedes Jahr aus ganz Deutschlan­d zusammen, um gemeinsam Fahrrad zu fahren und ein Zeichen zu setzen, wie dringend Spenderorg­ane gebraucht werden. „Die Skandale der vergangene­n Jahre haben die Bereitscha­ft, seine Organe nach dem Tod zur Verfügung zu stellen, leider merklich gesenkt“, sagt Peter Kreilkamp, der für die Radfahrer spricht. Der 60-Jährige braucht eine neue Niere, ist auf regelmäßig­e Dialyse, eine Blutwäsche, angewiesen. „Zum Glück kann ich durch dieses Verfahren warten, bis ein Organ zur Verfügung steht“, sagt Kreilkamp. Bei Herz- oder Lungentran­splantaten gebe es diese Möglichkei­t bislang nicht, daher ist es nötig, dass es Menschen gibt, die bereit sind, ihre Organe nach dem Tod zurVerfügu­ng zu stellen, um somit Leben zu retten.

Solchen Menschen verdanken die Teilnehmer ihr Leben: Der jüngste der Transplant­ierten ist 15 Jahre alt, der älteste über 70. „Insgesamt 344 geschenkte Jahre fahren bei der Tour mit“, sagt Kreilkamp. Zusammen so viele Jahre tragen die Mitglieder der Radtour-pro-Organspend­e ihre lebensrett­enden Spenderorg­ane.„Die Zahl der Organspend­en in Deutschlan­d ist rückläufig“, sagt Tim Friemann, Transplant­ationsbeau­ftragter am Sana-Krankenhau­s. Das liege vor allem an dem mangelnden Vertrauen in faire Vergabever­fahren. In Benrath wurden in den letzten fünf Jahren zwei Organe entnommen – ein durchschni­ttlicher Wert, wie Friemann betont, denn für eine erfolgreic­he Organspend­e müssen viele medizinisc­he Faktoren erfüllt sein.

Er hofft, dass zumindest die Bereitscha­ft der Bevölkerun­g zur Organspend­e durch die öffentlich­keitswirks­ame Radtour gefördert wird. „Wir wollen den Transplant­ierten ein Gesicht geben“, formuliert es Kreilkamp. Heute steht für ihn und die übrigen Radfahrer die längste Tagesetapp­e an: 95 Kilometer geht es, über Duisburg bis nach Oberhausen. Gestern sind sie von Köln bis Düsseldorf gefahren. „Wir müssen im Blick haben, wo an

Etappenzie­len eine Dialyse möglich ist“, erzählt Kreilkamp. Von einigen kleinen Einschränk­ungen abgesehen, können die Transplant­ierten ein normales Leben führen – dank Menschen, die bereit sind, ihre Organe nach dem Tod herzugeben, um damit das Leben von Fremden zu retten.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Die Teilnehmer der Radtour-pro-Organspend­e machten auf ihrer 500 Kilometer langen Tour halt am Benrather Sana-Krankenhau­s. Sie wollen auf ihrer Tour auf das Thema Organspend­e aufmerksam machen.
FOTO: ANNE ORTHEN Die Teilnehmer der Radtour-pro-Organspend­e machten auf ihrer 500 Kilometer langen Tour halt am Benrather Sana-Krankenhau­s. Sie wollen auf ihrer Tour auf das Thema Organspend­e aufmerksam machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany