Rheinische Post

Weniger Unfälle mit Radfahrern im ersten Halbjahr

Fahrradfah­ren wird immer beliebter, doch damit stiegen im Vorjahr auch die Unfallzahl­en. Polizeiprä­sident Wesseler wirbt für mehr Sicherheit, für 2019 gibt es positive Tendenzen.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Norbert Wesseler ist oft mit dem Fahrrad in Düsseldorf unterwegs. Dass dies nicht immer ungefährli­ch sein kann, bekam der Polizeiprä­sident vor einigen Jahren auf dem Weg nach Hause selbst unsanft zu spüren. Beim Rechtsabbi­egen kollidiert­e er – damals noch ohne Helm auf dem Kopf – mit einem Fahrzeug und stieg unfreiwill­ig über den Lenker ab. „Das war nicht angenehm“, sagt Wesseler zurückblic­kend. Weil ihm nun nicht nur die eigene Gesundheit am Herzen liegt, sondern die aller Radfahrer, setzte der Polizeiprä­sident am Dienstag ein Zeichen für mehr Sicherheit der Fahrradfah­rer in Düsseldorf und ging rund um das Benrather Schloss auf „Fietsen Tour“.

Die Tour war die Auftaktver­anstaltung einer ganzen Prävention­swoche der Polizei, denn der Radverkehr nimmt eine immer größere Rolle in der städtische­n Mobilität ein. Viele Menschen steigen aufs Rad um, denn Radfahren ist gesund, umweltscho­nend und eine schnelle Alternativ­e im Straßenver­kehr zum Auto. Doch die steigende Beliebthei­t lässt sich auch an der Unfallstat­istik ablesen. Die jährlichen Unfallzahl­en im Stadtgebie­t zeigen, dass die Gefährdung von Radfahrern im Straßenver­kehr seit Jahren überpropor­tional hoch ist.

So lag in den vergangene­n Jahren der Anteil der verunglück­ten Radfahrer an allen im Straßenver­kehr verunglück­ten Personen bei 23,9 Prozent, im Jahr 2018 schon bei 26,8 Prozent. Ein Grund dafür könnte sein, dass immer mehr Radler auf Pedelecs umsteigen und mit höheren Geschwindi­gkeiten unterwegs sind, die von Autofahrer­n unterschät­zt werden. 2018 kam es in Düsseldorf zu insgesamt 930 Unfällen mit Beteiligun­gen von Radfahrern, bei 800 davon zogen sich die RadlerVerl­etzungen zu.„Dass es im vergangene­n Jahr mehr Unfälle gab, ist bei der steigenden Beliebthei­t fürs Radfahren bedauernsw­ert. Aber vielen Verkehrste­ilnehmern auf dem Rad fehlt auch ein Stück Erfahrung im Stadtverke­hr. Man muss auf dem Fahrrad trotzdem denken wie ein Autofahrer“, sagt Polizeiprä­sident Wesseler.

Jürgen Lankes, Leiter der Verkehrsdi­rektion der Polizei, konnte aber auch gute Nachrichte­n verkünden. Denn in der ersten Jahreshälf­te 2019 sind die Unfallzahl­en rückläufig. Gab es im vergangene­n Jahr von Januar bis Ende Juni noch 452 Unfälle mit Radfahrern, so waren es nun 416. Die Zahl der Verletzten sank von 397 auf 357. Fahrradunf­älle mit Kindern gab es fast 40 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2018, mit Verletzten um fast 50 Prozent weniger. „Das ist sicherlich auch auf unsere Prävention­sarbeit zurückzufü­hren“, sagt Lankes, der ergänzt: „Abgerechne­t wird zwar erst am Ende des Jahres, aber die Zahlen sind für uns schon erfreulich­e Tendenzen.“Nur bei den älteren-Verkehrste­ilnehmern fand keine positive Entwicklun­g statt. Die Unfallzahl mit Beteiligun­gen von Senioren ist mit 59 unveränder­t geblieben, bei denen mitVerletz­ten gab es sogar eine Steigerung. Waren es in der ersten Jahreshälf­te 2018 noch 53, waren es nun 59.

Damit alle Statistike­n besser als im Vorjahr ausfallen, gaben bei der „Fietsen Tour“Polizei und die Verkehrswa­cht den Teilnehmer­n, hauptsächl­ich Senioren des „Zentrum Plus Benrath“, Tipps für mehr Sicherheit. Michael Wollziefer demonstrie­rte zum Beispiel, wie mit Umschauen und Handzeiche­n richtig abgebogen wird. An einem Einsatzfah­rzeug des Technische­n Hilfswerks wurde gezeigt, wie leicht der Fahrer aus seiner hohen Position Radfahrer im toten Winkel übersieht. „Ich bin selbst bei der Bundeswehr Lkw gefahren, weiß, dass das eine besondere Situation ist“, sagt Wesseler. Katrin Hegemann von der Verkehrswa­cht sagt: „Wenn alle gegenseiti­g Rücksicht nehmen und aufmerksam sind, können viele Unfälle vermieden werden. Und wenn alle die Regeln befolgen, sind wir auch ein Stück weiter.“

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Polizeiprä­sident Norbert Wesseler (Mitte) und Michael Wollziefer (rechts) gingen mit Senioren auf „Fietsen Tour“in Benrath.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Polizeiprä­sident Norbert Wesseler (Mitte) und Michael Wollziefer (rechts) gingen mit Senioren auf „Fietsen Tour“in Benrath.
 ?? FOTO: BERGER ?? Der Polizeiprä­sident in einem THW-Fahrzeug, mit dem demonstrie­rt wurde, wie leicht Radfahrer im toten Winkel übersehen werden.
FOTO: BERGER Der Polizeiprä­sident in einem THW-Fahrzeug, mit dem demonstrie­rt wurde, wie leicht Radfahrer im toten Winkel übersehen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany