Rheinische Post

Noch mehr Verluste

Mit 3,2 Milliarden Euro fällt das Minus bei der Deutschen Bank noch höher aus, als Vorstandsc­hef Christian Sewing vor drei Wochen angekündig­t hat. Die Aktie gab nach. Mehr als 900 Mitarbeite­r haben bereits ihre Kündigung erhalten.

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT So weit ist es schon gekommen, dass sich manche beim Thema Deutsche Bank in Sarkasmus flüchten.„Keine Prognose ist so schlecht, als dass sie nicht noch unterschri­tten werden könnte“, hieß es am Dienstag in Bankerkrei­sen, nachdem die Deutsche Bank für das zweite Quartal des laufenden Jahres einen Verlust von etwa 3,15 Milliarden Euro verkündet hatte. Der liegt noch einmal 300 Millionen Euro über dem Minus, das Vorstandsc­hef Christian Sewing am 7. Juli bei der Ankündigun­g der Umbaupläne angekündig­t hatte. Die neuerliche Hiobsbotsc­haft hat prompt den Aktienkurs um mehr als zweieinhal­b Prozent gedrückt und unter die Marke von sieben Euro befördert. Zwischenze­itlich war der Kurs sogar um sechs Prozent abgestürzt.

Das Leid der Deutsche-Bank-Aktionäre scheint unendlich. Womöglich schwingt im neuerliche­n Kursdesast­er auch schon die häufig geäußerte Sorge mit, die Bank könne die Milliarden­lasten aus dem bevorstehe­nden Umbau eben doch nicht ohne eine Kapitalerh­öhung hinbekomme­n. Immerhin hat Sewing vor knapp drei Wochen die Lasten aus Wertkorrek­turen, Umbaukoste­n und Abfindunge­n bis 2022 auf 7,4 Milliarden Euro beziffert. Davon sollten fünf Milliarden noch in diesem Jahr, drei Milliarden sogar noch im zweiten Quartal verbucht werden. Nun sind es sogar rund 3,4 Milliarden Euro geworden.

Das ist für ein Unternehme­n, das auf der Ertragssei­te so sehr schwächelt wie Deutschlan­ds einstiger Bankenstol­z, eine schwere Bürde. Und es hilft auch nicht, dass der Konzern ohne die Milliarden­lasten aus dem Umbau zwischen April und Juni 231 Millionen Euro verdient hätte. Selbst wenn man Sondereffe­kte aus dem Zahlenwerk herausrech­net, sind die Erträge im zweitenVie­rteljahr um fünf Prozent geschrumpf­t. Es knirscht nicht nur im Aktienhand­el (minus 32 Prozent), den die Bank eh abstoßen will, sondern auch wegen der schwierige­n Situation an den Kapitalmär­kten im Beratungs- und Emissionsg­eschäft (minus 30 Prozent). Da ist es ein schwacher Trost, dass andere in der Branche ähnliche Probleme haben. Hinzu kommt: Die Unternehme­ns- und Investment­bank im Konzen hat in den ersten sechs Monaten des Jahres eine Milliarde Euro Verlust gemacht.

Im Privat- und Firmenkund­engeschäft lassen sich solche Verwerfung­en bei dauerhaft niedrigen Zinsen nicht mal ansatzweis­e kompensier­en. Die bereinigte­n Erträge in diesem Bereich sind um ein Prozent gestiegen. Das verkauft Sewing bei dem derzeitige­n Zinsniveau als kleinen Erfolg, aber nachhaltig helfen kann es der Deutschen Bank in ihrer derzeitige­n Verfassung nicht. Und auch hier haben die Sonderlast­en am Ende dazu geführt, dass der Teilbereic­h rote Zahlen schreibt. Als Erfolgsfak­tor funktionie­rt so vor allem die Fondstocht­er DWS, aber die steht auf der Verkaufsli­ste. Kein Wunder, dass an der Börse und bei den Analysten Zweifel bleiben, wie zukunftsfä­hig die Strategie der Bank ist und wie schnell der Umbau des Unternehme­ns tatsächlic­h gelingen kann.

Beim Personalab­bau drückt die Deutsche Bank aufs Tempo. Etwa 900 Jobs sind schon weg. In London, dem europäisch­en Mekka der Investment­banker, packten die ersten Mitarbeite­r schon unmittelba­r nach Sewings Ankündigun­g Anfang Juli ihre Siebensach­en zusammen. Im zweiten Quartal sind 600 Vollzeitst­ellen abgebaut worden; binnen eines Jahres hat sich die Mitarbeite­rzahl um 4800 verringert, wie die Bank mitteilt. Die Zahl der Vollzeitjo­bs im Konzern lag Ende Juni noch bei knapp 91.000.

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FOTO: RTR In London mussten die ersten Banker bereits am 8. Juli gehen. Mittlerwei­le hat die Deutsche Bank schon 900 Jobs gestrichen.

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