Rheinische Post

Neuer Daimler-Chef startet mit Milliarden-Minus

Der Diesel-Skandal hat auch den Autoherste­ller voll erfasst: Ola Källenius lässt 2,6 Milliarden Euro zurücklege­n.

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FRANKFURT (rtr) Glanzlose Premiere für den neuen Daimler-Chef: Bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt präsentier­te Ola Källenius eine Quartalsbi­lanz mit tiefroten Zahlen. Milliarden­risiken im Dieselskan­dal, Probleme mit Airbags, Lieferschw­ierigkeite­n und die schwache Autokonjun­ktur brockten dem Konzern einen Nettoverlu­st von 1,2 Milliarden Euro ein. „Die Zahlen sind alles andere als zufriedens­tellend“, räumte Källenius ein. Im Mai hatte der Schwede das Steuer von Dieter Zetsche übernommen, seither musste er die Jahresziel­e schon zwei Mal nach unten korrigiere­n. Um Daimler wieder in die Spur zu bekommen, will Källenius nun das Sparprogra­mm verschärfe­n. Details sollen am 14. November präsentier­t werden.

Dass Daimler einen Quartalsve­rlust ausweist, passierte das letzte Mal vor zehn Jahren während der Finanzkris­e. Vor einem Jahr hatte noch ein Quartalsge­winn von 1,8 Milliarden Euro zu Buche gestanden. Doch die gesamte Branche hat zu kämpfen: Die Automärkte sind weltweit im Rückwärtsg­ang, beschleuni­gt vom Handelskon­flikt der USA mit China. Auch Erzrivale BMW hatte zuletzt im Kerngeschä­ft Verlust gemacht.

Källenius hofft, dass die Geschäfte im zweiten Halbjahr etwas anziehen, auch weil Daimler neue SUV-Modelle wie GLB und GLE am Start hat. Der Gewinn vor Steuern dürfte 2019 trotzdem einbrechen. Schon 2018 war er um ein Fünftel auf elf Milliarden abgesackt. Der Umsatz legte im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 43 Milliarden zu. Weil sich auch BMW und Audi schwer tun, blieb Mercedes-Benz mit seinen Oberklasse-Modellen die global führende Premiummar­ke.

An der Börse wurde die Zwischenbi­lanz gelassen zur Kenntnis genommen: Die Daimler-Aktie legte gut drei Prozent zu und damit sogar stärker als der Gesamtmark­t. „Der neue Vorstand hat jetzt alle Verluste in die Bilanz gepackt“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Nach den jüngsten Gewinnwarn­ungen habe die Aktie die Talsohle durchschri­tten.

Während das Lkw-Geschäft den Gewinn um ein Drittel steigern konnte, schrieb die Hauptspart­e Pkw bei einem Absatzrück­gang um drei Prozent gut 670 Millionen Euro Verlust. Im BereichVan­s türmte sich sogar ein Minus von zwei Milliarden Euro auf. Für die Folgen des Diesel-Abgasskand­als legte Daimler nun 2,6 Milliarden Euro beiseite. Damit nannte der Konzern erstmals eine Zahl, was die Reparatur von bis zu drei Millionen Mercedes-Fahrzeugen und Rechtsstre­itigkeiten weltweit kosten könnten.

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