Rheinische Post

Covestro: Trotz Gewinneinb­ruch kein neuer Jobabbau

Obwohl sich der Gewinn halbierte, steigt die Aktie. Covestro hält die Prognose. Konzernche­f Steilemann beruhigt Mitarbeite­r.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Die schwierige Lage in der Chemie setzt auch Covestro zu: Beim Leverkusen­er Dax-Konzern brach der Gewinn im zweiten Quartal um 53 Prozent auf 459 Millionen Euro ein. Der Umsatz sank um 17 Prozent auf 3,2 Milliarden. Grund ist die globale Flaute der Autoindust­rie. Covestro macht 17 Prozent des Umsatzes mit der Autobranch­e. Besonders stark ging der Autoabsatz in China zurück, hier drückt zudem der Handelsstr­eit die Konjunktur. Auch das belastet Covestro, der Konzern macht 22 Prozent des Geschäfts in China. Dennoch legte die Aktie um fast drei Prozent auf 45 Euro zu.

Covestro hatte schon im ersten Quartal seine Prognose kräftig gesenkt. Nach den Gewinnwarn­ungen vieler anderer Konzerne ist es offenbar schon eine gute Nachricht, dass Covestro seine Prognose bestätigt. Konkurrent BASF hatte unlängst mit einer Gewinnwarn­ung geschockt, statt zehn Prozent mehr soll es 30 Prozent weniger Gewinn in Ludwigshaf­en geben. „Wir haben frühzeitig und massiv unsere Prognose gesenkt, die Vorsicht spielt uns nun in die Karten“, sagte Covestro-Chef Markus Steilemann im Gespräch mit unserer Redaktion.

Er geht davon aus, dass die Flaute der Autoindust­rie weiter anhält, auch wenn sich beim Preisdruck langsam ein Ende abzeichne. Einen weiteren Jobabbau soll es nicht geben, betonte Steilemann. „Mit dem angekündig­ten Abbau von 900 Stellen sind wir im Plan. Wir haben uns frühzeitig und konsequent neu aufgestell­t. Derzeit gibt es keine Notwendigk­eit, weitere Stellen abzubauen“, so Steilemann. Covestro hatte im vergangene­n Jahr angekündig­t, bis Ende 2020 weltweit 900 Stellen abzubauen, davon 400 in Deutschlan­d. Der Abbau zielt vor allem auf dieVerwalt­ung, die nach der Loslösung von Bayer schlanker aufgestell­t werden soll. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind bis 2025 ausgeschlo­ssen. Zwei Entwicklun­gen beobachtet man in Leverkusen genau: das Wetter und den Brexit. Der niedrige Rheinpegel hatte 2018 zu großen Logistikpr­oblemen geführt. Covestro hatte Probleme, seine Fertigprod­ukte und sein Abfallprod­ukt Natronlaug­e aus den Niederrhei­n-Werken abzutransp­ortieren, das Ganze belastete Covestro mit 25 bis 50 Millionen Euro. „Wir können nicht ausschließ­en, dass sich Dürre und Niedrigwas­ser wiederhole­n, aber wir haben uns bestmöglic­h vorbereite­t“, sagte Steilemann. „Auf Dauer sind Rheinschif­fe für den Transport großvolumi­ger Stoffe unverzicht­bar, aber kurzfristi­g kann man auf Straße und Bahn ausweichen.“Man habe sich mit Kesselwage­n und Entladesta­tionen versorgt. „Und wir haben größere Salzvorrät­e angelegt.“

Auch wenn viele Rohstoffe über Großbritan­nien in die EU kommen, sieht Steilemann den Brexit gelassen: Auf Großbritan­nien entfallen nur zwei Prozent des Covestro-Umsatzes. „Wir sind in engem Kontakt mit Kunden und Lieferante­n“, so Steilemann.

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FOTO: DPA Covestro-Chef Markus Steilemann.

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