Gute Chancen für Tempo 30 auf Bilker Allee
Anwohner der Hauptstraße in Unterbilk kämpfen seit Jahren für eine Geschwindigkeitsreduzierung. Auch die Schulen wären dafür.
UNTERBILK Drei Wochen ist Rainer Hirsch unterwegs gewesen im Viertel, hat Menschen auf der Straße angesprochen, in Hauseingängen und auf dem Markt. Fast 600 Unterschriften hat der Unterbilker zusammenbekommen,„und ich bin noch nicht mal durch auf der Bilker Allee“, sagt Hirsch, der nicht müde wird, sich für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der viel befahrenen Hauptstraße zwischen Bilker Kirche und Floragarten einzusetzen.Vor dem Ordnungs- und Beschwerdeausschuss hat Rainer Hirsch sein Anliegen schon vorgetragen, in der Bezirksvertretung 3 auch. Mails an den Oberbürgermeister hat er geschrieben, sich mit dem Bezirksbeamten der Polizei und den Schulleitern der Realschule Florastraße und der Gemeinschaftsgrundschule Kronprinzenstraße vernetzt.
Bisher gab es aber wenig Hoffnung, dass auf der Bilker Allee tatsächlich irgendwann die Geschwindigkeit reduziert wird. Bis jetzt. Denn die Straßenverkehrsordnung erlaubt inzwischen, dass auch auf Hauptstraßen für kurze Stücke Tempo 30 gelten darf. Dafür muss eine Gefahrenstelle wie eine Schule vorliegen. Was im Viertel der Fall ist. Düsseldorf hatte die Regelung an drei Stellen ausprobiert: an der Lindemannstraße (Zooviertel) vor dem Goethe-Gymnasium, der Prinz-Georg-Straße (Pempelfort) vor der Grundschule sowie an der Straße Am Schönenkamp (Hassels), an der sich eine Kita und ein Seniorenheim befinden.
Zwar ergab sich kein signifikanter Unterschied in den Unfallzahlen und die Durchschnittsgeschwindigkeit sank nur gering. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP sprach sich aber für eine Ausweitung dieser Regelung aus. Im Augenblick stellt die Stadt eine Liste weiterer Gefahrenstellen auf Hauptstraßen zusammen. Vor allem von den Schulen habe es Lob gegeben für den Versuch.
„Hier im Viertel leben so viele Kinder“, sagt Rainer Hirsch, „Unterbilk ist einer der kinderreichsten Stadtteile.“Das hat er auch gemerkt, als er die Menschen auf der Straße ansprach, vor allem junge Leute mit Kindern seien unterwegs gewesen. Seit 2017 setzt sich der Anwohner der Hauptstraße für ein niedrigeres Limit ein, „seit zum ersten Mal die Gläser in unserem Schrank gerappelt haben“. Kurz nach Eröffnung der Wehrhahnlinie haben Hirsch und seine Nachbarn Probleme bekommen, „durch die längeren und schwereren Züge. Wir haben schon überall Setzrisse am Haus“. Tempo 30 würde nicht nur mehr Schutz für die Kinder bedeuten, es wäre auch eine Lärmreduzierung für die Anwohner.
Wenn es nach Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, gegangen wäre, wäre die Bilker Allee schon Teil des Verkehrsversuchs gewesen, „weil sie auch im Lärmaktionsplan aufgeführt ist“. Bisher hatte offenbar das Amt für Verkehrsmanagement abgelehnt, Tempo 30 auf der Bilker Allee einzuführen. „Wenn die Verwaltung will, kann das Projekt schnell umgesetzt werden“, sagt Czerwinski, der hofft, dass es dieses Jahr zumindest eine Entscheidung gibt. In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung 3 hatten die Grünen eine Anfrage gestellt, wie die Stadt die Erkenntnisse aus dem Verkehrsversuch hinsichtlich Tempo 30 auf der Bilker Allee bewertet und interpretiert. Zusätzlich würde die Politik gerne wissen, welche Maßnahmen zur Lärmreduzierung an der Hauptverkehrsstraße in Unterbilk umgesetzt werden können.
Weniger glücklich über ein niedrigeres Tempolimit zwischen Bilker Kirche und Palmenstraße wäre die Rheinbahn.„Wenn wir uns mit dem Individualverkehr eine Spur teilen, was hier der Fall ist, würde auch für die Rheinbahn 30 gelten“, sagt Heike Schuster, Sprecherin des Verkehrsunternehmens. Die Folge: Der ÖPNV würde verlangsamt,„was uns Verlustzeiten bringen würde“. Rainer Hirsch hat das mal ausgerechnet:„Die Straßenbahnen würden bei Tempo 30 vier Sekunden verlieren“, sagt er. Für Hirsch verkraftbar.
Ihre Meinung Was halten Sie von einer Geschwindigkeitsreduzierung auf Hauptstraßen? Auf welchen Hauptstraßen in Düsseldorf sollte Ihrer Meinung nach außerdem Tempo 30 gelten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an duesseldorf@rheinische-post.de mit dem Betreff „Tempo 30“.