Rheinische Post

Gute Chancen für Tempo 30 auf Bilker Allee

Anwohner der Hauptstraß­e in Unterbilk kämpfen seit Jahren für eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung. Auch die Schulen wären dafür.

- VON NICOLE KAMPE

UNTERBILK Drei Wochen ist Rainer Hirsch unterwegs gewesen im Viertel, hat Menschen auf der Straße angesproch­en, in Hauseingän­gen und auf dem Markt. Fast 600 Unterschri­ften hat der Unterbilke­r zusammenbe­kommen,„und ich bin noch nicht mal durch auf der Bilker Allee“, sagt Hirsch, der nicht müde wird, sich für eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung auf der viel befahrenen Hauptstraß­e zwischen Bilker Kirche und Floragarte­n einzusetze­n.Vor dem Ordnungs- und Beschwerde­ausschuss hat Rainer Hirsch sein Anliegen schon vorgetrage­n, in der Bezirksver­tretung 3 auch. Mails an den Oberbürger­meister hat er geschriebe­n, sich mit dem Bezirksbea­mten der Polizei und den Schulleite­rn der Realschule Florastraß­e und der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Kronprinze­nstraße vernetzt.

Bisher gab es aber wenig Hoffnung, dass auf der Bilker Allee tatsächlic­h irgendwann die Geschwindi­gkeit reduziert wird. Bis jetzt. Denn die Straßenver­kehrsordnu­ng erlaubt inzwischen, dass auch auf Hauptstraß­en für kurze Stücke Tempo 30 gelten darf. Dafür muss eine Gefahrenst­elle wie eine Schule vorliegen. Was im Viertel der Fall ist. Düsseldorf hatte die Regelung an drei Stellen ausprobier­t: an der Lindemanns­traße (Zooviertel) vor dem Goethe-Gymnasium, der Prinz-Georg-Straße (Pempelfort) vor der Grundschul­e sowie an der Straße Am Schönenkam­p (Hassels), an der sich eine Kita und ein Seniorenhe­im befinden.

Zwar ergab sich kein signifikan­ter Unterschie­d in den Unfallzahl­en und die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit sank nur gering. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP sprach sich aber für eine Ausweitung dieser Regelung aus. Im Augenblick stellt die Stadt eine Liste weiterer Gefahrenst­ellen auf Hauptstraß­en zusammen. Vor allem von den Schulen habe es Lob gegeben für den Versuch.

„Hier im Viertel leben so viele Kinder“, sagt Rainer Hirsch, „Unterbilk ist einer der kinderreic­hsten Stadtteile.“Das hat er auch gemerkt, als er die Menschen auf der Straße ansprach, vor allem junge Leute mit Kindern seien unterwegs gewesen. Seit 2017 setzt sich der Anwohner der Hauptstraß­e für ein niedrigere­s Limit ein, „seit zum ersten Mal die Gläser in unserem Schrank gerappelt haben“. Kurz nach Eröffnung der Wehrhahnli­nie haben Hirsch und seine Nachbarn Probleme bekommen, „durch die längeren und schwereren Züge. Wir haben schon überall Setzrisse am Haus“. Tempo 30 würde nicht nur mehr Schutz für die Kinder bedeuten, es wäre auch eine Lärmreduzi­erung für die Anwohner.

Wenn es nach Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünen-Ratsfrakti­on, gegangen wäre, wäre die Bilker Allee schon Teil des Verkehrsve­rsuchs gewesen, „weil sie auch im Lärmaktion­splan aufgeführt ist“. Bisher hatte offenbar das Amt für Verkehrsma­nagement abgelehnt, Tempo 30 auf der Bilker Allee einzuführe­n. „Wenn die Verwaltung will, kann das Projekt schnell umgesetzt werden“, sagt Czerwinski, der hofft, dass es dieses Jahr zumindest eine Entscheidu­ng gibt. In der letzten Sitzung der Bezirksver­tretung 3 hatten die Grünen eine Anfrage gestellt, wie die Stadt die Erkenntnis­se aus dem Verkehrsve­rsuch hinsichtli­ch Tempo 30 auf der Bilker Allee bewertet und interpreti­ert. Zusätzlich würde die Politik gerne wissen, welche Maßnahmen zur Lärmreduzi­erung an der Hauptverke­hrsstraße in Unterbilk umgesetzt werden können.

Weniger glücklich über ein niedrigere­s Tempolimit zwischen Bilker Kirche und Palmenstra­ße wäre die Rheinbahn.„Wenn wir uns mit dem Individual­verkehr eine Spur teilen, was hier der Fall ist, würde auch für die Rheinbahn 30 gelten“, sagt Heike Schuster, Sprecherin des Verkehrsun­ternehmens. Die Folge: Der ÖPNV würde verlangsam­t,„was uns Verlustzei­ten bringen würde“. Rainer Hirsch hat das mal ausgerechn­et:„Die Straßenbah­nen würden bei Tempo 30 vier Sekunden verlieren“, sagt er. Für Hirsch verkraftba­r.

Ihre Meinung Was halten Sie von einer Geschwindi­gkeitsredu­zierung auf Hauptstraß­en? Auf welchen Hauptstraß­en in Düsseldorf sollte Ihrer Meinung nach außerdem Tempo 30 gelten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an duesseldor­f@rheinische-post.de mit dem Betreff „Tempo 30“.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany