Rheinische Post

Großes Raten um „Masked Singer“

Die Show ist ein Erfolg für ProSieben. Eine zweite Staffel mit prominente­n und maskierten Sängern ist geplant.

- VON LARISSA SCHWEDES DÜSSELDORF

KÖLN (dpa) Dieser Mann und seine Konkurrent­en geben zurzeit Millionen Menschen in Deutschlan­d Rätsel auf: Ein zur Unkenntlic­hkeit verkleidet­er Sänger im Astronaute­nanzug bewegt sich wie schwerelos über die ProSieben-Bühne – und singt eine Ballade. Als die letzten Töne verklingen, lässt er das Mikrofon in seinem Glitzerhan­dschuh langsam sinken. Das Publikum tobt, der Applaus will nicht enden. Um genug Anrufe der Zuschauer muss sich der Kandidat der Sendung„The Masked Singer“keine Sorgen machen. Es sind die üblichen Balladen, üblichen Gute-Laune-Hits: Was die Musik angeht, unterschei­det sich „The Masked Singer“kaum von anderen Shows. Doch eines ist völlig anders. Es ist Trumpf und Problem der Sendung zugleich. Am Donnerstag (20.15 Uhr) steigt das Halbfinale. Millionen werden zuschauen.

Das Konzept ist so simpel, dass es fast verwunderl­ich ist, dass es erst im Jahr 2019 im deutschen Fernsehen gelandet ist: Prominente verkleiden sich, bis man sie nicht erkennt, und performen auf einer Bühne. Alle anderen müssen raten, wer dahinter steckt. So muss sich der als Astronaut verkleidet­e Publikumsl­iebling nicht nur gegen tierische Rivalen wie Grashüpfer, Panther oder Kudu durchsetze­n, sondern auch gegen einen Engel und ein kleines, pinkes Monster.

Obwohl die Zuschauer vor den Fernsehern wie in klassische­n Casting-Shows ihren Favoriten per Anruf in die nächste Runde wählen, geht es bei „The Masked Singer“gar nicht so sehr ums Gewinnen, sondern vielmehr darum, das Geheimnis der eigenen Identität möglichst lange zu wahren. In den USA war die Rate-Show ein großer Erfolg.

Auch ProSieben fährt hierzuland­e mit der Maskenpara­de Rekordquot­en ein – in der vierten Folge schauten rund 100.000 Zuschauer mehr als in der Vorwoche zu, insgesamt waren es an dem Abend mehr als drei Millionen. Unter den jüngeren zwischen 14 bis 49 hatte die Show einen Marktantei­l gut 27 Prozent. Und die Sendung hat mit jeder Ausgabe Publikum gewonnen. Das gelingt im deutschen TV so gut wie nie.

Der Erfolg könnte auch daran liegen, dass Zuschauer sich nicht nur am Donnerstag­abend den Kopf zerbrechen. Sie rätsele „24 Stunden, 7 Tage die Woche“, sagt Collien Ulmen-Fernandes, die mit Ruth Moschner und Max Giesinger zum ständigen Rate-Team der Sendung gehört. Mittlerwei­le verfolgten die Spekulatio­nen sie bis in ihre Träume.

Auch auf Twitter und Facebook wird eifrig geraten: „Max Mutzke, eindeutig“, schreibt ein Nutzer über den Sänger im glitzernde­n Raumanzug – ein Tipp, der sich ziemlich hartnäckig hält. Im sendereige­nen Online-Tippspiel finden nicht nur ganz ernst gemeinte Tipps Zustimmung: Hinter dem brachial auftretend­en Macho im Kudu-Kostüm müsse US-Präsident Donald Trump stecken, so einer der Top-Tipps der Ratenden.

Zu jedem Auftritt gibt es Hinweise auf den jeweiligen Sänger hinter der Maske, etwa in kurzen Videos oder durch Afrikas Gegenständ­e geheimnisv­olle auf Welten der Bühne. 20.15 Uhr, ARTE Aber (1+2/2), bringen ein Burger, eine Trillerpfe­ife oder Buchstaben­kekse wirklich die Lösung näher? Beim Rate-Team lösen die Indizien „Grenz- zuletzt flüsse“eher noch größere Verwirrung aus. „Ich weiß nicht mal mehr, wer ich selber bin“, rief Ulmen-Fernandes verzweifel­t.

Um das Geheimnis zu wahren, gelten bei ProSieben strenge Regeln. Auch hinter der Bühne müssen die Kandidaten maskiert bleiben und einheitlic­he „Don‘t Talk to me“-Pullis tragen. Lediglich acht Mitarbeite­r wüssten, wer sich hinter den Masken verbirgt, heißt es vom Sender. Auch die Kandidaten stellt das vor besondere Herausford­erungen:„Am schwierigs­ten war es, meine Mutter anzulügen“, sagte das schwedisch­e Model Marcus Schenkenbe­rg nach seiner Enthüllung als Eichhörnch­en in der vergangene­n Sendung.

Den Moment der Demaskieru­ng erleben viele Fans der Sendung bisher als Enttäuschu­ng.„War nicht die Rede von „Stars“unter den Masken?“, schrieb ein Zuschauer auf Twitter nach der Enthüllung des 50-jährigen Schenkenbe­rg - den insbesonde­re viele Jüngere offensicht­lich nicht kannten. Auch als Schauspiel­er Heinz Hoenig (67) eine Woche zuvor seine Kakadu-Maske fallen ließ, hagelte es Spott. ProSieben-Chef Daniel Rosemann stört das nicht: „Kritik gehört zu jeder erfolgreic­hen Show“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Der Sender lässt sich von der Kritik nicht verunsiche­rn und plant schon eine zweite Staffel für 2020. „Ich freue mich jetzt auf neue verrückte Masken im nächsten Jahr“, so Rosemann. Ob die erste Staffel bis zum Finale am 1. August noch mehr Prominenz zu bieten hat, als die bisher Ausgeschie­denen vermuten lassen? Da hilft nur Abwarten – und Weiterräts­eln.

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FOTOS: DPA FOTO: NDR NATURFILM/IVO NÖRENBERG Die Zuschauer vermuten Gil Ofarim oder Jan Josef Liefers im Grashüpfer-Kostüm. Diese Figur heißt Kudu, und der Favorit für das Kostüm ist Moderator Daniel Aminati.

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