Brian Eno komponiert Countrymusik fürs All
Klassiker Brian Eno hat viele gute Platten gemacht, diese gehört zu seinen besten. „Apollo“erschien im Original bereits 1983, nun liegt sie in einer digital polierten und erweiterten Version vor. Die Wiederbegegnung lohnt allein deshalb, weil man den Evergreen in Enos Werk in ungeahnter Frische hört: „Deep Blue Day“ist Enos kleine Geldmaschine. Keine seiner Kompositionen wurde so oft lizensiert und für Filme verwendet, etwa in „Trainspotting“, „28 Days Later“und „Traffic“.
„Apollo“selbst ist ja auch ein Soundtrack, und zwar für eine Produktion des Regisseurs Al Reinert. Der hatte 35-Millimeter-Dokumaterial von den Apollo-Missionen zusammengeschnitten und dazu Enos Stücke laufen lassen. Das Album bietet drei Arten von Kompositionen: die leicht düsteren Stücke wie die großartige Eröffnung „Under Stars“. Sanfte Ambient-Musik wie „Drift“. Außerdem – und das macht den Reiz dieser Veröffentlichung aus – Instrumentals mit elektronischem Country-Flair. Eno hatte nämlich gehört, dass jeder Astronaut damals eine Musikkassette mit ins All nehmen durfte. Alle entschieden sich für Country-Musik, das faszinierte Eno, und so entwarf er Klänge für Weltraum-Cowboys, für die endlose interstellare Prärie. Enos Bruder Roger machte mit, Daniel Lanois spielte die Pedal-Steel-Gitarre; besonders toll und warm auf „Always Returning“und „Silver Morning“. Eno und Lanois produzierten im Jahr darauf „The Unforgettable Fire“von U2, und man bildet sich ein, dass sie bei dessen erstem Song, „A Sort Of Homecoming“, noch ein bisschen auf der Umlaufbahn waren. Der Edition von „Apollo“ist eine CD mit neuem Material beigegeben. Man hört sich das gerne an, die elf Tracks haben indes nicht die Qualität der ersten CD, sie wirken kühl, stellenweise aufdringlich in ihrer Space-Verliebtheit. Macht nichts: schöne Wiederveröffentlichung.