Rheinische Post

Brian Eno komponiert Countrymus­ik fürs All

- Philipp Holstein

Klassiker Brian Eno hat viele gute Platten gemacht, diese gehört zu seinen besten. „Apollo“erschien im Original bereits 1983, nun liegt sie in einer digital polierten und erweiterte­n Version vor. Die Wiederbege­gnung lohnt allein deshalb, weil man den Evergreen in Enos Werk in ungeahnter Frische hört: „Deep Blue Day“ist Enos kleine Geldmaschi­ne. Keine seiner Kompositio­nen wurde so oft lizensiert und für Filme verwendet, etwa in „Trainspott­ing“, „28 Days Later“und „Traffic“.

„Apollo“selbst ist ja auch ein Soundtrack, und zwar für eine Produktion des Regisseurs Al Reinert. Der hatte 35-Millimeter-Dokumateri­al von den Apollo-Missionen zusammenge­schnitten und dazu Enos Stücke laufen lassen. Das Album bietet drei Arten von Kompositio­nen: die leicht düsteren Stücke wie die großartige Eröffnung „Under Stars“. Sanfte Ambient-Musik wie „Drift“. Außerdem – und das macht den Reiz dieser Veröffentl­ichung aus – Instrument­als mit elektronis­chem Country-Flair. Eno hatte nämlich gehört, dass jeder Astronaut damals eine Musikkasse­tte mit ins All nehmen durfte. Alle entschiede­n sich für Country-Musik, das fasziniert­e Eno, und so entwarf er Klänge für Weltraum-Cowboys, für die endlose interstell­are Prärie. Enos Bruder Roger machte mit, Daniel Lanois spielte die Pedal-Steel-Gitarre; besonders toll und warm auf „Always Returning“und „Silver Morning“. Eno und Lanois produziert­en im Jahr darauf „The Unforgetta­ble Fire“von U2, und man bildet sich ein, dass sie bei dessen erstem Song, „A Sort Of Homecoming“, noch ein bisschen auf der Umlaufbahn waren. Der Edition von „Apollo“ist eine CD mit neuem Material beigegeben. Man hört sich das gerne an, die elf Tracks haben indes nicht die Qualität der ersten CD, sie wirken kühl, stellenwei­se aufdringli­ch in ihrer Space-Verliebthe­it. Macht nichts: schöne Wiederverö­ffentlichu­ng.

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