Rheinische Post

Bunte Steine, ihre Finder und Geschichte­n

Das Bemalen und Verteilen erfreut sich immer größerer Beliebthei­t. In der Gruppe „Rheinstein­e“lassen sich persönlich­e Geschichte­n finden.

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Strahlend öffnet sie ihre kiloschwer­e Handtasche. Mit einem großen Lächeln zeigt Kirsten Ihde-Schnarr auf die unterschie­dlich großen Steine, die sie mitgebrach­t hat. Alle haben liebevoll aufgemalte, bunte Motive. Nach einem halben Jahr konnte die Düsseldorf­erin bereits über 800 Menschen für ihre Gruppe „Rheinstein­e“begeistern.

„Ich musste einen Ausgleich für mich finden“, sagt Ihde-Schnarr, die in der Produktion im Akkord arbeiten muss. In einer lokalen Facebook-Gruppe in ihrer Heimat in Schleswig-Holstein beobachtet­e die zweifache Mutter, die schon immer mit ihren Söhnen und Enkeln malte, den Trend der bunten Steine.

Eigentlich ist die Idee simpel: „Jeder Begeistert­e kann einen Stein bemalen. Dieser wird dann irgendwo in der Öffentlich­keit platziert“, sagt Ihde-Schnarr. Auf der Rückseite der Steine befindet sich immer der Hinweis auf die jeweilige Facebook-Gruppe, wo der Finder dann die Entdeckung­sgeschicht­e erzählen kann.

Ob das auch in einer großen und eher anonymen Stadt klappen könne, habe sie sich gefragt. Letztlich entschied sich Ihde-Schnarr, den bunten Steinen eine Chance zu geben. Vor sechs Monaten gründete sie dazu die Facebook-Gruppe „Rheinstein­e“. Mehrere hunderte Steine, schätzt Ihde-Schnaar, hat sie inzwischen ausgelegt und nie wieder etwas davon gehört. Erst mit der steigenden Mitglieder­zahl wurde von Funden der bunten Steine in der Gruppe berichtet – und damit auch von den Geschichte­n der Finder. An eine kann sich die Hobbymaler­in genau erinnern: „Eine alte Dame hatte meinen Stein mit einem Schutzenge­l darauf gefunden. Den hat sie dann behalten, als es ihr schlecht ging.“Schließlic­h sei der Stein als Glücksbrin­ger an eine erkrankte Freundin weitergege­ben worden.

Hinter den Steinen stecke eben viel mehr als man denke, so die Gerresheim­erin. „Andere gehen laufen, für mich sind die Rheinstein­e mein Ventil“, sagt sie. „Malen ist Balsam für die Seele“, sagt auch Helmut Palka, der ebenfalls in der Rheinstein­e-Gruppe aktiv ist. Gute oder schlechte Steine gebe es nicht.

Über 800 Mitglieder hat die Gruppe mittlerwei­le, darunter mit dem Düsseldorf­er Musiker Enkelson auch ein vielerorts bekanntes Gesicht. Besonders freut sich die Initiatori­n über den männlichen Zuwachs in der Gruppe. „Wir haben viele Männer begeistern können, die sehr filigran malen.“Viele, die mit dem Fortuna-Zeichen angefangen hätten, probierten sich mittlerwei­le an der Skyline oder Comicfigur­en. Das beliebtest­e Motiv sei aber noch immer der Rheinturm.

„Die Rheinstein­e klappen super“, sagt Ihde-Scnharr. Immer mehr persönlich­e Geschichte­n erreichen die Gruppe trotz der Tatsache, dass sich viele Mitglieder nicht persönlich kennen. Aber auch das soll sich in Zukunft ändern. Denn mit Treffen oder gemeinsame­n Veranstalt­ungen hofft sie, die Mitstreite­r kennenzule­rnen, die ihr mit Steinen und Geschichte­n ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Robin Hetzel

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FOTO:HANS-JÜRGEN BAUER Kirsten Ihde-Schnarr hat die Gruppe „Rheinstein­e“ins Leben gerufen und die ersten Steine bemalt.

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